Handball-Oberliga „Mental haben wir einige Kräfte gelassen“

Nettetal · Der Spielertrainer musste mit den Handballern des TV Lobberich lange um den Klassenverbleib zittern.

 TVL-Trainer Christopher Liedtke liebt es, noch zu spielen. Auch in der kommenden Saison will er wieder eingreifen, wenn die Lobbericher in der Handball-Oberliga Bedarf haben.

TVL-Trainer Christopher Liedtke liebt es, noch zu spielen. Auch in der kommenden Saison will er wieder eingreifen, wenn die Lobbericher in der Handball-Oberliga Bedarf haben.

Foto: Stephan Köhlen

Der TV Lobberich hat als Aufsteiger eine nervenaufreibende Saison hinter sich gebracht. Erst am am letzten Spieltag konnte der Klassenverbleib endgültig unter Dach und Fach gebracht werden. Im Gespräch mit unserer Redaktion äußert sich Spielertrainer Christopher Liedtke über die Schwierigkeiten während der Spielzeit, Positives und Negatives, und blickt auch in die Zukunft.

Herr Liedtke, wie viel Kraft hat die abgelaufene gekostet?

Liedtke Gerade mental haben wir schon einige Kräfte gelassen. Als Aufsteiger sind wir mit zwei Niederlagen ja auch nicht gerade optimal gestartet, hatten dann jedoch einen guten Lauf. Da denkt man dann schon, dass man eigentlich jede Mannschaft in der Liga schlagen kann. Im Dezember hatten wir dann einen Bruch und sind nach der Winterpause auch nicht mehr richtig in den Fluss gekommen. Da kommen dann die Augenblicke, an denen jeder Einzelne an sich selber zweifelt und auch Ängste kommen hoch. Doch zum Glück haben wir noch rechtzeitig die Kurve bekommen.

Können Sie Gründe benennen, warum es in der Rückrunde nicht mehr so toll lief?

Liedtke Das hat mehrere Gründe. Besonders hart haben uns die Verletzungen getroffen, insbesondere die von Dennis Föhles im Dezember, der in der Rückrunde dann auch nicht mehr eingesetzt werden konnte. Dennis ist unser Abwehrchef und den Ausfall haben wir nie richtig kompensieren können, zumal wir einen Spezialisten-Wechsel vornehmen mussten und damit ist uns sehr viel an Schnelligkeit verloren gegangen. Damit fehlten dann die einfachen Tore und dann ist für eine körperlich zumeist unterlegene Mannschaft nicht mehr einfach zum Erfolg zu kommen. Auch die Leichtigkeit der Hinrunde war nicht mehr vorhanden, wir haben zu sehr gezaudert. Das beste Beispiel war das Spiel in Mönchengladbach, wo wir zehn Minuten vor dem Ende noch mit fünf Toren vorne lagen, aber dann noch mit einem Tor verloren haben.

Was waren für Sie die größten positiven Überraschungen in dieser Saison?

Liedtke Das war zunächst einmal die Hinrunde. Nach dem Aufstieg konnte wohl niemand damit rechnen, dass wir so gut mitspielen könnten, wo wir auch gegen Mannschaften gepunktet haben, die eigentlich nicht unsere Kragenweite sind. Aber auch die Entwicklung der gesamten Mannschaft war sehr positiv, denn der Unterschied zwischen Verbandsliga und Oberliga ist schon enorm. Personell war es Lennard Greven, der immer besser in die Rolle des Spielgestalters hineingewachsen ist und mittlerweile auch eine enorme Torgefahr ausstrahlt. Aber auch unser neuer Kapitän Jan von Eycken, der das Team richtig gut geführt hat und egal in welcher Phase Verantwortung übernommen hat.

Gab es denn auch Enttäuschungen?

Liedtke Logischerweise die Rückrunde, denn elf Niederlagen in Folge sind nicht so einfach wegzustecken, aber daraus müssen wir als gesamte Mannschaft lernen. Allerdings hat die Mannschaft zu keinem Zeitpunkt aufgesteckt und immer dran angezogen. Das war vor zwei Jahren, als wir abgestiegen sind, noch ganz anders. Da kamen dann am Ende nur noch vier oder fünf Spieler zum Training. Und das war jetzt ganz anders.

Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Mannschaft?

Liedtke Es ist ja eigentlich eine sehr junge Mannschaft und da hat wirklich jeder einen Sprung nach vorne gemacht. Wir haben ja auch den Kader nach dem Aufstieg nicht verändert. Und da ist schon toll, wie viel mehr jetzt körperlich dagegen gehalten wird, aber auch von der Schnelligkeit haben wir noch zugelegt.

Welches Potenzial steckt noch in diesem Team?

Liedtke Ich glaube, dass ist noch sehr viel Potenzial vorhanden. Nächste Saison hat die Mannschaft ein Durchschnittsalter von knapp über 23 Jahren, da kann sich jeder noch weiterentwickeln, und da ist auch noch eine Menge Luft nach oben. Das ist aber auch genau das, was ich wollte: Eine junge Mannschaft zu entwickeln und zu einem Team zu formen. Wir wollen unser Spiel noch schneller machen, so wie es die skandinavischen Mannschaften praktizieren. Daher machen wir auch Ende August ein Trainingslager in Dänemark, wo auch zwei Testspiele auf dem Programm stehen werden.

Namhafte Spieler verlassen die Mannschaft oder hören auf. Können diese Verluste aufgefangen werden?

Liedtke Es ist möglich, diese Verluste zu kompensieren. Allerdings wird das bestimmt nicht einfach, denn es verlassen uns die erfahrenen Spieler, die die Mannschaft geführt haben. Jetzt muss die nächste Generation in die Bresche springen, aber wir haben auch die Spieler, die dafür die Qualität besitzen. Wir werden noch drei A-Jugendliche mit in die Vorbereitung nehmen und hoffen, dass der Konkurrenzkampf den einen oder anderen noch weiter nach vorne bringt. Die Saison wird aber auch nicht einfacher, denn es steigen zumindest zwei Mannschaften aus der Regionalliga Nordrhein in die Oberliga ab.

Werden Sie in dieser nächsten Saison auch weiterhin spielen, oder beschränken Sie sich auf die Trainerposition?

Liedtke Wir werden es wohl so halten wie in diesem Jahr, wenn wir viele verletzte Spieler haben, stehe ich natürlich zur Verfügung, aber angedacht ist, dass ich so wenig wie möglich eingreife. Allerdings macht es mir immer noch sehr viel Spaß zu spielen. Ich werde mich auch weiterhin fit halten, um bei Bedarf einzuspringen.

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