Jugendbildungsstätte in Wegberg Neues pädagogisches Konzept gegen die Krise

Wegberg · Die Jugendbildungsstätte Haus St. Georg ist gerade bei Schülern und Pfadfindern weit über die Grenzen von Wegberg hinaus bekannt. Die Corona-Pandemie hat die Einrichtung in wirtschaftliche Bedrängnis gebracht. Doch die Mitarbeiter kämpfen gemeinsam für eine positive Zukunft.

 Ein Pfadfinder-Lager in Wegberg-Watern auf dem Gelände von Haus St. Georg war das ganze Jahr noch nicht möglich. Die Einrichtung bietet im Juli Ferienspiele an. Ein Hygienekonzept sorgt für Sicherheit.

Ein Pfadfinder-Lager in Wegberg-Watern auf dem Gelände von Haus St. Georg war das ganze Jahr noch nicht möglich. Die Einrichtung bietet im Juli Ferienspiele an. Ein Hygienekonzept sorgt für Sicherheit.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Die Schüler hatten ihre Plätze eingenommen, die Motoren der Reisebusse liefen schon. Drei Klassen wollten sich über Karneval auf den Weg in die Jugendbildungsstätte Haus St. Georg nach Wegberg machen, doch daraus wurde nichts. Denn der Aschermittwoch (26. Februar) war der Tag, als im Kreis Heinsberg zwei Wochen vor dem Rest des Landes der Corona-bedingte Lockdown begann und damit eine ganz schwere Zeit. Ganz besonders schwer für das Haus St. Georg, denn genau wie Hotels und Gastronomie-Betriebe lebt die Einrichtung von Gästen – und die durften plötzlich nicht mehr kommen. Auch wenn inzwischen ein ausgefeiltes Hygienekonzept erarbeitet wurde und theoretisch sogar wieder Übernachtungen möglich sind, ist die Zukunft ungewiss. Mit einem neuen pädagogischen Konzept soll wieder Leben in der Jugendbildungsstätte Einzug halten.

„Das war schon ein sehr abrupter Einnahmestopp. Trotzdem hatten wir noch sehr viel Arbeit, denn es mussten Stornierungen abgearbeitet und Umbuchungen vorgenommen werden“, erinnert sich Felicitas Fischer, pädagogische Leiterin im Haus St. Georg auch mit Blick auf den Tag, als sich die Lage weiter zuspitzte. Denn am 6. März kam die Anweisung von der Landesregierung, dass alle Klassenfahrten in Risikogebiete abzusagen sind. Das brachte die Jugendbildungsstätte in eine wirtschaftliche Schieflage, so dass etwa Mitarbeiter aus allen Bereichen in Kurzarbeit geschickt werden mussten. „Es ist klar, dass dieses Jahr kein wirtschaftlicher Erfolg wird. Aber für uns war immer klar, dass wir diese Krise als Team überstehen wollen. Entlassungen waren nie ein Thema“, betont Felicitas Fischer.

 Auch unter den Mitarbeitern des Hauses St. Georg in Wegberg wird Sicherheitsabstand aktuell groß geschrieben.

Auch unter den Mitarbeitern des Hauses St. Georg in Wegberg wird Sicherheitsabstand aktuell groß geschrieben.

Foto: Ruth Klapproth

In der Krise zahlt sich aus, dass das Haus St. Georg keine klassische Jugendherberge ist, sondern als Träger die Deutsche Pfandfindertschaft Sankt Georg im Diözesanverband Aachen fungiert und daher auch eine Verknüpfung mit dem Bistum Aachen besteht. „Wir leben von unseren Rücklagen, bekommen aber auch Unterstützung“, erklärt Felicitas Fischer. Eine gute Grundlage für sie und ihre verbliebenen Kollegen, sich mit Blick auf einen möglichen Neustart an die Ausarbeitung eines Hygienekonzepts zu machen. Auf 20 Seiten legte die Jugendbildungsstätte dem Gesundheitsamt dar, wie die Infektionsgefahr bei Gästen etwa im Speisesaal und in den Gruppenräumen auf ein Minimum reduziert werden sollte. Doch so gut das Konzept auch ist, seit ab dem 1. Mai Tagesveranstaltungen und ab dem 18. Mai auch wieder Übernachtungen möglich sind, ist die Resonanz sehr überschaubar. Gerade mal eine Gruppe hat seitdem im Haus übernachtet.

Das Problem ist eben, dass das die Einrichtung in Wegberg primär auf den Besuch von Schulklassen ausgelegt ist. „Nach den Sommerferien sind wieder Schulfahrten erlaubt. Das ist ein zwar ein Lichtblick, doch es gibt noch viel Verunsicherung an den Schulen“, erklärt die pädagogische Leiterin des Hauses St. Georg. Auch ein Grund für sie, nach weiteren Wegen zu suchen, wieder mehr Leben in die Jugendbildungsstätte zu bekommen. Beim Träger des Hauses lag es nah, für die Sommerferien verstärkt Pfandfindergruppen anzusprechen. Denn auch die sind von der Corona-Krise betroffen und müssen geplante Sommerlager im In- und Ausland absagen. Unter dem Motto „Wegberg statt West Virginia“ wurde ein Angebot entwickelt, das den Pfandfindern ein Gemeinschaftserlebnis ermöglichen soll.

Zudem gibt es im Haus St. Georg vom 27. bis 31. Juli zum ersten Mal überhaupt ein Ferienprogramm für Kinder. Den Altersgruppen von sieben bis zehn Jahren und von zehn bis 14 Jahren werden kreative und naturnahe Tagesangebote gemacht. Die Sommerferienaktion war zwar ohnehin geplant, doch die Corona-Krise hat einige Anpassungen nötig gemacht. „Uns war es ein Anliegen, auch etwas für die Kinder aus dem Stadtgebiet anzubieten. Denn offenbar weiß in Wegberg noch nicht jeder, dass es uns gibt“, erklärt Felicitas Fischer. Auch wenn die Resonanz bislang schon ordentlich ist, sind weitere Anmeldungen willkommen.

Mit Blick auf die Zukunft liegen die größten Hoffnungen allerdings auf dem Start der Schulen nach den Sommerferien. Doch die weiterhin vorhandene Verunsicherung führt dazu, dass von den Mitarbeitern des Hauses St. Georg große Flexibilität gefragt sein wird. So ist auch noch völlig unklar, wann welche Kollegen zurückkehren können. Dennoch ist die Jugendbildungsstätte darum bemüht, junge Menschen für den Bundesfreiwilligendienst und ein Freiwilliges Ökologisches Jahr zu finden. Schließlich soll alles bereitet sein, wenn eine Rückkehr zum Normalbetrieb irgendwann möglich sein sollte und die Reisebusse wieder regelmäßig vorfahren dürfen.

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