Frauenberatungsstelle Bergisch Gladbach Beratung so gefragt wie zu anderen Zeiten

Wermelskirchen · Die Frauenberatungsstelle sieht keinen Anstieg von Gesprächen zu Scheidung oder häuslicher Gewalt. Das war vor allem während des ersten und nun auch im zweiten Lockdown befürchtet worden.

 Magdalene Holthausen ist die Leiterin der Frauenberatungsstelle Bergisch Gladbach.

Magdalene Holthausen ist die Leiterin der Frauenberatungsstelle Bergisch Gladbach.

Foto: Agentur Strothmann/Foto: Agentur Strothmann

Vor allem während der Lockdowns in der Corona-Krise im Frühjahr und in diesem November war die Sorge groß, dass die Fälle häuslicher Gewalt gegen Frauen steigen. Auch mit mehr Scheidungen müsse gerechnet werden, hieß es. Beide Befürchtungen bewahrheiten jedoch nicht, sagt die Leiterin der Frauenberatungsstelle Bergisch Gladbach, Magdalene Holthausen (Foto: Agentur Strothmann).

„Wir erfassen jedes Beratungsgespräch anonymisiert und unabhängig von personenbezogenen Daten“, erklärt Holthausen. „Und statistisch gesehen sind wir bei den Gesprächen, in denen Scheidungen, Trennungen und Beziehungsprobleme Thema waren, auf dem gleichen Level wie im vergangenen Jahr.“ 2019 gab es demzufolge 184 Beratungen zu Trennung und Scheidung sowie zu Beziehungsproblemen, in diesem Jahr seien es bis Ende des dritten Quartals (30. September), rund 151 Gespräche gewesen. „Es kommt aber wahrscheinlich bis Ende des Jahres auf das Gleiche hinaus“, sagt Holthausen. Bei Gesprächen zu häuslicher Gewalt verhalte es sich allerdings anders.

„Die Zahlen sind gesunken,“ sagt Magdalene Holthausen. Hier nennt die Diplom-Sozialarbeiterin die für „einen Vergleich geeignete Zahl“ der Interventionsberatungen, ein spezielles Beratungsangebot für Frauen nach einem Polizeieinsatz bei häuslicher Gewalt. Dann geben die Beamten der Frauenberatungsstelle die Informationen über den Einsatz weiter, nach Absprache mit der betroffenen Frau, wenn diese einwilligt. „2019 haben wir 239 solcher Interventionsberatungen durchgeführt“, sagt Holthausen. „In diesem Jahr sind es bisher 175.“ Auf das Niveau des Vorjahres wird man also wahrscheinlich nicht kommen. Die Zahlen gelten für den gesamten Rheinisch-Bergischen Kreis.

Das müsse aber nicht unbedingt heißen, dass die Fälle tatsächlich weniger seien, so Holthausen: „Unserer persönlichen Einschätzung nach gibt es in diesem Jahr genauso viele Fälle wie beispielsweise im vergangenen Jahr.“ Es sei normal, dass die Zahlen schwanken würden. In manchen Jahren leite die Polizei weniger Informationen über Einsätze zur häuslichen Gewalt weiter, sagt Holthausen. „Die Gründe dafür sind mir nicht bekannt.“

Von ihren Kolleginnen höre Magdalene Holthausen, die sich inzwischen hauptsächlich administrativer Tätigkeiten in der Beratungsstelle annimmt und nur noch selten selbst Beratungsgespräche führt, dass die „Auswirkungen der Corona-Krise mitunter thematisiert würden bei den Beratungsgesprächen“. Das engere Zusammenrücken von Partner oder Familien spiele in negativer Hinsicht eine Rolle, sagt Holthausen. Doch: „Corona ist aus unserer Sicht nicht der Auslöser für Probleme, sondern macht diese erst sichtbar.“ Im psychosozialen Bereich sei es aber immer „sehr schwierig“, solche Aussagen zu treffen. „Es gibt meistens nicht nur schwarz und weiß“, sagt Holthausen.

In der Krise hat sich die Arbeit der Frauenberatungsstelle zudem sehr verändert. „Wir geben den Frauen zur Begrüßung nicht mehr die Hand und wir tragen Mundschutz“, sagt Holthausen. Dabei seien das wichtige Grundlagen für einen guten Kontakt direkt zu Beginn. „Auch, um Vertrauen aufzubauen“, sagt Holthausen. Immerhin könnte bei den Beratungen der Mundschutz abgenommen werden, da eine Schutzglaswand aufgebaut wurde. Immerhin können derzeit noch persönliche Gespräche stattfinden, nicht so wie beim ersten Lockdown, als Beratungen nur noch über Telefon oder per Videogespräch möglich waren. „Aber auch jetzt versuchen wir wieder, die persönlichen Beratungen zu reduzieren“, sagt Magdalene Holthausen.

Kontakt Allgemeine Frauenberatungsstelle für den Rheinisch-Bergischen Kreis, Hauptstraße 155, 51465 Bergisch Gladbach. Erreichbar unter Tel. 02202-45112 oder per Mail an frauenberatungsstelle-bgl@t-online.de

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