Dreikönigstreffen der FDP Der Schulterschluss von Lindner und Macron

Stuttgart · Jährlich finden sich die Liberalen in Stuttgart zum Dreikönigstreffen ein. Um Wunden zu lecken, neue Strategien zu entwickeln und in diesem Jahr vor allem auch, um die Zusammenarbeit mit dem französischen Präsidenten zu feiern.

Dreikönigstreffen der FDP in Stuttgart: Lindner und Macron wagen Schulterschluss
Foto: dpa, bwe htf

Für die FDP ist das Staatstheater in Stuttgart zu Beginn jedes Jahres ein Ort großer Gefühle. Hier erfuhren die Liberalen, dass CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer sie an der Saar aus der Regierungskoalition geworfen hatte, hier trotzten sie regelmäßig den miesen Umfragewerte mit der (auch unerfüllten) Hoffnung, dass sich das Blatt bis zum jeweiligen Wahltag noch wenden möge. Und hier treten sie an diesem Sonntag in einer bemerkenswerten Gefühlslage an. Kramp-Karrenbauer steht wieder für die Hoffnung auf eine FDP-Mitregierung im Bund, die Umfragewerte sind derart stabil nah an der Zehn-Prozent-Marke wie selten zuvor in der FDP-Geschichte, und nach dem Wiedereinzug in die Landtage von Wiesbaden und Mainz schicken sich die Liberalen an, auch im Osten bei den anstehenden Wahlen wieder eine Rolle zu spielen.

Die Jungen Liberalen wollen mit einer Aktion vor dem Theaterbau jedoch eigene Akzente setzen. Sie bereiten eine Strandlandschaft vor, um unter dem Motto „Keine Palmen nördlich von Stuttgart“ ein neues Denken in Sachen Ökologie und Ökonomie anzuregen. Juli-Chefin Ria Schröder steht zudem auch für neues Denken in Sachen personeller Präsenz der FDP in der öffentlichen Wahrnehmung. Vielen geht die Verkürzung der früheren Ein-Themen-Partei FDP auf eine Ein-Personen-Partei gegen den Strich. Beim Parteitag im Frühjahr soll die FDP-Europa-Spitzenkandidatin Nicola Beer an die Parteispitze aufrücken. Die Brandenburgerin Linda Teuteberg könnte neue Generalsekretärin werden.

Ein Schwerpunkt der Kundgebung dürfte der Schulterschluss von Parteichef Christian Lindner mit Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sein. Dessen „En-March“-Bewegung geht mit der FDP und der Familie der liberalen Parteien in Europa ein Wahlbündnis ein. „Wir freuen uns wahnsinnig darüber“, sagt Außenexperte Alexander Graf Lambsdorff. Zwar hat Macron im Umgang mit den Gelbwesten-Protesten einige Schritte vollzogen, die bei der FDP keine Zustimmung finden. Dennoch unterstreicht Lambsdorff, dass Macron mit seinen verschiedenen Reformen vom Arbeitsmarkt bis zur Rente „auf dem richtigen Weg“ sei, um Frankreich wettbewerbsfähiger zu machen.

Am Wochenende will die FDP auch Front machen gegen eine „verhängnisvolle Selbstzufriedenheit der Regierungen in Berlin und Stuttgart“, wie der Stuttgarter FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke unserer Redaktion sagte. „Mit der Haltung ,klappt doch - uns geht‘s doch gut‘ verpassen wir in vielen wichtigen Bereichen den Anschluss“, erläutert Rülke. Dreikönig will die FDP deshalb dieses Mal mit den Konzepten einer besseren Regierung verbinden.

(may)
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