Ausstellung zeigt Arbeiten der Schwalmtaler Malerin Maria Ahlen Auf der Spur einer begabten Frau

Schwalmtal · Eine Ausstellung in der Heimatstube dokumentiert das Leben und das Werk von Maria Ahlen. Die Aufklärung ihrer Lebensgeschichte ist spannend wie ein Krimi.

Das Selbstporträt zeigt Maria Ahlen in den 1960er Jahren.

Das Selbstporträt zeigt Maria Ahlen in den 1960er Jahren.

Foto: Ajlen/Ahlen

„Zwischen Kunst und Küche – Werke der Waldnieler Freizeitmalerin Maria Ahlen“ heißt eine Ausstellung mit mehr als 60 Bildern und Zeichnungen, die am Freitag, 23. September, in der Heimatstube Waldniel eröffnet wird. Die Vorbereitungen dazu hören sich an wie ein Kriminalroman – auch wenn niemand unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen ist. Aber mit dem Genre des Krimis haben die Rätsel und Fragen, die sich darum ranken, etwas gemeinsam.

Es begann vor etwa fünf Jahren. Heike Ahlen aus Niederkrüchten, die Ehefrau von Maria Ahlens Enkel Ulrich, war bei einer Aktion in der Heimatstube Waldniel dabei. „Da kommt jemand, der Dir ein Bild von der Oma Deines Mannes schenken möchte“, hatte Klaus Müller, Vorsitzender des Heimatvereins, sie vorab informiert.

Es war Maria Ahlens letztes Bild, wie sich später herausstellte. „Wir wussten, dass sie gemalt hat“, erklärt Heike Ahlen. Aber so richtig damit beschäftigt hatte sich die Familie noch nicht. Dann erhielt Klaus Müller ein weiteres Bild von Maria Ahlen und die Idee, eine Ausstellung zu machen, keimte auf.

Maria Gertrud Jansen wurde am 8. Dezember 1900 in Waldniel geboren. Schon früh zeichnete und malte sie. Anfangs signierte sie ihre Bilder mit G. M. Jansen. Das G für Gertrud ließ sie bald weg. Ihre älteste Zeichnung datierte sie auf das Jahr  1914. Neun Jahre später, 1925 heiratete sie Ägidius Ahlen und das Paar lebte in Maria Jansens Elternhaus an der Amerner Straße. Am 29. Dezember 1981 starb Maria Ahlen.

Enkel und Urenkel, die ganze Familie – auch die angeheiratete — hat sich nun mit dem künstlerischen Schaffen von Maria Ahlen befasst. „Maria Ahlen hatte zwei Seiten“, beschreibt Heike Ahlen die Großmutter ihres Mannes. „Sie war eine Mutter von zwei Kindern, deren Mann im Krieg schwer verletzt wurde, die Armut litt und der es mit ihren künstlerischen Auftragsarbeiten gelang, die Familie über Wasser zu halten. Außerdem war sie eine Frau, die sich viele Gedanken machte.“

Bei Stöbern in alten Unterlagen fand die Familie einen Essay von Maria Ahlen über moderne Kunst. Sie fand Briefe, aus denen geschlossen werden kann, dass Ahlen eine rege Korrespondenz mit anderen Künstlern führte. Aber natürlich existieren nur die Antworten auf Maria Ahlens Briefe. Da tun sich viele Lücken auf. Die Grafikerin Bettina Loose-Steger gehört zu denen, mit denen Maria Ahlen sich austauschte. Die Familie vermutet, dass Loose-Stegers Vater während des Krieges in Waldniel einquartiert war. Aber sicher ist auch das nicht.

Maria Ahlen malte Porträts, Madonnenbilder, Landschaften. Sie verfügte über eine technisch sehr ausgereifte Malweise.  Sie malte Feldpostkarten mit den Bildern der Soldaten. Es gab Gerüchte, dass sie Adolf Hitler habe porträtieren müssen – aber die Familie konnte das nicht verifizieren. 

Ahlen führte außerdem Gebrauchsgrafiken aus, malte Kulissen für Karnevalsveranstaltungen, zeichnete Karikaturen, Urkunden zu Jubiläen, schrieb Geschichten. Eine kleine Besonderheit ist erhalten, wenn auch nicht zu sehen: Maria Ahlen gestaltete ein Dia für die Werbung in Kinos: Dafür malte sie auf ein winziges Diapositiv; das Bild wurde dann groß auf die Leinwand projiziert.

Es existieren noch viele Bilder von der Waldnielerin, zahlreiche davon sind aber auch verschwunden oder hängen an unbekannten Orten. Die Familie Ahlen freut sich auf zahlreiche Besucher, die ihr vielleicht sogra mehr über Maria Ahlen erzählen können.

Info Die Ausstellung in der Heimatstube Waldniel, Niederstraße 52, ist am Freitag, 23. September, 17 bis 20 Uhr, Samstag, 24. September, 14 bis 18 Uhr, und am Sonntag, 25. September, 11 bis 16 Uhr, zu sehen. 

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