Kirchenmusik in Wermelskirchen Der besondere Klang des Weihnachtsfestes

Wermelskirchen · Die Musiker sind in der Hochsaison ihres künstlerischen Schaffens ausgebremst. Ihnen fehlt das gemeinsame Singen. Der Appell lautet: Mehr Hausmusik machen.

 Kantor Andreas Pumpa und Veronika Madler (l.) bei den Proben in der Stadtkirche mit anderen Musikern.

Kantor Andreas Pumpa und Veronika Madler (l.) bei den Proben in der Stadtkirche mit anderen Musikern.

Foto: Jürgen Moll

„Bom, bom, bom“: Veronika Madler ahmt den Schlag der Pauke nach. „So klingt für mich Weihnachten“, sagt die Sopranistin, „wenn ich die ersten Takte des Weihnachtsoratoriums höre, dann transportiert die Musik für mich eine besondere Stimmung.“ Gemeinsam mit Andreas Pumpa, Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde, und Organist Laurent Lapierre macht sie sich eine Woche vor dem Heiligen Abend auf die Spuren des Weihnachtsklangs – auch im Coronajahr.

„Die Zeit vor Weihnachten ist natürlich etwas Besonders“, sagt Pumpa, „aber sie ist für gewöhnlich auch mit besonderer Arbeit verbunden.“ In anderen Jahren haben die Kirchenmusiker in den Adventswochen und während der Vorbereitung der Konzerte und Andachten alle Hände voll zu tun. „Wir haben dann natürlich den Wunsch, für die Menschen eine besondere Stimmung zu zaubern und sie zu berühren“, sagt Lapierre. Was es dazu braucht? Da wollen sich die drei Musiker nicht festlegen. „Das kann ein großes Werk wie das Weihnachtsoratorium sein“, sagt Pumpa, „aber auch ein gut arrangiertes ‚Let it snow‘ kann diese Wirkung haben.“ Und dann setzt er sich an die Orgel in der Stadtkirche, bittet Veronika Madler zum Mikrofon und stimmt eine besondere Melodie an. „Auch so klingt Weihnachten für mich“, sagt er – und spiel flotten Blues, in den die Sopranistin gut gelaunt einstimmt. Auf Abstand versteht sich.

Dieses Jahr habe neuen Raum geschaffen, sagen die Musiker dann. Konzerte und Chorproben müssen ausfallen, in der Hochsaison ihres künstlerischen Schaffens werden die Musiker ausgebremst. Für die Chöre sei das ein großer Bruch, man könne nach der Krise nicht einfach wieder anknüpfen an die Arbeit, vieles müsse neu erarbeitet werden, weiß der Kantor. „Aber gleichzeitig gibt uns dieses Jahr die Gelegenheit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die sonst keinen Raum finden“, sagt Pumpa. Und dazu gehört zum Beispiel der Blues. Die Melodien des Advents nehmen die Musiker in diesem Jahr auf – um sie für die Online-Gottesdienste rund um die Weihnachtstage aufzuarbeiten und um den musikalischen Adventskalender zu bestücken, den die Kirchenmusik der Gemeinde im Internet anbietet.

In kleinem Kreis treffen sich die Musiker zu Proben. Zur Adventsandacht am dritten Advent standen Veronika Madler und Andreas Pumpa mit ausgewählten Musikern dann auch mal wieder im Altarraum der Stadtkirche – und trugen ihre Melodien der Gemeinde vor. „Uns fehlt das gemeinsame Singen“, sagt Pumpa, „das verbindet uns sonst auch als Gemeinde.“ Nun übernehmen Solisten, Klavier und die Orgel als verbindendes Element zwischen beiden die Musik im Advent. Arien, Händel, Mozart, viele bekannte Choräle: „Es ist schön, wenn diese Melodien trotz der besonderen Zeit erklingen“, sagt Veronika Madler.

Und deswegen ermutigt Kantor Andreas Pumpa die Menschen in diesem Jahr, die Hausmusik für sich wieder zu entdecken – um Weihnachten doch noch zum Klingen zu bringen. „Weihnachten ohne Singen, das ist für mich unvorstellbar“, sagt er. Und: „Das gesungene Wort Gottes kann das verletzte Herz heilen, es erhellt die Dunkelheit der Seele und vertreibt die Traurigkeit.“ Diese Erfahrung macht er selbst in ruhigen Momenten, wenn die Musik weniger Arbeit als eigene Quelle ist. Und so wird er das Weihnachtsoratorium dieses Mal wohl über die Lautsprecher im heimischen Wohnzimmer hören – und die Feststimmung genießen.

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