Hamminkeln Kurzer Wirbel um Baum Bernd

Hamminkeln · Hamminkeln hat jetzt zwar einen Klimabeirat – aber zwischenzeitlich war der Bürgermeister-Baum verschwunden. Bernd war erst Anfang der Woche gepflanzt worden. Und er kommt wieder zurück. Szenen einer Ausschusssitzung mit gutem Ende.

 Bürgermeister Bernd Romanski und Christoph Nienhaus bei der Baumpflanzung am Dienstag.

Bürgermeister Bernd Romanski und Christoph Nienhaus bei der Baumpflanzung am Dienstag.

Foto: Erwin Pottgiesser

Kaum ist der Klimanotstand in Hamminkeln ausgerufen, wächst die politische Sensibilität weit verzweigt für das Thema Bäume. Ein seltsamer Wettlauf um die Führung im Klimaschutz ist ausgebrochen. Da geht es mal um Bäume, die es nicht gibt, oder die nicht mehr da sind, wo sie sein sollten.

Das war passiert: In Dingden am Höingsweg wurde ein Weißdorn laut Schild namens „Bernd“ medienwirksam gesetzt. Bürgermeister Bernd Romanski (SPD) setzte beim „Einheitsbuddeln“ den Spaten an, im Planungsausschuss wurde er kurze Zeit später gefragt, wo denn der Baum sei. Denn es gähnt nur das Pflanzloch. Dennoch hat die Aktion, bei der Bürger für 100 Euro Baumpaten werden können, Erfolg. 27 Gewächse von 43 möglichen Anpflanzungen seien in kürzester Zeit reserviert worden, berichtete Romanski von der Dingdener Liebe zum Baum.

Doch was ist mit dem Anschauungsobjekt Weißdorn? Bernhard Borgers (CDU) war im Ausschuss höchst irritiert. Erst Bürgermeister weg, dann Baum weg – den Lokalpolitiker hatten erboste Anrufer aufmerksam gemacht und von „das geht gen Lüge“ gesprochen. Auch die Verwaltung bekam Anfragen. Klimaschutzaktivist Romanski staunte: „Ich bin da weggefahren, da stand der Baum noch.“ Der „Bernd“ kommt zurück, stellte sich dann heraus. Denn der Bauhof, der in Rekordzeit die Fläche am Höingsweg für die Aktion vorbereitet hatte, muss noch final ran, den Untergrund roden und für eine Blühwiese vorbereiten. Da hätte der mittendrin gesetzte Weißdorn gestört. Am 4. Oktober soll der Baum mit den anderen Gewächsen ab 14 Uhr an derselben Stelle wieder eingesetzt werden. Reservierungen für die verbliebenen Bäume sind unter Tel. 02852 88172 möglich. Auch der CDU-Vorstand beteiligte sich auch an der Baumaktion („Einheitsbuddeln“) und kaufte für 100 Euro den den letzten verfügbaren Baum – bezeichnenderweise eine „Schwarzkiefer“. „Der passt ja gut zur CDU“, sagte Parteichef Norbert Ness.

Auch an der Dingdener Straße Up de Woort soll, wie berichtet, die Natur Vorrang vor Bebauung bekommen. Der Erhalt einer Blütenwiese, zu pflegen von der Nachbarschaft, wurde aber noch nicht beschlossen. Erst soll der neue Klima- und Umweltschutzbeirat – der weitere Klimaschutz-Baustein Hamminkelns – sein Häkchen druntersetzen. CDU und USD führten formale Argumente an. „Da es einen Ratsbeschluss zur Bebauung gibt, kann diesen nur der Rat aufheben“, sagte Dieter Stiller (USD). Anneliese Große-Holtforth (CDU) wollte nicht dem neuen Klimabeirat vorgreifen. Die Wildblumenwiese wird verzögert, doch sie wird kommen.

Das wird den Klimabeirat freuen, der sich in der Sitzung in Hamminkeln gegründet hatte: Klima- und Umweltbeirat heißt das neue Instrument. Im Ausschuss für Planung und Umwelt wurde das Gremium auf den Weg gebracht. Das war Konsens, schließlich hatte sich eine vorwiegend politisch besetzte Arbeitsgruppe zuvor über Kompetenzen, Aufgaben und Ziele sowie die Besetzung mit 14 Mitgliedern geeinigt. Dennoch gab es einen Konflikt im Ausschuss. Die Grünen sahen ihren Einfluss dort schwinden, wo sie selbst ihre Kernkompetenz verorten und politische Pluspunkte versprechen. Nur sie verlangten im Ausschuss Sitze für die Politik im neuen Beirat.

„Der Beirat soll keine politische Bühne sein“, fand hingegen Silke Westerhoff (FDP). So sahen es auch CDU, USD und SPD – wohl auch aus arbeitsökonomischen Gründen, denn ein neues Gremium bringt neue Belastung. Ebenfalls bleibt Bürgermeister Bernd Romanski, der sich den Klimaschutz auf die Fahne geschrieben hat, draußen. Für die Verwaltung sind Klimamanagerin Mandy Panoscha und Stadtplaner Manfred Boshuven dabei. Die Frage der Teilnahme der Politik war in der Arbeitsgruppe nicht entschieden worden. Nun herrscht Klarheit. Für die Politik ist der Einfluss dennoch vorhanden. Der Beirat hat beratende Funktion. Alle Themen werden politisch behandelt, wurde versichert.

So steht zum Beispiel das politisch nicht zu Ende behandelte Thema Blühwiese statt Bebauung an der Straße Up de Woort in Dingden an. Oder die Frage, die Peter Mellin vom Forum Senioren, das ebenfalls im Beirat vertreten ist, im Ausschuss ansprach: „Müssen es im Stadtgebiet wirklich 170 Osterfeuer sein?“ Bruno Lipkowsky (SPD) fand die politische Zurückhaltung richtig. Anneliese Große-Holtforth (CDU) hielt die Größe mit 14 Mitgliedern für passend und „arbeitsfähig“. In ersten Planspielen war das Gremium noch auf rund 30 Teilnehmer gekommen.

Anneliese Große-Holtforth (CDU) wehrte sich aber gegen den möglichen Eindruck, dass Politiker im Beirat Entscheidungen behindern könnten. Dieter Stiller (USD) wäre gerne im Beirat, besetzte damit aber in seiner Fraktion eine Minderheitsmeinung. Johannes Flaswinkel (Grüne) hätte gerne „den Vorteil direkter Kommunikation“ im Beirat genutzt. Nun fürchtet er Verzögerungen bei klimapolitischen Themen, die keinen Aufschub duldeten. Der Widerhall auf diese Argumentation fiel aus, nicht mal die CDU, die sonst oft mit den Grünen stimmt, reagierte. Zunächst muss die Verwaltung nun die Satzung des Beirats verfassen und dessen Besetzung organisieren.

(thh)
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