Ziele und Hürden beim Ausbau Wie viele Windräder braucht es für die Energiewende?

Berlin · Das Bundeskabinett hat am Mittwoch ein Gesetzespaket auf den Weg gebracht, das deutlich mehr Flächen für Windkraft nutzbar machen soll. Nachfolgend ein Überblick über Hürden und Konflikte beim Bau von Windrädern.

 Windräder stehen zwischen den Inseln Rügen und Bornholm in der Ostsee.

Windräder stehen zwischen den Inseln Rügen und Bornholm in der Ostsee.

Foto: dpa/Jens Büttner

Deutschland erreicht seine Klimaziele nur, wenn der Energiesektor anstelle von Kohle, Erdöl und Gas auf klimafreundliche Alternativen setzt. Für die Stromversorgung ist der Bau von Windkraftanlagen zentral. Das Bundeskabinett hat am Mittwoch ein Gesetzespaket auf den Weg gebracht, das sicherstellen soll, dass deutlich mehr Flächen für Windkraft nutzbar werden. Nachfolgend ein Überblick über die bisherigen Hürden und Konflikte beim Bau von Windrädern.

Was sind die Ziele beim Ausbau der Windkraft?

Bis 2030 sollen Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 115 Gigawatt installiert sein. So sieht es das vor Ostern auf den Weg gebrachte, veränderte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor. Aktuell sind es knapp die Hälfte. Zur Einschätzung: Ein Gigawatt entspricht grob umgerechnet in etwa der Leistung eines Atomkraftwerks. Allerdings mangelt es an Flächen, um die Ausbaupläne für Windenergie auch umzusetzen. So ist derzeit rund 0,8 Prozent der Landfläche bundesweit für Windkraft ausgewiesen, nur etwa 0,5 Prozent wird tatsächlich genutzt. Die Bundesregierung will nun ein Zwischenziel von bundesweit 1,4 Prozent für Ende 2026 gesetzlich verpflichtend machen. Ende 2032 sollen zwei Prozent erreicht sein.

Bedeuten die Pläne, dass künftig mindestens viermal so viele Windräder in Deutschland stehen werden?

Nicht unbedingt. Moderne Windräder sind viel effizienter als die älteren. So hat eine 2021 installierte Windenergieanlage durchschnittlich eine Leistung von knapp 4.000 Kilowatt. Zum Vergleich: Die ersten Windräder Anfang der Achtzigerjahre kamen gerade einmal auf eine Nennleistung von 55 Kilowatt, Anfang der Neunziger waren es 300 Kilowatt. In Summe müssen künftig also nicht zwangsläufig viel mehr Windräder in der Landschaft stehen als heute, um die Ziele zu erreichen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gab zuletzt eine sehr vage Schätzung ab, wonach deren Zahl im Jahr 2030 zwischen dem heutigen Stand und dem doppelten oder dreifachen Wert liegen wird.

Wie viele Windräder sind heute in Deutschland in Betrieb?

An Land sind es laut Bundesnetzagentur rund 30.000. Sie haben eine installierte Gesamtleistung von etwa 55 Gigawatt. Mit Abstand die meisten Windräder stehen in Niedersachsen (mehr als 6.000), während Schleswig-Holstein (mehr als 3.000) Spitzenreiter beim Zubau von Anlagen pro Quadratkilometer ist. In Bayern stehen rund 1.100 Windräder. Der Ausbau der Windkraft im Freistaat ist fast vollständig zum Erliegen gekommen. Auch bei den Flächenbeitragswerten gehört Bayern mit maximal 0,5 Prozent zu den Schlusslichtern. Baden-Württemberg hat, ebenso wie Thüringen und Sachsen, bei den Windrädern noch nicht die 1.000er-Marke überschritten. Auch bei den ausgewiesenen Flächen hinken diese Länder hinterher.

Woran hapert es beim Ausbau der Windkraft?

Es gibt viele Hürden. Bei der Windkraft an Land sind bislang die Bundesländer zuständig. Auch verschiedene Behörden sind involviert, was den Genehmigungsprozess noch bürokratischer macht. In manchen Bundesländern gibt es besondere Einschränkungen. So gilt in Bayern die sogenannte 10H-Regel: Beim Bau neuer Windräder muss ein Mindestabstand vom zehnfachen der Anlagenhöhe zur nächsten Wohnbebauung eingehalten werden. In Thüringen wurde Windenergie im Wald komplett untersagt. Baden-Württemberg kommt beim Ausbau der Windenergie trotz grünem Ministerpräsidenten nur langsam voran, unter anderem weil dort Rotmilane, eine geschützte Greifvogelart, brüten.

Warum werden nicht alte Windräder einfach durch neue, effizientere ersetzt?

Das sogenannte „Repowering“ ist nicht so einfach, wie es klingt. Denn wenn ein Windrad durch ein moderneres ersetzt wird, muss das Genehmigungsverfahren noch einmal durchlaufen werden. Und eine viel größere Anlage darf an vielen der bisherigen Standorte - zum Beispiel aus Gründen des Lärmschutzes - nicht aufgebaut werden.

(chal/epd)
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