Wermelskirchen Die Staelsmühle ist ein Wasserkraftwerk

Wermelskirchen · Am 21. Mai ist Deutscher Mühlentag. Dann öffnen Cornelia und Peter Knüppel die Türen zu ihrem historischen Zuhause und zu ihrem über fünf Meter hohen Stahlrad, mit dem sie die Fließkraft der Kleinen Dhünn in Strom verwandeln.

 Peter Knüppel besitzt und bewohnt mit seiner Ehefrau Cornelia die Staelsmühle in Dhünn. 2012 hat er die einstige Fruchtmühle aktiviert.

Peter Knüppel besitzt und bewohnt mit seiner Ehefrau Cornelia die Staelsmühle in Dhünn. 2012 hat er die einstige Fruchtmühle aktiviert.

Foto: jürgen moll

Bleibt es bei den prognostizierten Durchschnittswerten hat Dr. Peter Knüppel in spätestens einem Jahrzehnt seine Investitionskosten von 50.000 Euro refinanziert: Der 59-Jährige besitzt und bewohnt mit seiner Ehefrau Cornelia die Staelsmühle in Dhünn. 2012 hat er die einstige Fruchtmühle aktiviert: Mit der Kraft des fließenden Wassers der Kleinen Dhünn und einem Stahlwasserrad produziert er seinen eigenen Strom. Über den Eigenverbrauch des Privathaushaltes rechnet sich das Hobby. Beim Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag, 21. Mai, können Interessierte einen Blick auf das Wasserkraftwerk werfen.

"Es macht mir echt Spaß. Und mein Projekt passt zum Gebäude, eine Mühle gehört hier hin", sagt der Chemiker, der beruflich als Berater tätig ist. Dass sein Wasserrad nicht nur als Hobby zu sehen ist, weiß Knüppel. "Um die amtlichen Genehmigungen und Wasserrechte zu bekommen, muss das Vorhaben eine Wirtschaftlichkeit nachweisen." Das passierte 2010. "Da hatte sich der politische Wille gewandelt. Stromerzeugung aus natürlicher Kraft war gewünscht." Auch die nötige Technik wurde erschwinglicher: So nutzt Knüppel zur Wandlung von erzeugtem Gleich- in Wechselstrom einen Wechselrichter, der auch in der Photovoltaik zum Einsatz kommt. "Ich produziere im Jahr mehr Strom als ich beziehe. Ohne den Eigenverbrauch würde sich die Anlage nicht rechnen. Denn für den überschüssigen Strom, den ich in das Netz einspeise, bekomme ich nur halb so viel, wie für den Strom, den ich zusätzlich beziehe."

Ausgehend vom Jahr der Inbetriebnahme 2012 hat Knüppel etwa 15 Jahre auf "dem Zettel", um eine Refinanzierung zu erreichen. "Das ist wetterabhängig, da die Kleine Dhünn nur Oberflächenwasser führt. Bei Schneeschmelze fließen 2000 Liter pro Sekunde." Falle viel Regen, produziere er viel Strom.

Das heutige Wasserrad ist deutlich größer als die einstigen. "Das Grundstück wurde im Mittelalter gekauft, weil hier der Bau einer Mühle möglich war", sagt Knüppel. Er ist vom wirtschaftlich-logischen Denken in damaligen Zeiten überzeugt. "Die Topografie ist entscheidend, deshalb müssen an jedem Standort individuelle Lösungen gefunden werden." Ihm hätten ein Mühlen- und ein Landschaftsbauer mit ihrer Fachkenntnis geholfen. Obendrein habe er sich Rat und Formulare für die Genehmigung im Regierungsbezirk Arnsberg geholt. "Dort gibt es Erfahrungen. Hier bei uns wusste erst einmal keiner so recht etwas damit anzufangen."

Knüppel und seine Ehefrau erwarben die Staelsmühle 1985 von Cornelias Mutter. Cornelia Knüppel gehört zur Familie Siebel. Friedrich August Siebel baute 1862 die zweite der drei Mühlen am Haus Staelsmühle 1. Die erste wurde am 7. Juli 1574 genehmigt und gehörte Junker Stahl zu Bierensterz, der der Hofschaft den Namen gab. Diese hieß bis in die 1920er Jahre Stahls- oder Stohlsmühle, weshalb Ortskundige bis heute das Wort Staelsmühle nicht mit "ä", sondern wie mit "a" geschrieben aussprechen. Die beiden Vorgängermühlen vom Staelsmühler Wasserkraftwerk waren Fruchtmühlen, die das Korn der Landwirte zu Mehl verarbeiteten.

Sein Wasserrad hat Knüppel nicht so nah an das Haus positioniert, wie die Vorgängermühlwerke platziert waren. Es befindet sich drei Meter vom Gebäude entfernt und lagert auf einer eigenständigen Betonkonstruktion. Die Übersetzung und elektronischen Geräte zur Stromerzeugung befinden sich im Keller und wirken im Vergleich zum beeindruckenden Mühlrad eher klein.

(RP)
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