Künftige Wermelskirchener Bauherren bekommen für Vorgärten klare Vorgaben Politik gegen „Steinwüsten“

Wermelskirchen · Die Stadt will für Neubaugebiete die Bepflanzung von Vorgärten „moderat“ vorschreiben.

 Von der Möglichkeit, Vorgärten durch Steinwüsten zu ersetzen, machen immer mehr Hauseigentümer Gebrauch. Die Stadt wehrt sich dagegen.   Foto: Scheffler

Von der Möglichkeit, Vorgärten durch Steinwüsten zu ersetzen, machen immer mehr Hauseigentümer Gebrauch. Die Stadt wehrt sich dagegen. Foto: Scheffler

Foto: Helmut Scheffler

Bei den einen gelten sie als pflegeleicht, andere halten sie schlicht für reine Ödnis: Steingärten liegen im Trend – besonders in Vorgärten oder Einfahrtsbereichen oder als Einfassung von Terrassen weicht immer häufiger eine Bepflanzung einer geplanten „Anhäufung“ von Quadern, Ziersteinen und Kies, die zur Vermeidung von natürlichem Bewuchs teilweise sogar auf Planen ausgelegt werden. Vor dem Hintergrund sinkender Artenvielfalt insbesondere bei Insekten und Vögeln sind diese vielfach als chic geltenden Trend-Anlagen den Naturschützern ein Dorn im Auge. Eine Bürgerantrag unter der Überschrift „Keine Steinwüsten in Vorgärten“ löste eine Diskussion im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr sowie im Haupt- und Finanzausschuss aus.

Der Bergische Naturschutzverein fordert in seinem Antrag, dass in allen zukünftigen Bebauungsplänen und bei Änderungen von bestehenden festgelegt wird, dass „Vorgärten bepflanzt werden müssen und nicht aus Steinfeldern bestehen“. Da in Bebauungsplänen festgelegt sei, wie viele Bäume auf wie viel Quadratmeter gepflanzt werden müssten, sollten sie ebenso festlegen, wie die Ziergärten rund um die Gebäude auf keinen Fall zu gestalten sind. „Ein Ausschluss von Kies und Schotter in den Gärten ist deshalb in den Textteilen der Bebauungspläne vorzusehen“, schreibt der Vorsitzende des Naturschutzvereins, Mark vom Hofe, in dem Antrag.

„Da bin ich vollkommen dagegen“, sagte Martin Bosbach (CDU) und ärgerte sich über die scharfe Formulierung des Antrags: „Das ist vollkommen unnötig, besonders in Wermelskirchen“. Friedel Burghoff (Büfo) kommentierte: „Man kann es auch übertreiben. Muss das sein, dass wir festlegen, was für eine Primel im Vorgarten steht.“ Als kaum kontrollierbar stufte Jutta Hildner (FÜR) den Antrag ein: „Gärten unterliegen doch einem ständigen Wandel. Wer soll denn das mit welchem Aufwand kontrollieren?“  Manfred Schmitz-Mohr (Büfo) sprach  wütend von einer „Öko-Diktatur“.

Auch wenn der Antrag sicherlich sehr strikt geschrieben sei, könnten die Grünen dem Antrag zustimmen, meinte Stefan Janosi: „Diese Idee muss ernst genommen werden.“ Für die SPD stellte Jochen Bilstein fest: „Ich sehe durchaus Handlungsbedarf, es gibt da wohl einen Trend zur Ödfläche – das sollten wir bei der Ausweisung neuer Bauflächen im Hinterkopf behalten.“ Ähnlich positionierte sich Hartmut Zulauf (FDP): „Wenn wir konkrete Bebauungspläne beschließen, sollten wir ein Augenmerk darauf haben – das ist sinnvoll.“

Die beiden Fachausschüssen votierten gegen die Stimmen von CDU und FÜR für den Beschlussvorschlag, den die Stadtverwaltung aufgrund des Bürgerantrags vom Bergischen Naturschutzverein entwickelt hat. Demnach werden in die Bebauungspläne von Neubaugebieten gestalterische Festsetzungen zur Ausgestaltung der Vorgärten aufgenommen.

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