Klimanotstand in Hamminkeln und die Folgen Wildblumenwiese statt neuer Häuser

Hamminkeln · Die Ausrufung des Klimanotstands hat Folgen: In Dingden an der Straße Up de Woort wird ein Bebauungsbeschluss revidiert. Die Stadt will aber keine Satzung gegen unökologische Steingärten.

 Kleine Lückenschließung, großes Thema: Up de Woort in Dingden kommt im Zusammenhang mit dem Klimanotstand wieder als Öko-Nische in die Debatte.

Kleine Lückenschließung, großes Thema: Up de Woort in Dingden kommt im Zusammenhang mit dem Klimanotstand wieder als Öko-Nische in die Debatte.

Foto: Thomas Hesse

Die umstrittene Ausrufung des Klimanotstands hat nun planerische Folgen – einmal mit der Umkehrung eines Baubeschlusses, ein anderes Mal gegen Einschränkungen per neuer Satzung. Die Politik debattiert und entscheidet in der Sitzung des Planungsausschusses am Mittwoch, 18. September.

Zum einen geht es um die von Rat und Planungsausschuss schon beschlossene Bebauung an der Straße Up de Woort in Dingden. Hier soll nun eine Blumenwiese entstehen, wie sie die Anwohner gefordert hatten. Sie wollen das Öko-Stück auch pflegen. Anders sieht es bei ökologisch toten Vorgärten mit Kiesbeeten und Steinlandschaften aus. Das Forum Senioren hat einen Antrag gestellt, dies Thema zu regeln. Die Stadt will aber keine Gestaltungssatzung, die verhindern könnte, dass sich steinerne Ödnis sowie versiegelte Stellplätze ausbreiten.

Im Bereich Up de Woort ist die bestehende Freifläche als Standort für einen Spielplatz ausgewiesen. Der wird aber nicht benötigt. Die Verwaltung hatte den ökologischen Nutzen einer Blühwiese in der Diskussion bestätigt. Andererseits hatte Bürgermeister Bernd Romanski auf den erheblichen Bedarf von Wohnraum in Dingden hingewiesen.

Der Rat hatte schließlich mit deutlicher Mehrheit von 29 Ja-Stimmen, fünf Nein-Stimmen und einer Enthaltung beschlossen, eine bauliche Verwertung des Grundstückes vorzusehen. Entsprechend sollte geplant werden. Dabei spielten auch Zweifel eine Rolle, dass nachbarschaftliches Engagement für die grüne Lunge dauerhaft ist. Jetzt macht Romanski ernst mit seiner Ankündigung, im Zeichen des vom Rat beschlossenen sogenannten Klimanotstands Vorhaben neu zu bewerten.

„Nach dem Ratsbeschluss zur Ausrufung des Klimanotstandes ist der Beschluss einer baulichen Verwertung des Grundstückes noch einmal zu überdenken. Aus ökologischer Sicht ist das Grundstück für die Anlegung einer Streuobstwiese und/oder Wildblumenwiese gut geeignet“, heißt es nun in der Neubewertung für den Ausschuss.

Bei den Nachbarn in Dingden würde die ökologische Variante weiter gut ankommen. Sie haben trotz des Baubeschlusses schon eine blühende Wiese angelegt – übrigens mit unmittelbarer städtischer Hilfe, denn man hat bei der Verteilung von Samenpäckchen zugegriffen. Dokumentierende Fotos gingen ans Rathaus. Die Botschaft: Die Nachbarn lassen nicht locker und sind bereit mitzuarbeiten.

Die Stadt assistiert zudem mit dem Hinweis, dass das Grundstück von Lage und Formgebung des Grundstückes in seiner „Erschließungssituation nicht optimal ist“. Eine Zufahrt von der Straße Dorfbruch scheide wegen der bestehenden Schulbushaltestelle aus. Die naheliegende Grundschule und der Kindergarten hätten dann ein grünes Anschauungsprojekt.

Hier will die Verwaltung eine Grünfläche, dort sieht sie bei steinernen Vorgärten kein Problem. Bei Stichproben in Siedlungen wurde die Steinoptik als „relativ gering“ eingeschätzt. Bei bestehenden Wohngebieten könne man nicht nachträglich regelnd eingreifen. Bei Neubaugebieten will man begrünte Freiflächen planerisch einfordern.

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