Kolumne „Mit Verlaub!“ Her mit unserer Nationalspeise

Die Soziale Marktwirtschaft braucht wieder mehr Unterstützer.

Kolumne „Mit Verlaub!“: Her mit unserer Nationalspeise
Foto: dpa/Uli Deck

Bekanntlich lässt sich jedes Leben in der Rückschau erklären, aber nur vorwärts schreitend führen. Da das Jahr noch blutjung ist, neigt man dazu, beides zu tun: das, was gewesen ist und das, was möglicherweise kommt, ins Auge zu fassen. Mancher wünscht sich Vergangenheit als Gegenwart, so wie es Martin Walser im Roman „Ein springender Brunnen“ schreibt: „In der Vergangenheit, die alle zusammen haben, kann man herumgehen wie in einem Museum.“
Das war die Vorspeise, nun zum Hauptgang: Zwei Leser – einer aus Düsseldorf, der andere aus Krefeld – tischten neulich Konkretes auf. Sie verwiesen auf die Nationalspeise „Soziale Marktwirtschaft“ und das große, leider vergilbte Rezept aus elterlicher/großelterlicher Küche dazu. Der Krefelder schrieb, dass mit dem Zusammenbruch der DDR nicht der Kapitalismus den Sozialismus, vielmehr die freiheitliche Ordnung das totalitäre System überwunden habe. Die freie und soziale Marktwirtschaft sei die Basis, auf dem unser Land stehe. Sie gehöre nicht ins Poesiealbum romantischer Erinnerung. Der Düsseldorfer tat Butter bei die Fische und erwähnte die „Düsseldorfer Leitsätze“ von 1949, angerichtet von dem später so erfolgreichen „Kochlehrling“ CDU. Diese Zeitung titelte damals: „Das Ziel der CDU: Soziale Marktwirtschaft“. Wir wissen: Die Partei hatte ein paar Starköche, die Menschen strömten in deren Restaurants und gingen gesättigt nach Hause. Heute gibt es viel Nouvelle Cuisine, mehr Schein als Sein also, die Nationalspeisen-Rezeptur liegt zwischen den Silberlöffeln, beim Feiertagsbesteck. Wo ist in der CDU der Sternekoch, der seine orientierungslos gewordenen Kochlöffel-Azubi wieder zurück an den Herd holt, damit sie lernen, ein wohlschmeckendes, preiswertes Menü für freie, tüchtige und sozial verantwortungsbewusste Bürger auf die Teller zu bringen!?

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