Sind die Retter schnell genug am Ort? Kreis verteidigt neuen Rettungsplan

Kreis Wesel · Der Kreis Wesel hat den Rettungsdienstbedarfsplan neu aufgestellt. In Wesel verändern sich ebenso Strukturen wie in den anderen Städten des Kreises. Besonders aus Schermbeck und aus dem Linksrheinischen wurde Kritik am Plan laut.

 Rettungswagen an der Kirche St. Ludgerus in Schermbeck. Besonders aus Schermbeck gibt es Kritik am Rettungsdienstbedarfsplan. Im Kreisausschuss für Verkehr und Rettungswesen wurde am Donnerstagabend diskutiert.

Rettungswagen an der Kirche St. Ludgerus in Schermbeck. Besonders aus Schermbeck gibt es Kritik am Rettungsdienstbedarfsplan. Im Kreisausschuss für Verkehr und Rettungswesen wurde am Donnerstagabend diskutiert.

Foto: Bludau

In Teilen der Politik im Kreis Wesel gibt es weiter die Sorge, dass die Neufassung des Rettungsdienstbedarfsplans zu einer Verschlechterung im Rettungswesen führt. Konkret wurde diese Sorge am Donnerstagabend im Kreis-Verkehrsausschuss für Teile von Schermbeck, Hamminkeln und Hünxe sowie für Xanten und Rheinberg geäußert.

Mit einer umfassenden Neustrukturierung des Rettungswesen will die Kreisverwaltung eigentlich sicherstellen, dass die Retter schneller vor Ort sind. Kreisvorstand Lars Rentmeister stellte heraus, dass die Kommunen noch bis zum 4. Oktober Einwände gegen den neuen Plan vorbringen können. Er machte die Vorteile des neuen Systems deutlich: „Wir haben es in der Hand, dass mittlere kreiseigene Städte eigene Rettungswachen bekommen dürfen.“ Das sei ein Erfolg des Kreises bei der Verhandlung mit den Krankenkassen.

Landrat Ansgar Müller (SPD) hatte im Juni bei der Präsentation des Planes skizziert, dass im neuen Modell die Rettungstransportwagen 29.515 Stunden mehr für Einsätze vorgehalten würden – insgesamt also nun 154.135 Stunden. Notärzte stünden 1270 Stunden mehr, also 55.830 Stunden zur Verfügung. Möglich werden soll dies dadurch, dass einzelne Städte wie Hamminkeln, Neukirchen-Vluyn oder Voerde kreiseigene Rettungswachen bekommen, die durch die großen Städte Wesel, Dinslaken und Moers mitbedient werden.

Frank Höpken, Leitender Notarzt im Kreis Wesel, erläuterte die Arbeit des Rettungswesens im Kreis. Es war eine wichtige Einleitung, denn erst die machte deutlich, wie kompliziert die Gemengelage im Rettungswesen ist. Zu unterscheiden ist zwischen Rettungstransportwagen (RTW) für die Basisversorgung und dem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF), das separat davon kommt. In 80 Prozent der Unfälle sei der Notarzt am Einsatzort nicht nötig, sagte Höpken. Der Kreis habe auf der zentralen Kreisleitstelle mittlerweile die Abläufe so eingestellt, dass am Telefon die Bedarfe erfasst werden. Ein Notarzt sei nur bei schweren Verkehrsunfällen oder bei Wiederbelebungsmaßnahmen nötig. Gesetzliche Hilfsfristen gibt es nicht: Der Rettungsdienstbedarfsplan formuliert aber das Ziel, dass in 90 Prozent aller Einsätze in den Kerngebieten in acht Minuten der Einsatzort erreicht ist, in Randlagen in zwölf.

Es gibt aber einige Sonderfälle. Kritik kam aus Schermbeck. Rainer Gardemann von der CDU fragte an, warum es in Schermbeck einen Betreiberwechsel gebe, warum die Schermbecker Rettungsmannschaft nach Wesel wechsele, die Weseler Johanniter aber nach Schermbeck gingen. Er warnte auch vor einem „großen roten Dreieck“ in Teilen von Hamminkeln, Schermbeck und Hünxe, wo die Wege zu lang seien, der Wagen also oft zu spät kommen werde. Gardemann fragte außerdem, ob in Schermbeck das bestehende System weiterpraktiziert werde, dass die örtlichen Ärzte als Notärzte zur Verfügung stehen. Lars Rentmeister konnte hier zustimmen. Dass die Johanniter von Wesel nach Schermbeck wechseln, sei ein logischer Schritt. Die Zahl der Einsätze in Schermbeck decke die Kapazität, die die Johanniter bereitstellen können. Und er versicherte, dass der Plan ständig nachgebessert werde.

Kritik aus Schermbeck kam auch auf, weil dort vor wenigen Tagen eine Frau zu Tode kam, weil sie von ihrem Pkw überrrollt wurde. Der Notarzt sei zu spät gewesen, sagte Ausschussmitglied Daniela Schwitt (SPD). Frank Höpken, der dort selbst im Einsatz war, versuchte die Vorwürfe zu entkräften. Bedingt durch andere Einsätze des Schermbecker Rettungswagens habe der Weseler Notarzt ausrücken müssen. In weniger als 20 Minuten sei man vor Ort gewesen, sei dann zum Marienhospital gefahren, habe noch einmal weiterfahren müssen. Es sei ein tragischer Unfall gewesen.

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