Irak-Konflikt beherrscht politischen Aschermittwoch Stoiber: "Der muss weg"

Passau/Schwerte (rpo). "Der muss weg" - diesen Satz wiederholte der unterlegene Kanzlerkandidat Edmund Stoiber beim politischen Aschermittwoch imm wieder. Beschädigte Beziehungen zu den Amerikanern, Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Reformstau seien das Resultat von Schröders Amtszeit.

Er werde der erste deutsche Bundeskanzler sein, der am politischen Aschermittwoch eine Rede halte, hatte Stoiber vor einem Jahr in der Nibelungenhalle als Unions-Kanzlerkandidat angekündigt. Auch wenn daraus nichts geworden ist, will sich Stoiber seine gewachsene bundespolitische Bedeutung unbedingt erhalten. Das zeigt sich schon an der Kleidung: Nach seiner Kür zum Kanzlerkandidaten trat Stoiber vor einem Jahr erstmals nicht mehr im früher üblichen Trachtenanzug auf die Bühne, sondern im staatsmännischen Anzug. Dabei ist es auch in diesem Jahr geblieben.

Im Spagat zwischen Staatsmann und Bierzeltredner liefert Stoiber dennoch die vom Publikum erhoffte Polit-Gaudi mit krachledernen Attacken: "Schröders 3-T-Konzept: Tarnen, täuschen, tricksen." In der Irak-Frage habe Schröder mit seiner "aggressiven und beleidigenden" Politik die deutsch-amerikanischen Beziehungen zu Gunsten einer zweifelhaften Achse Berlin-Paris auf Jahre zerrüttet.

Und auch für Schröders Innenpolitik hagelt es Kritik von Stoiber. Deutschland nähere sich der Grenze von fünf Millionen Arbeitslosen. Und der Kanzler habe nichts besseres zu tun, als die Arbeitslosenstatistik "fälschen" zu wollen. Kurzum: "Der schlechteste Kanzler aller Zeiten in der Bundesrepublik Deutschland." In Bayern ist alles besser: "210 Sonnentage im Jahr", wirbt die CSU in ihrem Video zur Eröffnung der Veranstaltung.

Minutenlang applaudieren die begeisterten Gäste nach der Rede. Sie erheben sich von ihren Bänken und skandieren im obligatorischen Sprechchor "Edmund, Edmund". Wie jedes Jahr sind ganze Reisebusse norddeutscher CSU-Fans angereist. Willi Winkelmann, der seit 25 Jahren aus dem niedersächsischen Peine nach Passau kommt, ist von Stoibers Rede begeistert. "Das war ja noch besser als im letzten Jahr", sagt der 65-Jährige. "Hier wird einfach deutlich gesagt, dass die in Berlin nur Mist machen." Und CSU-Generalsekretär Thomas Goppel jubelt: Das sei die "größte Rede, die er je gehalten hat", gratuliert der "General" seinem Chef.

Doch es gab auch besinnliche Töne an diesem 51. Polit- Aschermittwoch. Denn für die CSU hieß es Abschied nehmen von der Nibelungenhalle. Seit dem Umzug aus dem zu eng gewordenen Wolferstetter Keller in Vilshofen im Jahre 1975 fand der Aschermittwoch in dem NS-Bau im Herzen Passaus statt - nun wird die Halle abgerissen. Nächstes Jahr findet das Politspektakel in einer modernen und wesentlich größeren Mehrzweckhalle ein neues Zuhause. "Da wird man schon ein bisschen wehmütig", sagt der Vilshofener Landtagsabgeordnete Franz Meyer, seit 1970 dabei und einer der Organisatoren des Umzugs nach Passau im Jahr 1975. "Aber wir werden die gute Stimmung in die neue Halle mitnehmen können. Das Wichtigste ist: Der Aschermittwoch bleibt in Passau."

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