Ein reiches Leben Ernst Fey zum 95. – auch Böll ist er begegnet

Wesel · Der Mitbegründer der Lebenshilfe und des Christlich-Jüdischen Freundeskreises Wesel wird heute 95 Jahre alt. In seinem reichen Leben hat er viel erlitten, mitgestaltet und Größen kennengelernt – darunter Heinrich Böll und Ludwig Erhard.

 Ernst Fey am Fenster seines Hauses in Wesel. Heute wird er 95. Ein bewegtes Leben hat der Jubilar geführt, unter anderem Heinrich Böll (r.) gut kennengelernt.

Ernst Fey am Fenster seines Hauses in Wesel. Heute wird er 95. Ein bewegtes Leben hat der Jubilar geführt, unter anderem Heinrich Böll (r.) gut kennengelernt.

Foto: FF

Ein reiches, von vielen besonderen Begegnungen geprägtes und bisweilen auch abenteuerliches Leben hat Ernst Fey geführt, der sich unter anderem als Mitbegründer der Lebenshilfe in Rees-Groin sowie des Christlich-Jüdischen Freundeskreises Wesel einen Namen gemacht hat. Heute wird er 95 Jahre alt.

Wenngleich seit Jahrzehnten in Wesel als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer wirkend, liegen Feys Wurzeln in Duisburg. Dort wurde er als elftes Kind einer katholischen Familie geboren. Sein Vater betrieb ein mittelständisches Unternehmen, saß lange für die Zenrumspartei im Duisburger Stadtrat. Nach der sogenannten Machtergreifung wurde er von den Nationalsozialisten inhaftiert, kam durch Intervention von Freunden wieder frei, aber sein Betrieb wurde boykottiert. Der zwischenzeitlich Untergetauchte war nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Weseler Franz Etzel (1957-1961 Bundesfinanzminister) ein Mitbegründer der CDU Duisburg.

Auch der jetzige Jubilar machte in der NS-Zeit Erfahrungen mit Entwicklungen, denen er später sein starkes Engagement für Toleranz und Verständigung entgegensetzte. Während der Schulzeit war samstags Staatsjugendtag. Da Ernst kein Mitglied der Hitlerjugend war, durfte er ebenso wie Juden nicht teilnehmen. „Fey und Juden raus“, hieß es da. Trotzdem durfte Ernst an den Deutschen Meisterschaften in der Leichtathletik teilnehmen. Aktiv war er zudem als Torwart beim MSV Duisburg und paddelnd bei den Deutsche Kanumeisterschaften. 1942 machte er trotz eines gewissen Außenseiterstatus’ ein gutes Abitur und kam als Pilot zur Luftwaffe. In Dresden wurde er, wegen Spritmangels unter den Bodentruppen, während der verheerenden Luftangriffe 1945 schwer verwundet. Auf dem Weg in die Kriegsgefangenschaft ging es in Wesel über die Pontonbrücke der Alliierten nach Frankreich, wo er im Lager Freundschaft mit Heinrich Böll (1917-1985) schloss. Nach dem Krieg unternahm er Lesereisen mit dem späteren Literatur-Nobelpreisträger. Dokumentiert ist Manches davon in dem Band „Die Hoffnung ist wie ein wildes Tier“, der den Briefwechsel Bölls mit Ernst-Adolf Kunz 1945-1953 wiedergibt.

Ernst Fey studierte in Bonn Volkswirtschaftslehre, promovierte und arbeitete zunächst bei einer Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Düsseldorf. Mit Hein, wie Böll bei den Feys genannt wird, gab es viele Kontakte. Ein reger, sehr persönlicher Briefwechsel zeugt davon. Und es gab auch Konflikte.

Ernst Fey und seine aus Wesel stammende Frau Marianne geborene Faßbender hatten zu Studienzeiten Vorlesungen bei Ludwig Erhard (1897-1977), dem ersten Wirtschaftsminister und zweitem Kanzler der jungen Bundesrepublik. Wie dieser standen sie hinter der sozialen Marktwirtschaft, während der linksdenkende Böll die Planwirtschaft für richtig hielt. Laut Marianne Fey wurde das Verhältnis wieder besser, als Böll den sowjetischen Dissidenten Alexander Solschenizyn (und später auch Lew Kopelew) bei sich aufnahm.

Eine eigene Praxis gründete Ernst Fey in Wesel. Sportlich blieb er sehr aktiv als Schwimmer, Skifahrer, Reiter, Motor- und Segelflieger. Außerdem wirkte er in der Schulpflegschaft des Weseler Jungengymnasiums (heute Konrad-Duden-Gymnasium). Seine Arbeit als Schatzmeister der Lebenshilfe führt sein Sohn Dirk bis heute fort. Fey ist seit 63 Jahren mit seiner Studienfreundin Marianne verheiratet. Sie haben zwei Söhne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort