Wermelskirchener Leser mahnen an Friedhofsbäume sind gefährlich

Wermelskirchen · Eineinhalb Wochen nach Orkan „Eberhard“ mehren sich die Stimmen, dass die Grabschäden hätten verhindert werden können. Die Stadt wusste wohl von dem Risiko. Auch einem verbliebenen Baum mangele es an Standsicherheit.

 Schon im Oktober 2017 litt diese Buche unter Pilzbefall.

Schon im Oktober 2017 litt diese Buche unter Pilzbefall.

Foto: Kai Haas

Orkan „Eberhard“ sorgt weiterhin für Unruhe in Wermelskirchen. Eineinhalb Wochen ist es nun her, dass der Sturm eine 180 Jahre alte Buche auf dem Stadtfriedhof umgeworfen hat (wir berichteten). Seitdem laufen die Diskussionen. Darum, wer die Kosten für die beschädigten Gräber trägt. Darum, ob die Schäden nur durch „höhere Gewalt“ hervorgerufen wurden.

„Ich denke, dass es schon sehr grob fahrlässig war“, schreibt Manuel Fitzner unserer Redaktion. „Der Baum ist voller Pilz (...) sonst würde so ein riesiger schöner Baum nicht nach 180 Jahren einfach umfallen.“ Unterstützung erhält er von Kai Haas, die sich ebenfalls an unsere Redaktion wandte. Sie hatte sich den gefallenen Baum nach dem Sturm angesehen. „Da sind keine Wurzeln mehr, alles nur noch Holzmehl“, sagt sie. „Der Baum konnte jederzeit umkippen.“

WNKUWG-Fraktionschef Henning Rehse machte ähnliche Beobachtungen. In einer Mail, die unserer Redaktion vorliegt, wandte er sich an Bürgermeister Rainer Bleek, den Technischen Beigeordneten Thomas Marner und Betriebshofleiter Volker Niemz. „Für diesen riesigen Baum ist die aus der Erde gebrochene Fläche auffällig klein“, schreibt er dort. Und weiter: „Fasst man die Wurzeln egal wo an, sind diese völlig morsch und zudem feucht bis nass. Für Standsicherheit spricht das alles nicht!“

Nun kann von dem gefallenen Baum zumindest keine weitere Gefahr ausgehen. Kai Haas sorgt sich allerdings um eine weitere Buche, die noch steht. Bereits im Oktober 2017 hatte sie sich in mehreren Mails an Volker Niemz und Friedhofsverwalter Thomas Pleil gewandt. Sie machte sich Sorgen um die Standsicherheit des Baumes und einen heraushängenden Ast. Von ihrem Büro konnte sie mit bloßem Auge den Pilzbefall erkennen. „Ich bin da erstmal abgebürstet worden – alles kein Thema“, sagt sie heute. Irgendwann sei auch ein Stück Ast abgefallen. „Groß genug, um jemanden zu erschlagen“, sagt Haas. Danach sei der gesamte Ast entfernt worden.

Kai Haas betont, es gehe ihr nicht darum, jemanden persönlich anzugreifen. „Ich habe einfach Angst“, sagt sie. Auch am Sturm-Sonntag sei der Friedhof nicht gesperrt gewesen, Leute waren dort. „Was, wenn jemand erschlagen worden wäre? Ich finde das grob fahrlässig.“ Auch ihr Sohn schüttele da nur noch den Kopf.

Ihr Sohn, das ist Malte Haas. Er ist gelernter Forstwirt, Baumkletterer und Baumkontrolleur. „Schon seit drei Jahren ist der Baum von Pilzen befallen“, sagt er. „Das wurde immer mehr und im letzten Sommer konnte man bereits durch die Krone sehen“. Das sei ein Zeichen für wenig Vitalität. Der Baum hätte ebenso wie die nun umgefallene Buche bereits vor zwei bis drei Jahren gefällt werden müssen. Auch beim übrigen Bestand sieht Malte Haas Probleme. „Alle Bäume haben sehr viel Totholz. Da kommen Äste runter, die gefährlich sind, die einen zumindest verletzen können“, sagt er. Die Bäume auf dem Stadtfriedhof würden schlichtweg zu selten kontrolliert.

Die Stadt schweigt bislang zu den Vorwürfen. „Die Friedhofsverwaltung haftet nur bei Vorsatz und grober Fahrlässigkeit“, sagte Rainer Bleek noch am Montag. Konfrontiert mit den Vorwürfen der Leser sagte Thomas Marner: „Die Stadt wird nun die Ursachen und Auswirkungen der umgestürzten Bäume untersuchen. Dies benötigt etwas Zeit, daher ist eine abschließende Aussage zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Ich bitte um Verständnis, dass wir unsere Kraft nun aktuell in Ursachenforschung und Abstimmung eines weiteren Procedere stecken werden.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort