Wesel Wetter-Chaos sorgt jetzt für Sperrungen

Wesel · Während Wesel versank und das Aufräumen andauert, warten Landwirte neben der Schneise auf gemäßigten Regen.

Unwetter in NRW - umgeknickte Bäume, überflutete Straßen
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Unwetter in NRW - umgeknickte Bäume, überflutete Straßen

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Wort Wetterkapriolen kommt nicht von ungefähr. Der Dienstagnachmittag brachte dafür Musterbeispiele: Während Wesels Innenstadt in den Fluten des heftigen Niederschlags schier versank, kam bei benachbarten Landwirten fast nichts an. Wilhelm Neu, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, hätte auf seinem Hof in Brünen gern etwas mehr Regen gehabt. Am liebsten gleichwährend und gemäßigt über einen längeren Zeitraum. Bloß nicht auf einen Schlag. Neu hörte gestern in Münster bei einer Besprechung mit Landwirten aus Westfalken von Kollegen in Gütersloh, dass dort "das Getreide wie gewalzt am Boden liegt". Zwar gibt es die Möglichkeit, über die Hagelversicherung auch solche Ereignisse mitzuversichern. "Doch die wenigsten haben das", sagt Wilhelm Neu, der angesichts der immer spürbarer werdenden Folgen des Klimawandels glaubt, dass mehr spezielle Gefahrenversicherungen angeboten werden müssten.

 Land unter an der Zitadelle: Auf der Schillstraße hatte sich am Dienstag in Höhe des Stadtarchivs sowie der Musik- und Kunstschule - im Hintergrund ist das Niederrheinmuseum zu sehen - ein regelrechter See gebildet.

Land unter an der Zitadelle: Auf der Schillstraße hatte sich am Dienstag in Höhe des Stadtarchivs sowie der Musik- und Kunstschule - im Hintergrund ist das Niederrheinmuseum zu sehen - ein regelrechter See gebildet.

Foto: Hoppermann

Dass die Sturmschauer vom Dienstag hier im Wesentlichen auf eine Innenstadtschneise über Ringstraßen, Heubergpark, Bahnhof und Fusternberg beschränkt blieb, bestätigte unter anderem Landwirt Peter Heinen. Er hatte am Rand in Obrighoven "freundlicherweise 15 Liter auf den Quadratmeter" abbekommen, die er auch gut gebrauchen konnte, hatte aber ansonsten Glück gehabt. "Wir haben bei Böen etwas um unsere Erdbeertunnel gezittert, aber an den Obstbäumen sind zum Beispiel kaum Äste abgebrochen", sagt Heinen. Er ist froh, dass kein Hagel dabei war. Beim Viersener Tornado seien unlängst in Tönisvorst 80 Prozent der Äpfel zerstört worden. "Wenn ich die Wahl hätte zwischen Hagel und Regen, dann nähme ich lieber den Regen", sagt Heinen. Vom Starkregen weitgehend verschont blieben auch die Weseler Stadtteile Flüren und Bislich.

Da sah es in der Gesamtschau auf den Kreis Wesel schon aus. Wie die Kreisverwaltung gestern mitteilte, waren 233 Kräfte zu 63 Einsätzen in Alpen, Hamminkeln, Schermbeck, Sonsbeck, Wesel und Xanten ausgerückt. Auf der Bahnstrecke nach Duisburg kam der Verkehr zwischenzeitlich zum Erliegen.

 Lebensgefahr: Im Bereich des Nordglacis ist dieser Weg gesperrt, weil nach dem Unwetter vom Dienstagabend immer noch Äste herabfallen können. Die Baumkontrolle der ASG haben hier geprüft.

Lebensgefahr: Im Bereich des Nordglacis ist dieser Weg gesperrt, weil nach dem Unwetter vom Dienstagabend immer noch Äste herabfallen können. Die Baumkontrolle der ASG haben hier geprüft.

Foto: Klaus Nikolei

Wie berichtet, waren in Wesel besonders die Straßen betroffen. Überflutungen, gestürzte Bäume und angebrochene Äste gab es en masse. 51 Kräfte, zumeist Freiwillige der Löschzüge Stadtmitte, Bislich und Obrighoven waren bis etwa 22 Uhr am Werk, um vor allen Dingen Gefahrenstellen zu sichern und zunächst die wichtigsten Straßen wieder freizumachen. 32 Einsätze wurden gelistet, doch sind laut Wehrchef Thomas Verbeet unterwegs noch mehr Hilfeleistungen miterledigt. Gestern Morgen ging die Arbeit weiter. Der städtische Betrieb ASG war mit gut 15 Leuten unterwegs. Baumkontrolleure verschafften sich als erstes einen Überblick. Demnach sind bei dem Unwetter 30 bis 40 Bäume komplett verloren gegangen. Besonders betroffen waren ein kleines Wäldchen an der Oberndorfstraße am Lippeglacis, wo Bäume auch in die angrenzende Kleingartenanlage stürzten und Schäden anrichteten. Es herrscht Bruchgefahr.

Ebenso auf der Verlustliste stehen einige große Linden auf der Skateranlage am Mölderplatz. Wie der Weseler ASG-Betriebsleiter Ulrich Streich gestern sagte, sind die Glacis-Anlagen bis auf Weiteres gesperrt. Sie dürfen wegen akuter Lebensgefahr nicht betreten werden, da in vielen Baumkronen noch lose Äste hängen und etliche Bäume schräg stehen.

(fws)
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