Weseler Niederrheinhalle Politik setzt auf „Sichtprüfungen“

Wesel · Der Gebäudeausschuss diskutierte die Zukunft der Veranstaltungshalle. Ein Büro soll nun Investoren suchen.

 Blick in den Empfangsbereich der Niederrheinhalle mit Tresen.

Blick in den Empfangsbereich der Niederrheinhalle mit Tresen.

Foto: Klaus Nikolei

Es wurde zwar am Dienstagabend im Gebäudeausschuss ein Beschluss gefasst – eine echte Gewissheit für die Zukunft der Niederrheinhalle gibt es damit aber nicht. Gegen die Stimmen von Linken, Grünen und SPD-Vertreter Hilmar Schulz wurde festgelegt, dass der Betrieb der Halle bis Ende 2021 gesichert werde. Für 60.000 Euro soll ein Büro beauftragt werden, Investoren für einen Hallenbau mit Hotelanschluss nach Wesel zu locken. Ob dies gelingt? Thomas Moll, Fraktionschef von Wir für Wesel, war gleich mal skeptisch: „Mir fehlt der Glaube, dass wir einen Investor finden.“

Ein Vertreter der Kommunalagentur NRW, ein Beratungsbüro für Kommunen, versuchte darzulegen, wie die Investoren nach Wesel kommen. Christian Scheffs verwendete recht häufig die Begriffe „Prozess“ und „Transparenz“ und zeigte sich am Ende zuversichtlich, dass es sogar mehrere Bewerber geben könne. Der Königsweg sei ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren, dessen Schritte er skizzierte. 24 Monate werde das Verfahren dauern. Die Politiker wollten von ihm wissen, welche Erfahrungswerte und Referenzobjekte er denn habe. Scheffs räumte ein, dass bisher mit diesem Verfahren nur Windkraftanlagen realisiert wurden. Derzeit laufe in einer Nachbarkommune ein ähnliches Verfahren wie das für Wesel passende für ein Hochbauprojekt. Hier dürfe er aber noch keine Details nennen.

Anita Timmreck von der Verwaltung nannte die Zahlen, die die Politiker in den nächsten Jahren bewegen werden. Von 16,5 Millionen Euro Gesamtsanierungsbedarf sei auszugehen. Die Verwaltung kam auf Gesamtkosten von knapp zwölf Millionen Euro. Dazu käme aber noch ein 40-prozentiger Risikoaufschlag. Bei der Sanierung des Daches gebe es „akuten Handlungsbedarf“, sagte Timmreck, die auch einräumte: „Wir können die Halle, so wie sie ist, nicht im Bestand sanieren.“ Sie zeigte sich aber zuversichtlich, dass man mit einer jährlichen Sichtprüfung zunächst über die Runden komme. Das nahmen CDU und SPD beruhigt zur Kenntnis. CDU-Fraktionschef Jürgen Linz liebäugelte gar damit, auch über 2021 hinaus mit einer solchen Sichtprüfung zu agieren, um große Kosten vorerst aufzuschieben. Er (CDU) sagte: „Keineswegs kann ich mir vorstellen, dass wir uns an 2021 aufhängen und dann die Halle leer steht. Ich stelle mir einen relativ reibungslosen Übergang vor.“ Norbert Meesters (SPD) bezeichnete die Halle als das „Herz von Wesel“; er lieferte sich im Übrigen kleinere Gefechte mit dem früheren Kämmerer Paul-Georg Fritz, der für die Grünen jetzt als Sachkundiger Bürger Politik in Wesel macht.

Einen interessanten Vorschlag machte Linken-Vertreter Uwe Großwendt-Neu. Er regte an, eine Halle neben die jetzige Halle zu bauen und die alte Niederrheinhalle erst dann abzureißen, wenn die neue steht. Die Stadt sagte: „Der B-Plan lässt alles zu.“ Anita Timmreck glaubt, dass dies technisch machbar, allerdings unbezahlbar wäre. Theoretisch aber, das zeigte dieser Einwand der Linken, wäre es auch möglich, früh auf die Suche nach einem Investoren zu gehen, der direkt neben der Niederrheinhalle baut.

(sep)
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