Ältere, Schwangere und Eltern Die 11 wichtigsten Fragen zur Grippe-Impfung

Düsseldorf · In NRW sind die ersten Dosen eingetroffen. Für Ältere gibt es nun einen Hochdosis-Impfstoff gegen Influenza. Die Stiko gibt grünes Licht für eine parallele Impfung gegen Corona und Grippe. Was Ältere, Eltern und Schwangere jetzt wissen müssen.

 Die Stiko empfiehlt für Ältere einen Hochdosis-Impfstoff.

Die Stiko empfiehlt für Ältere einen Hochdosis-Impfstoff.

Foto: obs/choreograph

Alle reden über Corona, doch auch Grippe-Impfungen stehen wieder an. In den Praxen im Rheinland sind die ersten Chargen eingetroffen. „Wer gegen die Grippe vorsorgt, schützt nicht nur seine eigene Gesundheit, sondern auch die vieler anderer. So kann jeder dafür sorgen, dass nicht zusätzlich die Influenza das Pandemie-Geschehen beeinflusst“, sagte Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Zugleich gibt die Ständige Impfkommission (Stiko) grünes Licht für die parallele Impfung gegen Corona und Influenza.

  1. Wer sollte sich impfen lassen? „Ich rate vor allem älteren Menschen und Immungeschwächten, in den kommenden Wochen die Influenza-Impfung in ihrer Stammpraxis wahrzunehmen“, sagte Bergmann. Die Stiko empfiehlt die Influenza-Impfung für alle Personen ab 60 Jahre und für Personen mit einer chronischen Erkrankung von Herz oder Kreislauf, Leber oder Niere, mit Diabetes oder Multipler Sklerose. Zudem sollten sich Personen impfen lassen, die mit Risikopatienten in einem Haushalt leben. Auch Personen, die ein erhöhtes Risiko durch ihren Beruf haben, sollten sich immunisieren lassen: Dazu zählt die Stiko medizinisches Personal und Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr wie Schulen, Kitas und öffentliche Ämter.
  2. Was ist mit Schwangeren? Die Stiko empfiehlt, dass sich Schwangere ab dem zweiten Drittel immunisieren lassen. Bei erhöhter Gefährdung wegen eines Grundleidens sollte die Impfung schon früher erfolgen. Schwangere haben bei einer Influenza ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe, so die Stiko. „Da es sich bei den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen um Totimpfstoffe handelt, ist eine Impfung generell in jedem Stadium der Schwangerschaft unbedenklich“, so die Stiko. Für gesunde Schwangere empfehle man die Impfung dennoch erst ab dem zweiten Drittel, um zu verhindern, „dass die im ersten Drittel häufiger auftretenden Spontanaborte fälschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden und für die Betroffenen zu einer psychischen Belastung werden“.
  3. Wie wirksam ist der Impfstoff? Das ist in jeder Saison anders. Denn die Hersteller müssen schon früh abschätzen, was der im Winter vorherrschende Virustyp ist und ihre Produktion anpassen. Stimmen die zirkulierenden Influenzaviren sehr gut mit dem Impfstoff überein, wird bei jungen Erwachsenen eine Schutzwirkung bis zu 80 Prozent beobachtet, so das RKI. Ältere haben dagegen oft eine schwächere Immunantwort, so dass die Spritze bei ihnen weniger gut wirkt. Alle Geimpften haben aber, selbst wenn sie sich anstecken, meist milde Verläufe.
  4. Was ist der Hochdosis-Impfstoff für Ältere? Wege der schwächeren Immunantwort von Älteren haben Hersteller nun für sie einen Hochdosis-Impfstoff entwickelt. Im Vergleich zu „normalen“ Influenza-Vakzinen enthält er die vierfache Antigenmenge. Die Stiko empfiehlt den Einsatz für Menschen ab 60 Jahren. Der Hochdosis-Impfstoff kann aber im Vergleich zu Standard-Impfstoffen mehr Nebenwirkungen verursachen: „Es können vor allem lokale Nebenwirkungen an der Injektionsstelle (Schmerz, Rötung, Schwellung) in erhöhtem Maße auftreten“, so die Stiko. Zugelassen ist hier Efluelda von Sanofi Pasteur. Der Hersteller Seqirus hat ebenfalls ein Vakzin (Fluad) für Senioren entwickelt: Es enthält einen Wirkverstärker.
  5. Können die Älteren wählen? Ja. „In diesem Jahr besteht für die älteren Patienten noch die Wahl zwischen dem einfach dosierten und dem Hochdosis-Impfstoff“, sagt Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein. Das sei wichtig, damit bei Lieferausfällen auch eine andere Impfmöglichkeit besteht. „Ich kann nur dazu raten, über 60 Jahren den Hochdosis-Impfstoff zu verwenden“, sagt Preis. Die Wirksamkeit von Grippe-Impfstoffen sei viel niedriger als bei den Impfstoffen gegen Corona oder anderen Erkrankungen. „Ältere haben nicht so eine gute Immunantwort, deshalb kommt man mit dem Hochdosis-Impfstoff besser durch den Winter."
  6. Gibt es genug Impfstoff? Die KV ist zuversichtlich: „Um die Nachfrage in den kommenden Wochen entsprechend decken zu können, haben die Praxen im Rheinland schon im Frühjahr mehr Impfdosen bestellt.“ Vor einem Jahr gab es 1,2 Millionen Grippe-Impfungen im Rheinland, das war ein Anstieg zum Vorjahr um ein Fünftel. Thomas Preis hingegen mahnt: „Im vergangenen Jahr waren die Grippe-Impfstoffe schon im Oktober nicht mehr lieferbar, deshalb sollte sich jeder rechtzeitig ab Oktober an seinen Hausarzt wenden.“ AOK-Versicherte könnten sich in diesem Jahr zudem auch in über 500 Apotheken im Rheinland gegen die Grippe impfen lassen, so der Verband.
  7. Wann soll man sich gegen Influenza impfen lassen? „Den besten Schutz vor einer Erkrankung mit der Influenza bietet eine rechtzeitige Impfung – etwa zwischen Ende September und November“, sagte Vize-KV-Chef Carsten König. „Dann ist man zu Beginn der Grippewelle, die in der Regel zu Beginn des neuen Jahres auftritt, geschützt. Nach der Impfung dauert es nämlich etwa zwei Wochen, bis der Körper genügend Antikörper produziert hat.
  8. Kann man sich gegen Corona und Influenza zugleich impfen lassen? Diese Frage stellen sich vor allem Ältere, die nun zur Auffrischung ihrer Corona-Impfung (meist die dritte Dosis) aufgerufen sind. Einen kombinierten Grippe-Corona-Impfstoff gibt es zwar noch nicht. Aber die Stiko hält es für unbedenklich, wenn beide Impfungen an einem Termin gegeben werden. Nach allen vorliegenden Daten scheine das kein großes Problem zu sein, sagte Stiko-Chef Thomas Mertens im MDR. Es gebe keine Hinweise darauf, dass bei einer gleichzeitigen Impfung einer der beiden Impfstoffe nicht mehr wirke. Auch im Rheinland soll es nun Doppel-Impfungen geben. „Die jüngsten Äußerungen der Stiko-Spitze zum zeitlichen Abstand von Grippe und Booster-Impfung wurden von uns an die Niedergelassenen im Rheinland kommuniziert und können insofern auch umgesetzt werden“, erklärte ein KV-Sprecher. Es werde noch eine offizielle Stellungnahme der Stiko erwartet. Die Hausärzte in NRW stehen bereit: „Die Verträglichkeit ist gut. Für die Patienten, die beide Impfungen zusammen wünschen, sind das dann beim Impftermin zwei Piekser: Einmal rechter Arm, einmal linker Arm“, sagt Oliver Funken, Chef des Hausarzt-Verbands NRW.
  9. Wann sollte man die Kombi-Impfung vereinbaren? „Es ist gut, dass sich die Stiko schon so frühzeitig positioniert hat, Ärzte und Versicherte sparen so zusätzliche Impftermine“, sagt Apotheker  Preis. Eine kombinierte Impfung sei sicher und gut verträglich, bei vielen Erkrankungen kämen Kombi-Impfungen zum Einsatz. Die Grippeimpfung sollte aber nicht zu spät erfolgen, mahnt er. Der Abstand zwischen der zweiten und dritten Corona-Impfung soll laut Stiko sechs Monate betragen. Bei Johnson&Johnson soll die Auffrischung sechs Monate nach der einzigen Dosis erfolgen. „Dann ist es manchmal schon zu spät für eine Grippeimpfung, dann wäre es besser zwei Impftermine zu machen", sagt Preis.
  10. Können auch Kinder gegen Influenza geimpft werden? Ja. Manche Länder empfehlen die Impfung generell für Kinder. Die Stiko in Deutschland empfiehlt sie für Kinder mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung ab einem Alter von sechs Monaten. Kinder erhalten in der Regel dieselbe Dosis wie Erwachsene. Neben dem klassischen Totimpfstoff, der inaktivierte Viren oder Bestandteile der Viren enthält, gibt es für Kinder zwischen zwei und 17 Jahren auch einen Lebendimpfstoff, der als Nasenspray (LAIV) gegeben wird. Das kommt etwa für Kinder mit Spritzenangst in Frage.
  11. Welche Nebenwirkungen gibt es? Das RKI beruhigt: „Der saisonale Influenza-Impfstoff ist in der Regel gut verträglich.“ In Folge der natürlichen Auseinandersetzung des Organismus mit dem Impfstoff könne es bei der Impfung mit dem Totimpfstoff – wie bei anderen Impfungen auch – vorübergehend zu Lokalreaktionen kommen wie leichte Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Impfstelle. „Der Lebendimpfstoff aus abgeschwächten Influenzaviren kann eine verstopfte oder laufende Nase auslösen.“ Unabhängig vom Impfstoff treten gelegentlich vorübergehend Symptome wie bei einer Erkältung auf, also Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen. „In der Regel klingen diese Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Tagen folgenlos wieder ab“, so das RKI.
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