Düsseldorf 3:1 – Fortuna geht an ihre Grenzen und gewinnt

Düsseldorf · Der Bundesliga-Aufsteiger aus Düsseldorf setzt sich gegen den Europa-League-Teilnehmer VfB Stuttgart durch und stoppt damit einen Negativtrend im Kampf um den Klassenerhalt.

 Den Ball im Blick: Zugang Robert Tesche hat die Fäden im Mittelfeld der Düsseldorfer gezogen – und sein Team so zum Erfolg geführt.

Den Ball im Blick: Zugang Robert Tesche hat die Fäden im Mittelfeld der Düsseldorfer gezogen – und sein Team so zum Erfolg geführt.

Foto: Andreas Krebs

In der Arena haben sie einen großen Sohn der Stadt geehrt. Nach dem Schlusspfiff erklang der "Enzian" von Heinz Georg Kramm, einer größeren Fangemeinde besser bekannt als Heino. Die musikalische Untermalung wurde nach wenigen Sekunden indes unterbrochen – und durch die inoffizielle Vereinshymne ersetzt. Wenn Fortuna einen Sieg feiert, wird eben nur zu "Tage wie diese" von den Toten Hosen geschunkelt. Der Bundesliga-Aufsteiger hat sich durch das 3:1 gegen den VfB Stuttgart nachhaltig im Kampf um den Klassenerhalt zurückgemeldet. Nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge zeigte das Team von Trainer Norbert Meier, was möglich ist, wenn das Kollektiv an seine Grenzen geht.

Meier hat gehörig am System geschraubt. Er hat die Defensive umgestellt, um so mehr Zugriff auf das Spiel zu bekommen. Alle Verteidiger standen höher, damit wurden die Stuttgarter beim Spielaufbau frühzeitig unter Druck gesetzt. "Wir haben es nur ein paar Mal in der Woche trainiert", sagt Linksverteidiger Johannes "Jojo" van den Bergh. "Es hat sich gleich gut angefühlt. Wir haben das System perfekt umsetzen können. Aber wir wissen diesen Sieg auch ganz gut einzuordnen. Es ist jetzt nicht plötzlich alles wieder gut, was letzte Woche noch schlecht war. So einfach geht es auch nicht."

Tatsächlich ist es aber auch nicht viel komplizierter. Denn im Gegensatz zu den vorigen Auftritten hat Fortuna eben nicht eine erste Halbzeit zu großen Teilen verschlafen. Der Australier Robbie Kruse machte mit seinem Doppelpack (10./37.) schnell deutlich, dass man an diesem Nachmittag im Stadtteil Stockum nicht gewillt war, dem Gegner Spielraum zu gewähren. "Nur so haben wir in dieser Klasse eine Chance", befindet Kruse. "Wir müssen an unsere Grenzen gehen. Das gelingt nicht immer, aber umso schöner, wenn wir uns durchsetzen."

Daran hatte auch Robert Tesche als Strippenzieher im Mittelfeld einen gehörigen Anteil. Er hat es verstanden, in der Schnittstelle zwischen Offensive und Defensive entscheidende Akzente zu setzen. Und da die Leihgabe vom Hamburger SV in Kapitän Andreas Lambertz einen nimmermüde rackernden Nebenmann hatte, der die VfB-Stars mit seiner Laufbereitschaft bis aufs Blut nervte, ging Meiers Rechnung auf. "Ein bisschen Harakiri war das schon", sagt der Coach hinterher, "ein System zu spielen, das man nur eine Woche lang eingeübt hat. Aber manchmal geht so etwas auf."

Manchmal funktioniert es auch, wenn man einen Spieler völlig überraschend auf die Bank setzt. Oliver Fink, in fast allen bisherigen Spielen unter den besten Fortunen, fand sich am Samstag zunächst dort wieder, erzielte dann nach seiner Einwechslung das entscheidende 3:1. "Als alle Passwege zu waren, dachte ich mir, schieß' halt", berichtet der Bayer. "Entweder ich treffe unseren Präsidenten auf der Tribüne, oder das Ding ist drin." Dass Letzteres eintraf, dürfte den so angesprochenen Peter Frymuth mindestens ebenso gefreut haben wie Fink.

(RP)
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