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Flachsmuseum in Beeck Textilstudenten erleben „blaues Wunder“

Beeck · Eine zwölfköpfige Gruppe der Fachhochschule Niederrhein in Mönchengladbach hat im Beecker Erlebnismuseum das Flachsdiplom absolviert. Dabei erfuhren die Praktikanten, wie anstrengend das traditionelle Handwerk sein kann.

 Die Studierenden aus Mönchengladbach lernten das historische Umfeld der Textilindustrie im Beecker Flachsmuseum hautnah kennen.

Die Studierenden aus Mönchengladbach lernten das historische Umfeld der Textilindustrie im Beecker Flachsmuseum hautnah kennen.

Foto: Armin Jackels

In den vergangenen beiden Jahren konnten Studenten der Fachhochschule Niederrhein aufgrund von Corona keine Praktika im Beecker Flachsmuseum absolvieren. Das ist jetzt wieder möglich: Eine erste Gruppe hat kürzlich ihr Flachsdiplom in Empfang genommen. Gleichzeitig werden den Studenten fünf Creditpoints für ihr Studium anerkannt. Im Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik gehört die Hochschule in Europa zu den größten Studienorten für den Ingenieurnachwuchs. Was ist da naheliegender, als das Studierende auch das historische Umfeld der Textilindustrie rund um Mönchengladbach kennenlernen? Mönchengladbach bildete einst das textile Zentrum am Niederrhein.

Seit mehr als sechs Jahren kooperiert die Hochschule Niederrhein mit dem Beecker Flachsmuseum. Es bietet den Studierenden die Möglichkeit, im Rahmen des Flachsdiploms den Flachs – das blaue Wunder – vom Anbau bis zur Verarbeitung kennenzulernen. Flachs ist seit mehr als 8000 Jahren als Kulturpflanze bekannt. Bis heute wird das edle Linnen aus Flachs gewonnen und bietet inzwischen viele innovative Anwendungen – von baubiologischen, hochwertigen Dämmstoffen, über Verpackungsmittel, Verkleidungen im Auto- und Flugzeugbau bis zum Textilbeton im Brückenbau.

Vor Corona nahmen jährlich 150 bis 200 Studenten in Gruppen zu circa 30 Personen an den Praktika des Beecker Flachsmuseum teil. Eine zwölfköpfige Gruppe war nun  die erste seit Corona, die wieder ihr Praktikum im Museum absolvierte. Die Studierenden des ersten Semesters stammen aus ganz Deutschland, Litauen und der Türkei. John Walter, einer der Studierenden aus Leipzig, hat eine ganz besondere Beziehung zu Mönchengladbach. „Meine Familie ist eigentlich eine Familie von Webern. Sie hat sich in den 1930er Jahren geteilt. Ein Teil meiner Verwandten zog nach Mönchengladbach, um in der dort blühenden Textilindustrie zu arbeiten. Der andere Teil, zu dem ich gehöre, verblieb in Leipzig.“ Inzwischen sei der Mönchengladbacher Zweig sozusagen ausgestorben. Also hat sich John Walter aufgemacht, um die Familientradition in Mönchengladbach aufrechtzuerhalten. „Hinzu kam natürlich der hervorragende Ruf der Hochschule im Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik“, sagte Walter.

Bevor es an die Praxis ging, stand für alle zunächst die Theorie an. Klara Schlömer, Mitarbeiterin des Flachsmuseums, stellte den Praktikanten in lockerer Runde zunächst die einzelnen Schritte der Flachsverarbeitung vor. Zunächst werden die Flachshalme aus der Erde „gerauft“, und die Samenkapseln mit den Leinsamen von den Halmen trennen), dann geht es ans „Rösten“: Weiche Pflanzenbestandteile werden in sogenannten Rottekuhlen mit Wasser eingelegt. Anschließend geht es ans Trocknen, Brechen und Schwingen, das mechanische Zertrümmern der harten holzigen Bestandteile. Schließlich werden holzige Bruchstücke aus den Bast-Langfasern ausgekämmt. Im Fachjargon spricht man von „Hecheln“.

Bevor die Studenten die einzelnen Arbeitsgänge selbst ausprobieren konnten, stellte ihnen Heinz Schlömer im Außenbereich zunächst die Gerätschaften zum Brechen und Schwingen sowie Hecheln vor. Schnell erkannten die jungen Praktikanten, dass die Arbeiten ganz schön anstrengend sind und körperlichen Einsatz erfordern. Im nächsten Schritt durften die Studierenden das Spinnen, Zwirnen und Spulen mit Unterstützung von Klara Schlömer und weiteren Helfern des Flachsmuseums üben. Der dritte Schritt, der vermittelt wurde, war das Weben. Im Webraum des Flachsmuseums hatten Mitarbeiter bereits die Garnfäden auf die Rahmen der Webstühle gespannt, sodass die Praktikanten hier mit Querfäden die aufgespannten Fäden zum Tuch weben konnten.

Nach zwei Stunden war es geschafft. Auf die Frage, wie das Praktikum war, lautete die einhellige Antwort: Unter einem Museumsbesuch hatte man sich etwas ganz anderes vorgestellt. Zum Nachweis der Teilnahme erhielten die Studenten am Ende ihr Flachsdiplom. Während des Praktikums war den „Dozenten“ des Flachsmuseums anzumerken, dass sie ihr Wissen mit sehr viel Leidenschaft und Herzblut vermittelten und viel Spaß an ihrer ehrenamtlichen Museumsarbeit haben. „Die Geselligkeit kommt natürlich auch nicht zu kurz“, ergänzte zum Abschluss Heinz Schlömer. Wer die „Beecker Flachsler“ gerne bei ihren vielfältigen Aufgaben unterstützen oder ihnen als helfende Hand zur Seite stehen möchte, findet auf der Website weitere Infos: www.beecker-erlebnismussen.de

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