Feilenfabrik Ehlis im Eschbachtal 30.000 Quadratmeter Industriegeschichte

Remscheid · Vor drei Jahren haben Volker Haag, Thomas Abbas und Walter Pricken das Ehlis-Gelände im Eschbachtal gekauft. Seitdem sanieren sie die Feilenfabrik, die einmal als Veranstaltungsfläche dienen soll. Es ist eine zeit- und kostenintensive Aufgabe.

Fotos aus Remscheid: Feilenfabrik Ehlis wird saniert
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Feilenfabrik Ehlis wird saniert

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Foto: Meuter, Peter (pm)

Es ist ein historischer Ort. 184 Jahre lang wurden hier Feilen hergestellt. Noch heute lagern sie überall in den Schubladen.
1000 verschiedene Sorten. 70 bis
80 Menschen arbeiteten hier zu Hochzeiten. Am Ende waren es nur noch einige wenige Mitarbeiter. 2015 starb Horst Ehlis und mit ihm die Feilenfabrik Ehlis.

„Das Gelände hat einen solchen Charme, das mussten wir erhalten“, sagt Volker Haag. Nach dem Tod von Horst Ehlis steht der Familienbesitz zum Verkauf. Volker Haag, Thomas Abbas und Walter Pricken erwerben im Frühjahr 2016 das denkmalgeschützte Grundstück im Eschbachtal. Fabrik, Villa, Wohnhaus und Teich – insgesamt mehr als 30.000 Quadratmeter. Haag und Abbas führen gemeinsam die Maschinen- und Anlagenbaufirma Hatec in Mülheim an der Ruhr. Walter Pricken ist dort Prokurist. „Ich wohne hier in Lennep. Da kennt man die Fabrik“, sagt Haag. Abbas ist im Ort aufgewachsen.

Seit dem Kauf vor drei Jahren ist die Feilenfabrik eine Baustelle. Derzeit wird das Dach saniert. Arbeiter laufen über das Gelände. „Ein Teil der Räume und Geräte soll als Industriedenkmal erhalten werden“, sagt Haag: „Der Rest kann als Veranstaltungsfläche genutzt werden.“ Auch Künstler und Handwerker sollten das Gelände beleben, dort Ateliers und Werkstätten betreiben. „Die Räume sind allerdings sehr groß. Es ist schwer, das hier sinnvoll aufzuteilen“, sagt Haag. Prinzipiell sei eine solche Nutzung aber weiterhin denkbar. Mit Werner Wand hatte sich ein Künstler noch zu Ehlis’ Lebzeiten eine kleine Werkstatt eingerichtet.

Ein Rundgang durch die Fabrik fühlt sich an wie eine Geschichtsstunde. Überall stehen noch Originalgeräte. Ein Vorführraum ist schon 2018 fertiggestellt worden. Er ist bestückt mit Schleifmaschinen, Haumaschinen und Lufthämmern – alle funktionstüchtig. Sogar der alte Aufzug, mit dem die Post aus dem Kontor heruntergefahren wurde, ist noch da. Es ist ein Blick in eine andere Zeit.

Die besondere Atmosphäre kommt auch bei der Filmindustrie an. Für den RTL-Film „Turnschuhgiganten“ wurde die Feilenfabrik zum Adidas-Werk. Die Hollywoodproduktion „Jeder stirbt für sich allein“ nutzte das Gelände in Schlepenpohl als Kulisse. „In den vergangenen Monate sind hier noch zwei Filme gedreht worden“, sagt Haag. Welche, darüber ist er zum Stillschweigen verpflichtet. Aber es seien große Produktionen gewesen. Und: Es gebe weitere Anfragen. Während der Umbauarbeiten lasse sich das jedoch schlecht realisieren. „Im Augenblick ist hier noch ein wenig Chaos“, sagt er.

Bis die Fabrik einmal als Veranstaltungsfläche genutzt werden kann, ist noch einiges zu tun. „Erst einmal muss überall das Dach dicht sein und dann fehlen noch die entsprechenden Sanitäranlagen“, sagt Haag. Die Arbeiten sind nicht nur aufwendig, sondern auch kostspielig. „Die Investitionen liegen im höheren sechsstelligen Bereich“, sagt Miteigentümer Walter Pricken: „Wir sind damit so ungefähr auf halbem Weg jetzt.“ Bei diesen Summen geht es nicht ohne Unterstützung. Es gibt einen Förderverein, zweckgebundene Spenden. Die untere Denkmalbehörde und die Bezirksregierung fördern tatkräftig das Projekt. „Sonst wäre das Dach für uns jetzt auch noch nicht machbar gewesen“, sagt Pricken.

Die alten Gemäuer sind eine Herausforderung. Es geht alles ein wenig mühsamer voran, als sich wohl auch die Käufer dachten. Auf der Internetseite der Feilenfabrik steht noch, dass die Instandsetzung 2017 abgeschlossen sein soll. Teile des Gebäudes, wie das alte Sheddach, waren allerdings in einem schlechteren Zustand als gedacht. Die Arbeiten zogen sich hin. Doch die drei haben eine Mission. „Es geht darum, nicht alles neu zu bauen, sondern auch das Alte zu bewahren“, sagt Haag: „Weg vom Schicken, hin zum Shabby Chic.“

2020, so die aktuelle Hoffnung, soll die Sanierung der Fabrik abgeschlossen sein. Und dann? Geht es weiter. Am angrenzenden Teich liegt die alte Villa der Familie Ehlis. Der nächste Sanierungsfall. „Wenn wir etwas machen, dann auch zu
100 Prozent“, sagt Haag.

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