Interview Marion Halfmann Wie globales Denken an der Uni funktioniert

In einem internationalen Umfeld studieren und voneinander profitieren – diese Vision hat die Hochschule Niederrhein. Marion Halfmann, Professorin für Marketing und Vertrieb und Beauftragte für Internationalisierung des Präsidiums, erklärt die Idee.

 Denkt über Grenzen hinweg: Professorin Marion Halfmann.

Denkt über Grenzen hinweg: Professorin Marion Halfmann.

Foto: Hochschule Niederrhein

Frau Halfmann, wieso möchte sich die Hochschule Niederrhein – übrigens wie viele andere Hochschulen derzeit – internationaler aufstellen?

Halfmann In den vergangenen Jahren musste man sich über den Zulauf von Studierenden wenig Gedanken machen. Und für die Hochschule Niederrhein, die hier in der Region stark verankert ist, war Internationalisierung sicher nicht das Thema Nummer 1. Aber: Wir stehen vor einem demografischen Wandel, die Zahl der inländischen Schulabgänger wird sinken. Gleichzeitig hat die Corona-Pandemie die Digitalisierung unheimlich gepuscht und die internationale Wissenschaft und Wirtschaft noch stärker miteinander vernetzt. Und in diesem Szenario ist eine stärkere Internationalisierung ein wichtiger Weg, für den wir mit dem neuen Hochschulentwicklungsplan eine Strategie erarbeiten wollen.

Wie steht es denn aktuell um die Internationalisierung an der Hochschule Niederrhein?

Halfmann Je nach Fachbereich hat Internationalisierung eine unterschiedliche Bedeutung, aber insgesamt ist mein Eindruck, dass es viel mehr gute Initiativen gibt, als die Hochschule sich selbst manchmal bescheinigt. Wir haben Kollegen mit hervorragenden Auslandskontakten, es gibt Double Degree-Programme, gemeinsame Veranstaltungen mit ausländischen Hochschulen und Studiengänge, die sehr international ausgerichtet sind – nicht flächendeckend, aber es ist eigentlich schon ganz viel da. Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten, an Partnerhochschulen Zeit im Ausland zu verbringen und wir bieten auch ein breite Vielfalt an Sprachkursen. In einem ersten Schritt möchte ich all diesen Initiativen die Möglichkeit geben, bekannter zu werden und zu wachsen. Es wäre schön, wenn mehr Kollegen und Studierende den Mut aufbringen würden, Schritte in Richtung Internationalisierung zu gehen. Eventuelle Sprachbarrieren sind nach meiner Erfahrung übrigens in der Praxis dann das geringste Problem – niemand spricht perfekt Englisch und das wird auch nicht erwartet. Man darf nur keine Hemmungen haben.

Internationalisierung bedeutet auch, dass Studierende aus dem Ausland nach Krefeld und Mönchengladbach kommen sollen. Wie kann das glücken?

Halfmann Dafür müssen wir uns natürlich auf den einschlägigen Messen und Plattformen bekannter machen, um internationale Studierende für ein Auslandssemester oder sogar ein ganzes Studium bei uns zu begeistern. Das bedeutet aber auch: Wir brauchen englischsprachige Angebote. Internationale Studierende möchten auf Englisch studieren, Deutsch ist da eben nicht Weltsprache. Einige englischsprachige Master haben wir bereits, ebenso den englischsprachigen Bachelor „Textile and Clothing Management“ sowie – ganz neu – den Bachelor „Sales and Marketing“. Diese beiden Beispiele zeigen auch, wie einzigartig unser Angebot ist, und darauf wollen wir auch setzen: Mit einzigartigen, qualitativ hochwertigen Studiengängen international bekannt werden.

Krefeld und Mönchengladbach sind international keine bekannten Städte im Vergleich zum nahen Düsseldorf oder Köln.

Halfmann Das ist gerade gut. Denn ausländische Studierende wünschen meist gar keine riesigen Metropolen, zumal angehende Bachelor-Studenten ja oft noch sehr jung sind, so dass manchmal auch die Eltern gar nicht so glücklich sind, wenn das Kind in einer ausländischen Millionenstadt studieren will. Krefeld und Mönchengladbach haben die Nähe zu Großstädten zu bieten, liegen grenznah in einem landschaftlich attraktiven Umfeld und bieten einen sicheren, familiären Rahmen an einem überschaubaren Campus. Quasi das Beste aus allen Welten.

Wie sieht ihre Vision für einen internationalen Campus aus?

Halfmann Was den Campus angeht, muss man natürlich klar die Wohnungsfrage stellen. In vielen anderen Ländern ist das Wohnen direkt auf dem Campus üblich, und ausländische Studierende erhalten meist mit dem Studienplatz auch ein Zimmer auf dem Campus. Da müssten wir also noch an Lösungen arbeiten und das Ankommen erleichtern. Auch sind unsere Campusse nicht durchgängig zweisprachig beschildert, auch Broschüren etc. müssten durchgängig zweisprachig sein. Das kommt mit der Zeit.

Die Hochschule Niederrhein ist eng mit den hiesigen Unternehmen vernetzt. Wie passt das zur Internationalisierung?

Halfmann Das ergänzt sich perfekt, bedingt sich geradezu! Denn viele unserer Unternehmen hier sind längst international unterwegs, arbeiten mit Partnern auf der ganzen Welt zusammen. Sie brauchen Personal, das entsprechend aufgestellt ist, das gut Englisch spricht und eben so gut beispielsweise mit deutschen wie mit chinesischen oder indischen Kunden und Handelspartnern umgehen kann.

Wie profitieren die hiesigen Studierenden von einem internationaleren Umfeld?

 Halfmann Sie profitieren von der praxisnahen Vorbereitung auf den Beruf in internationalen Teams. Lehre und Forschung werden durch eine Mischung der Nationalitäten und Hintergründe ungemein spannend. Es ist das eine, wenn ich mit einer rein deutschen Studierendengruppe über das Thema Datenschutz rede, oder mit einer internationalen Gruppe aus Deutschen, Amerikanern und Chinesen beispielsweise. Man lernt voneinander und die unterschiedlichen Perspektiven bereichern den Studienalltag enorm.

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