Jeden Sonntag im Einsatz Paul Kuban aus Ossenberg lebt seinen Traum auf Schalke

Rheinberg · Der Siebenjährige gehört dem Förderkader des FC Schalke 04 an. Der Schüler soll bei seinem Heimatverein, der JSG Borth-Millingen, weiter reifen. Sein Vater Stefan, selbst glühender Schalke-Fan, macht seinem jüngsten Sohn aber keinen Druck.

 Paul Kuban aus Ossenberg will mal ein ganz Großer werden.

Paul Kuban aus Ossenberg will mal ein ganz Großer werden.

Foto: Stefan Kuban

Trainieren wie die königsblauen Stars und irgendwann in die Fußstapfen von Manuel Neuer, Leroy Sané oder Julian Draxler treten. Das ist der Traum vieler Kinder in ganz Deutschland. Ob Fußballschule oder Feriencamp. Die Schalker „Knappenschmiede“ macht in Sachen Scouting vieles möglich, um seinem ausgezeichneten Ruf als eines der besten Nachwuchsleistungszentren Europas auf Dauer weiter gerecht zu werden. Paul Kuban hat den ersten Schritt geschafft. Der Sohn von Stefan Kuban gehört dem Förderkader des S 04 an.

Die Idee, seinen Jüngsten beim Trainingskurs anzumelden, kam dem A-Liga-Trainer des SSV Lüttingen vor ziemlich genau einem Jahr. „Ich wollte einfach mal sehen, wie er sich macht, wenn mehrere gute Fußballer zusammenkommen“, sagt Kuban. Und sein Sohn Paul präsentierte sich ordentlich. Sechs Sonntage durfte der F-Jugend-Spieler der JSG Millingen/Borth vor den ausgebildeten Jugendtrainern sein Können unter Beweis stellen. Nach vier weiteren Grundkurs-Einheiten waren die Verantwortlichen überzeugt und nahmen ihn in den Förderkader auf. Paul Kuban war sofort Feuer und Flamme. „Er hat natürlich richtig Bock drauf und würde am liebsten die ganze Zeit im Wohnzimmer oder im Garten bolzen. Da muss ich ihn manchmal schon bremsen“, sagt Stefan Kuban, dessen älterer Sohn Felix (14) in der Borther C-Jugend spielt.

Zur Erklärung: Anders als bei anderen Profiklubs ist die Schalker „Knappenschmiede“ in vier Bereiche unterteilt: Übergangbereich (U 19, U 23), Leistungsbereich (U 15, U 16, U 17), Aufbaubereich (U 12, U 13, U 14) und Grundlagenbereich (U 8, U 9, U 10, U 11). Zu letzterem zählt Paul Kuban nun seit Frühjahr. Die Besonderheit: Durch die Zusammenlegungen mehrerer Jahrgänge werden die Kinder in aller Ruhe herangeführt und im frühen Alter nicht sofort aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen. In den jüngsten Teams spielen nur Kinder fest in der Mannschaft, die im Umkreis von 15 Autominuten wohnen. Aussortiert wird in der Regel ab der U 11, auch der Fahrdienst beginnt erst zu Beginn des Aufbaubereichs. „Sie wollen nicht, dass man seine halbe Kindheit im Auto verbringt und die Kinder einfach Kinder sein lassen. Darauf wird auf Schalke sehr viel Wert gelegt“, sagt Stefan Kuban.

So soll sein Sohn (Jahrgang 2015) in seinem ersten F-Jugend-Jahr weiter in Borth auf Torejagd gehen und in den kommenden Spielzeiten als Führungsspieler reifen. Stefan Kuban steht Paul stets zur Seite und ist parallel zu seinem Amt in Lüttingen noch als dessen F-Jugend-Coach tätig. Druck übt er keinen aus – im Gegenteil. „Wir sehen das locker, lassen die Kleinen einfach spielen und achten noch nicht viel auf Positionsspiel und taktische Dinge.“

Bis zum 17. Dezember verging seit Januar 2022 kaum ein Sonntagmorgen, an dem sich Paul und Stefan Kuban nicht auf den Weg nach Gelsenkirchen gemacht haben. Kuban gibt zu, dass es manchmal stressig sei, wenn man um 15 Uhr in der A-Liga an der Seitenlinie stehen müsse. „Es ist schon mit Aufwand verbunden. Aber man macht es natürlich gerne, wenn man ihn in Schalke-Sachen spielen sieht.“ Der vierte Förderkurs am 22. Januar startet noch in der Halle direkt neben der Veltins-Arena, ehe es im Frühling wieder auf die Plätze auf dem über Jahre modern umstrukturierten Schalker Trainingsgelände neben der Geschäftsstelle geht.

Die Kubans sind nicht nur Fußballer durch und durch, sondern auch von Geburt an echte Schalke-Fans. Seine Dauerkarten hat Stefan Kuban aus zeitlichen Gründen zwar inzwischen abgegeben. Sofern es passt, werden pro Saison regelmäßige Familienausflüge zum Heimspiel unternommen. Dass die Mannschaft von Thomas Reis nach dem Aufstieg im Sommer schon ein gutes Stück abgeschlagen am Tabellenende steht, lässt das königsblaue Herz der Ossenberger bluten. „Ich bin ehrlich gesagt nicht so optimistisch und enttäuscht, was über weite Strecken der Hinrunde abgeliefert wurde. Die Qualität im Kader fehlt an vielen Stellen“, ärgert sich Kuban. Die Hoffnung auf die Aufholjagd im neuen Jahr sei aber noch nicht begraben.

Erst kürzlich erlebte der 52-Jährige noch ein großes Highlight, als er Norbert Elgert beim Training zuschaute und sich anschließend auf einen kurzen Smalltalk mit dem erfolgreichsten Jugendtrainer Deutschlands unterhielt. Der Lemken-Mitarbeiter ließ sich das Buch des U-19-Trainers „Gib alles – nur nie auf: Die Erfolgsstrategien vom Trainer der Weltstars“ persönlich signieren. „Seine Aura ist Wahnsinn. Das war schon ein krasser Moment, wenn man bedenkt, wen er alles nach oben geführt hat“, schwärmt Kuban, der seine aktive Laufbahn als Fußballer beim TuS Baerl zunächst im Tor verbrachte. In Scherpenberg wurde er zum Feldspieler umfunktioniert und agierte im späteren Verlauf als „Zehner“ und Libero. Mit Mitte 25 zog es ihn durch Freunde in seine heutige Heimat Ossenberg, wo Kuban direkt gegenüber vom Sportplatz lebt – und bis 2010 selbst die Concordia trainierte.

Über den SV Budberg II, den SV Orsoy und FC Moers-Meerfeld landete der Coach im Jahr 2017 beim SSV Lüttingen. Mit den „Fischerdörflern“ kämpft er dieses Jahr um den Klassenerhalt in der Kreisliga A.

Als Ausgleich wird man den Familienvater auch im kommenden Jahr oft genug auf Schalke sehen.

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