Seismische Messungen zwischen Viersen, Krefeld, Düsseldorf und Duisburg Auf der Suche nach Erdwärme in Viersen

Kreis Viersen · Weg vom Erdgas – dank Geothermie? Der Geologische Dienst NRW nimmt bald Messungen mit Spezialfahrzeugen in Viersen und Schwalmtal vor, um das Potenzial für Erdwärme zu erkunden. Bürger können die Messungen begleiten.

Drei Vibro-Trucks fahren in einem Konvoi entlang vorab festgelegter Messstrecken. Alle 40 Meter halten sie an und schicken über eine hydraulisch absenkbare Rüttelplatte am Boden der Fahrzeuge für eine bis drei Minuten Vibrationen in den Untergrund. Aus den so gewonnenen Daten erstellt der GD NRW anschließend ein detailliertes Bild des Untergrundes. Die Vibrationen seien in der Nähe der Fahrzeuge zwar deutlich spür- und hörbar.

Drei Vibro-Trucks fahren in einem Konvoi entlang vorab festgelegter Messstrecken. Alle 40 Meter halten sie an und schicken über eine hydraulisch absenkbare Rüttelplatte am Boden der Fahrzeuge für eine bis drei Minuten Vibrationen in den Untergrund. Aus den so gewonnenen Daten erstellt der GD NRW anschließend ein detailliertes Bild des Untergrundes. Die Vibrationen seien in der Nähe der Fahrzeuge zwar deutlich spür- und hörbar.

Foto: Geologischer Dienst

Mit seismischen Messungen soll im Gebiet zwischen Schwalmtal, Viersen, Krefeld, Düsseldorf und Duisburg das Potenzial für geothermische Wärme erkundet werden. Der Geologische Dienst NRW hat für diesen Bereich Messungen durch Spezialfahrzeuge angekündigt, die am 8. Oktober in der Gemeinde Schwalmtal beginnen und über eine 35 Kilometer lange Strecke durch die Städte Viersen und Tönisvorst führen und in Krefeld enden.

Die Messlinie „Rheinland 1“ führt von Schwalmtal über Viersen und Tönisvorst bis nach Krefeld. Die roten Punkte zeigen bereits vorhandene Tiefbohrungen.

Die Messlinie „Rheinland 1“ führt von Schwalmtal über Viersen und Tönisvorst bis nach Krefeld. Die roten Punkte zeigen bereits vorhandene Tiefbohrungen.

Foto: GD NRW

Im Fokus der Suche stehen dabei Gesteinsvorkommen, die heißes Tiefenwasser enthalten. An die Oberfläche aus mehreren Tausend Metern Tiefe gepumpt, gibt das heiße Wasser seine Energie über Wärmetauscher an den Energieverbraucher ab – beispielsweise ein Fernwärmenetz, einen Industriebetrieb oder ein Gewächshaus – ab und wird anschließend wieder in die Tiefe geleitet.

Die Identifizierung von Potenzialen im Bereich der Erneuerbaren Energien ist auch Bestandteil des Klimaschutzkonzeptes des Kreises Viersen in Partnerschaft mit den Gemeinden Brüggen, Grefrath, Niederkrüchten und Schwalmtal sowie den Städten Tönisvorst und Viersen. „Wir begrüßen in diesem Zusammenhang die Sondierungsarbeiten des Geologischen Dienstes, da die Seismikkampagne Grundlage für einen möglichen Ausbau einer nachhaltigen Wärmeversorgung bieten könnte“, sagt Rainer Röder, Dezernent für Planen, Bauen und Umwelt des Kreis Viersen.

Um den Untergrund zu erkunden, erzeugen Spezialfahrzeuge, sogenannte Vibro-Trucks, mithilfe von Vibrationen Schallwellen, die an den Grenzen der verschiedenen Gesteinsarten reflektiert werden – ähnlich einer Ultraschalluntersuchung. Bohrungen oder andere Eingriffe in den Boden sind bei dieser schonenden Untersuchungsmethode nicht notwendig. Drei Vibro-Trucks fahren in einem Konvoi mit sehr langsamem Tempo entlang vorab festgelegter Messstrecken. Alle 40 Meter halten sie an und schicken über eine hydraulisch absenkbare Rüttelplatte am Boden der Fahrzeuge für eine bis drei Minuten Vibrationen in den Untergrund. Diese werden reflektiert und von sogenannten Geofonen (ähnlich Mikrofonen) empfangen. Aus den so gewonnenen Daten erstellt der Geologische Dienst ein detailliertes Bild des Untergrundes.

 Die Vibrationen seien in der Nähe der Fahrzeuge zwar deutlich spür- und hörbar. „Für Gebäude ist die eigens für die Erkundung bebauter Gebiete entwickelte Vibrationsseismik jedoch unschädlich“, erklärt der Geologische Dienst. Mitarbeiter des Messtrupps kontrollieren zudem kontinuierlich die Bodenschwingungen. „Wir möchten, dass die tiefe Geothermie sich zu einem sicheren, zentralen Baustein einer klimafreundlichen Wärmeversorgung von morgen entwickelt“, erklärt NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Die Landesregierung unterstütze mit den seismischen Untersuchungen Stadtwerke und Projektentwickler, um mögliche Potenziale für erneuerbare Wärme zu erschließen.

Nordrhein-Westfalen bereitet diesen Einstieg in die Nutzung der Tiefengeothermie vor – um die Klimaschutzziele zu erreichen und um sich unabhängiger von Energieimporten zu machen. Daher hatte der Landtag bereits am 20. März 2019 fraktionsübergreifend beschlossen, den Einsatz der Geothermie zu fördern, um die Wärmepotenziale optimal nutzen zu können. Auf dieser Grundlage hat das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie den Geologischen Dienst beauftragt, eine geothermale Charakterisierung des tiefen Untergrundes durchzuführen. Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien war nie dringender als heute. Er ist dabei nicht nur mit Blick auf den Klimaschutz zwingend notwendig, sondern auch, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu beenden. Insbesondere die aktuell hohen Gaspreise machen deutlich: Die Wärmewende muss mit allen Mitteln vorangetrieben werden.“

Ziel der seismischen Messungen ist es, in der Tiefe geeignete Gesteinsvorkommen zu identifizieren, die heißes Tiefenwasser enthalten. Wenn dies der Fall ist, könnte die Region ihre Wärmeversorgung auf Geothermie umstellen. Ulrich Pahlke, Direktor des Geologischen Dienstes NRW: „Die Ergebnisse kommen den Regionen zugute, sie werden digital zur Verfügung gestellt und bilden wichtige Vorarbeiten für spätere Projekte.“

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