Wermelskirchen Jugendliche als Botschafter in Südafrika

Wermelskirchen · Sechs Jugendliche der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen machen sich im Juli auf den Weg nach Südafrika. Sie wollen eine Jahrzehnte alte Partnerschaft pflegen und beleben.

 Sie bereiten sich auf ihre große Reise vor: Claudia, Martin und Simon Stracke (hinten, v. l.) sowie Anna-Lena Schneppel, Jakob Wieland, Ronja Baudisch und Johannes Bever (vorne).

Sie bereiten sich auf ihre große Reise vor: Claudia, Martin und Simon Stracke (hinten, v. l.) sowie Anna-Lena Schneppel, Jakob Wieland, Ronja Baudisch und Johannes Bever (vorne).

Foto: Theresa Demski

Eine WhatsApp-Nachricht nach Südafrika braucht genauso lange, wie ein Gruß in die Nachbarschaft. Diese Erkenntnis hat die Welt für Simon Stracke ein wenig kleiner werden lassen. "Kommunikation ist so einfach", sagt der 21-Jährige, "auch über Grenzen hinweg". Umso wichtiger sei es, das Gespräch auch aufzunehmen. Und deswegen reist er gemeinsam mit fünf anderen jungen Erwachsenen im Juli nach Südafrika. Sie machen sich als Botschafter der Evangelischen Kirchengemeinde auf den Weg zu den Partnern in Potchefstroom und in Durban.

Seit mehr als 40 Jahren bestehen enge und herzliche Beziehungen in die beiden christlichen Gemeinden in Südafrika. "Die gelebte Partnerschaft muss aber auf breitere Füße gestellt werden, um in der Zukunft bestehen zu können", sagt Jugendreferentin Claudia Stracke, die bereits 2014 mit ihrer Familie die Gemeinden besuchte. Und deswegen hat sie unter den Jugendlichen der Gemeinde für die Reise geworben, für die persönliche Begegnung, für die Pflege der Freundschaft. Und die Jugendlichen haben sich begeistern lassen. Seit einem Jahr bereiten sie sich auf ihre Reise vor. Den Gastgebern aus der indischen Gemeinde in Durban sind sie bereits bei einem Besuch in Wermelskirchen begegnet. Mit der ehemaligen Township-Gemeinde in Potchefstroom besteht Briefkontakt.

Am 23. Juli steigen die sechs Jugendlichen gemeinsam mit Claudia und Martin Stracke in das Flugzeug nach Johannesburg, von dort aus geht es mit dem Mietwagen nach Potchefstroom. Die Gäste schlafen im Gemeindehaus und freuen sich auf die Begegnungen. "Ich bin noch nie aus Europa raus gekommen", sagt Anna-Lena Schneppel, "aber ich möchte andere Kulturen kennenlernen." Das geht auch anderen so. Auf die Begegnungen mit Jugendlichen in den Gemeinden seien sie gespannt, auf die Lebensweise der Menschen im Süden Afrikas. "Aber wir sind nicht nur Beobachter", sagt Johannes Bever (19), "wir wollen aktiv helfen."

In der Gemeinde haben sie bereits Spenden gesammelt. Im Kindergarten in Potchefstroom wollen sie ein Projekt auf die Beine stellen. "Und wir richten einen Gottesdienst in jeder Gemeinde aus", erzählen die Jugendlichen. Das dürfte für viele Menschen in den Partnergemeinden neu sein. Kamen bisher Gäste aus Deutschland, reiste meistens ein Pfarrer mit. "Die Hierarchien sind in den Partnergemeinden auch noch deutlicher erkennbar als bei uns", sagt Claudia Stracke. Nun also kommen Jugendliche auf der Suche nach anderen Jugendlichen und halten einen Gottesdienst.

Angst vor Unterschieden haben sie nicht. "Wir kommen doch nicht, um in Kategorien wie arm oder reich, schwarz oder weiß zu denken", sagt Ronja Baudisch." Offen und völlig vorurteilsfrei macht sich auch Jakob Wieland auf den Weg. Er mache sich keine Sorgen, sagt der 18-Jährige. Begegnungen würden erst möglich, wenn man sich auf den Weg mache. "Einander zu verstehen über alle Unterschiede hinweg, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer gerechteren Welt", ergänzt Claudia Stracke.

Regelmäßige Treffen haben aus den Jugendlichen und dem Begleiterteam bereits eine eingeschworene Truppe gemacht. Sie haben sich mit Geschichte, Politik und Gesellschaftsstruktur des Landes beschäftigt und mit dem Thema Apartheid. Nun können sie die Begegnung kaum abwarten. Sie wollen ins Gespräch kommen - und im Gespräch bleiben. "Durch die jungen Teilnehmer verändert sich auch das Gesicht dieser Partnerschaften", sagt Claudia Stracke. Für 2020 ist ein Gegenbesuch in Wermelskirchen geplant.

(resa)
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