Beistand für schwerkranke Menschen Hospizverein ist wieder aktiv im Dienst

Wermelskirchen · Durch die Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen können die Mitarbeiter des Hospizvereins Wermelskirchen wieder für die Menschen da sein, die keine Hoffnung auf Heilung mehr haben.

 Tanja Franken (links) und Anke Stolz freuen sich, dass der Hospizverein Wermelskirchen wieder aktiv Menschen helfen kann.

Tanja Franken (links) und Anke Stolz freuen sich, dass der Hospizverein Wermelskirchen wieder aktiv Menschen helfen kann.

Foto: Kathrin Kellermann

Für manche Menschen war die Corona-Krise doppelt tragisch: Für diejenigen, die schwerkrank und austherapiert sind und sich jede Woche, die ihnen auf dieser Welt noch bleibt, auf Besuche von den Mitarbeitern des Hospizvereins freuen. „Für uns ist es wie eine Lebensbegleitung“, erklärt Anke Stolz, Koordinatorin des Hospizvereins Wermelskirchen. „Wir verstehen unsere Aufgabe darin, dass wir die Zeit, die den Menschen noch bleibt, gemeinsam nutzen. Wir sind aber auch da, um bei Bedarf letzte Dinge zu regeln.“

Dass diese Besuche durch die Corona-Einschränkungen nicht stattfinden durften, war für alle Beteiligten schwer. Für todkranke Menschen, die sich immer auf den persönlichen Kontakt mit ihren Bezugspersonen gefreut haben, „aber auch für unsere Mitarbeiter war es schwer auszuhalten, gerade in dieser Phase nicht hinzugehen, um den liebgewonnenen Menschen beizustehen“, erzählt Anke Stolz.

Seit vier Wochen sind die 29 ehrenamtlichen Mitarbeiter des Hospizvereins wieder im Dienst, begleiten Menschen in ihrer häuslichen Umgebung, in Pflegeeinrichtungen und im Krankenhaus auf ihrem letzten Weg. „Wenn sie das wünschen“, sagt Tanja Franken, die seit 2019 im Verein tätig ist. Sie fügt hinzu: „Auch, wenn sich Familie und Freunde intensiv um den kranken Menschen kümmern, manchmal tut es ihnen gut, mit jemandem zu reden, der nicht so eng verbunden ist.“

Die 48-Jährige hat sich bewusst für dieses Ehrenamt entschieden. „Ich bin in einem Mehrgenerationenhaus aufgewachsen. Ich habe meinen Vater früh verloren und meine Mutter bis zuletzt begleitet. Sterben gehört zum Leben dazu, aber niemand sollte in seinen letzten Tagen allein sein.“ Ein halbes Jahr lang müssen die ehrenamtlichen Begleiter einen Befähigungskurs absolvieren, wo es nicht nur darum geht, ob sie empathisch sind, sondern sie auch praktische Handreichungen am Pflegebett lernen. „Man lernt auch sehr viel über sich selbst dabei“, verrät Tanja Franken. „Die Einstellung zu dem, was wichtig ist, verändert sich. Wenn ich in die Begleitung gehe, schalte ich alles andere ab. Ich kümmere mich gerne um andere Menschen, weil es auch mir gut tut, wenn ich sehe, dass es dem anderen gut tut.“

Wie der Mensch und ein Begleiter zusammenpassen, entscheiden die Koordinatoren des Hospizvereins bei einem ersten Gespräch. Eine 55-jährige junge Frau mit Hirntumor, die Hunde liebt, war die erste Begleitung für Tanja Franken. „Wir haben uns jeden Dienstag getroffen und sind viel zusammen mit meinem Hund spazieren gegangen“, erinnert sie sich an die Monate. „Sie wusste, dass es für sie keine Heilung gibt, aber sie hatte ein großes Netzwerk an Freunden und Familie, die sich gekümmert haben und sie war sehr mit sich im Reinen. Trotzdem haben wir jeden Dienstag etwas unternommen. Einmal wollte sie ein Fischbrötchen auf dem Mark in Dabringhausen essen. Da haben wir dann Freunde von ihr getroffen und sie hat mittags ein Bierchen getrunken. Für sie war das ein ganz besonderer Tag, weil es ihr ein Stück Normalität zurückgegeben hat.“

Dass Franken die Frau in den letzten Tagen nicht mehr sehen konnte, schmerzt sie noch heute ein wenig: „Gehirntumore sind tückisch, weil es auf einmal ganz schnell gehen und in diesen Momenten war natürlich die Familie bei ihr.“ Eine alte Dame im Krankenhaus hingegen hatte keine Angehörigen, die anreisen konnten. „Da kam der Anruf vom Pflegedienst, ob ich kommen könnte. Ich habe ihr Psalme vorgelesen, mit ihr geredet und ihre Hände gestreichelt. Sie hat wahrgenommen, dass ich da bin und ist immer ruhiger geworden, bis sie eingeschlafen ist.“

Manchmal ist es besonders für die Angehörigen wichtig, dass ein Mitarbeiter vom Hospizverein mit ihnen und dem kranken Angehörigen den letzten Weg geht. „Viele sind unsicher, was sie in einem solchen Moment tun sollen, oder nicht. Ob alles gut ist, was sie tun“, weiß Anke Stolz. „Aber alles ist erlaubt. Den Menschen in den Arm nehmen, singen, mit ihm reden. Einfach da sein. Das ist wichtig.“

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