Anti-Terrorgipfel Internationale Kriegserklärung an Sekte Boko Haram

Paris · "Wir sind hier, um Boko Haram den Krieg zu erklären." Mit diesen Worten will der Präsident Kameruns, Paul Biya, den Ernst der Lage deutlich machen. Immer aggressiver schlagen Islamisten in Nigeria zu. Der Terror greift jetzt auch auf Kamerun über. In Paris zeigen sich afrikanische Staatschefs entschlossen und einig in ihrem Willen, den Kampf aufzunehmen.

 Kameruns Präsident Paul Biya, Nigerias Präsident Goodluck Jonathan und der französische Präsident Francois Hollande während des Anti-Terror-Gipfels in Paris.

Kameruns Präsident Paul Biya, Nigerias Präsident Goodluck Jonathan und der französische Präsident Francois Hollande während des Anti-Terror-Gipfels in Paris.

Foto: ap

Auf dem Anti-Terrorgipfel Frankreichs mit fünf afrikanischen Ländern haben die Teilnehmer einen "globalen, regionalen, mittel- und langfristigen" Aktionsplan gegen den Terror beschlossen. Die islamistische Terrororganisation destabilisiert nicht nur den Norden Nigerias. Sie ist zu einer Gefahr für ganz Afrika geworden, darin waren sich die versammelten Staatschefs in Paris einig.

Doch während man sich in Paris für Gegenaktionen rüstet, setzt Boko Haram den Terror fort, diesmal in Kamerun. Dort wurden bei einem Angriff auf eine chinesische Fabrik zwei Menschen getötet. Vor einem Monat hatten die Islamisten mehr als 200 Schülerinnen in Nordnigeria verschleppt. Trotz internationaler Hilfe wird die Suche nach den Schülerinnen immer schwieriger. Boko Haram habe die Mädchen vielleicht in mehrere Gruppen aufgeteilt. Möglich sei auch, dass sie über die Grenze nach Kamerun verschleppt worden seien, sagen Sicherheitsexperten.

Extremistengruppen vernetzen sich

Zahlreiche weitere islamistische Terrorgruppen verbreiten auf dem Kontinent ebenfalls Angst und Schrecken. Besonders gefürchtet sind die somalische Al-Shabaab-Miliz und Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM). Letztere gilt durch zahlreiche kriminelle Aktivitäten mittlerweile als wohlhabendste Mitgliedsorganisation des Terrornetzwerks Al-Kaida. Unter anderem finanziert sich die Gruppe durch Lösegelder, die mittels Entführung westlicher Staatsbürger erpresst werden.

Chronik der Anschläge der Boko-Haram-Sekte
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Foto: dapd, Dele Jones

Seit Jahren vermuten Experten, dass die Extremistengruppen immer enger zusammenarbeiten. Nur so konnte es ihnen gelingen, ihr Operationsgebiet in Afrika immer weiter auszubreiten und in der ganzen Sahelzone bis hin nach Somalia ein Klima der Instabilität zu schaffen. Bereits 2012 hatte der Chef des US-Afrikakommandos (Africom), General Carter Ham, gewarnt: "Die Verbindungen zwischen AQIM und Boko Haram sind sehr besorgniserregend. Es gibt Anzeichen, dass sie nicht nur Gelder und Sprengstoff teilen, sondern auch gemeinsame Trainings absolvieren."

Im Fadenkreuz: Mali, Somalia und Nigeari

Vom Terror besonders schlimm betroffen sind seit einigen Jahren Mali, Somalia und Nigeria. Was die drei Krisenstaaten gemeinsam haben, sind ethnische und religiöse Spannungen sowie die bittere Armut des Großteils der Bevölkerung.

Gleichzeitig sind alle drei Länder aber strategisch wichtig, was sie für die Islamisten zu einer reizvollen Zielscheibe macht: Mali gilt als wichtiges Transitland für den Drogenhandel aus Südamerika: Über eine Schmuggelroute durch die Wüste gelangt das Rauschgift nach Europa, den wichtigsten Absatzmarkt für die Kartelle. Somalia verfügt hingegen über einen direkten Zugang zum Golf von Aden und zum Indischen Ozean, während Nigeria wegen seiner Bodenschätze - und speziell wegen der reichen Ölvorkommen - für die Dschihadisten von Interesse ist.

Boko Haram will Gottesstaat

Allerdings scheinen die einzelnen Terrorgruppen unterschiedliche Ziele zu verfolgen: Die Boko Haram will vor allem den nigerianischen Präsidenten Goodluck Jonathan stürzen und im Norden des Landes einen Gottesstaat auf Grundlage einer strengen Auslegung der Scharia errichten. Deshalb sind bis heute überwiegend Nigerianer Ziel der blutigen Anschläge. Al-Shabaab hat da globalere Ambitionen. Der radikalste Teil der Gruppe will nicht nur einen Islamistenstaat am Horn von Afrika aufbauen, sondern eine Beteiligung der Gruppe an einem weltweiten Dschihad.

Sicher scheint, dass die Weltgemeinschaft dringend handeln muss, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Sonst riskiert ein großer Teil Afrikas, gänzlich unter die Kontrolle von Fanatikern zu geraten, die zu allem bereit scheinen, um die Region unter ihre Kontrolle zu bringen.

(dpa)
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