Nahost-Konflikt Tödlicher Anschlag in Jerusalem – Polizei erschießt Attentäter

Jerusalem · Ein Palästinenser hat in Jerusalem einen Israeli getötet und vier weitere verletzt, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Nach Angaben der Polizei ereignete sich der Angriff in der Nähe eines Eingangs zum Tempelberg.

 Polizisten in Jerusalem.

Polizisten in Jerusalem.

Foto: AFP/MENAHEM KAHANA

Die Polizei veröffentlichte Bilder von einer improvisierten Schusswaffe und einem Messer vom Tatort in der Altstadt. Die extremistische Hamas-Organisation pries den Angriff in einer Erklärung als „heroische Operation“ und erklärte, der Angreifer sei ihr Mitglied. Die Gruppe reklamierte die Tat aber nicht für sich.

Nach Angaben der Polizei ereignete sich der Angriff in der Nähe eines Eingangs zum Tempelberg. Die Gewalt rund um die Stätte, die von Juden und Muslimen als heilig angesehen wird, hat schon früher zu Kämpfen zwischen Israel und den Palästinensern geführt, zuletzt im Mai.

Rettungskräfte teilten zunächst mit, ein Mensch sei lebensgefährlich verletzt worden, ein weiterer schwer und drei hätten leichte Verletzungen. Wenig später erklärte das Hadassah-Krankenhaus in Jerusalem, einer der Verletzten sei gestorben. Der Angreifer wurde noch am Tatort für tot erklärt. Zwei der Leichtverletzten waren nach Angaben der Behörden Polizeibeamte.

Die Polizei identifizierte den Angreifer als einen 42 Jahre alten Mann aus Ostjerusalem. Der Minister für öffentliche Sicherheit, Omer Bar Lev, sagte vor Journalisten, bei dem Schützen handele es sich um ein Mitglied des politischen Arms der Hamas aus dem Flüchtlingslager Schuafat im Osten Jerusalems. Die Ehefrau des Mannes habe das Land drei Tage zuvor verlassen.

Die militant-islamistische Hamas erklärte, der Widerstand der Palästinenser gegen die „zionistische Besatzung“ werde weiterhin mit allen Mitteln geführt. Dies gelte so lange, bis die Besatzer von den heiligen Stätten und aus dem gesamten Land vertrieben seien, sagte Sprecher Abdel Latif al-Kanu.

Dimiter Tzantchev, der designierte EU-Botschafter in Israel, teilte via Twitter mit, seine Gedanken seien bei den Opfern des „feigen Angriffs in der Altstadt von Jerusalem“ und verurteilte „diesen sinnlosen Angriff auf Zivilisten“.

Die EU betrachtet ebenso wie die USA und Israel die Hamas als Terrorgruppe. Großbritannien hat am Freitag angekündigt, nicht länger zwischen dem politischen und dem militärischen Arm der Hamas zu unterscheiden und sie insgesamt zu verbieten. Der israelische Präsident Isaac Herzog rief andere Staaten auf, dem Beispiel Londons zu folgen. „Die Tatsache, dass der Terrorist vom "politischen Arm" der Hamas kommt, zwingt die internationale Gemeinschaft, diese als Terrorgruppe einzustufen“, twitterte Herzog.

Der Vorfall vom Sonntag war der zweite dieser Art in der historischen Altstadt Jerusalems in den letzten Tagen, aber allgemein kommen Schießereien selten vor. Am Mittwoch wurde ein palästinensischer Teenager erschossen, nachdem er auf zwei israelische Grenzpolizisten eingestochen hatte. Die Beamten wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Israel eroberte Ostjerusalem, einschließlich der Altstadt und ihrer christlichen, muslimischen und jüdischen heiligen Stätten, zusammen mit dem Westjordanland und dem Gazastreifen im Nahostkrieg 1967. Später annektierte es Ostjerusalem, was von den meisten Staaten nicht anerkannt wurde. Die Palästinenser streben das besetzte Westjordanland und den Gazastreifen für einen künftigen unabhängigen Staat an, dessen Hauptstadt Ostjerusalem sein soll.

(mba/dpa)
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