Imkerverein Tönisvorst Hohler Baumstamm soll Bienen retten

Tönisvorst · Der Imkerverein Tönisvorst versucht ein Experiment. Auf einem Blühstreifen am Rand eines Wäldchens steht jetzt ein „Schiffer Tree“ und bietet Bienen ein neues, artgerechtes Zuhause. Darin sollen sie eine Überlebensstrategie entwickeln.

 Waltraud Althoff-Pegels, die Vorsitzende des Imkervereins Tönisvorst, und Klaus Albers, der den „Schiffer Tree“ nachgebaut hat.  Foto: Imkerverein Tönisvorst

Waltraud Althoff-Pegels, die Vorsitzende des Imkervereins Tönisvorst, und Klaus Albers, der den „Schiffer Tree“ nachgebaut hat. Foto: Imkerverein Tönisvorst

Foto: Imkerverein Tönisvorst

Noch ist sie unbewohnt, die 1,20 Meter hohe Lärchenholzröhre, die Klaus Albers vom Imkerverein Tönisvorst nach Anleitung des Hamburger Biologen Torben Schiffer gebaut hat. Aber schon bald, so hoffen die Mitglieder des Imkervereins, soll es summen und brummen im „Schiffer Tree“, dann nämlich, wenn sich ein Bienenschwarm in der Holzröhre angesiedelt hat.

„Das ist ein Experiment“, erklärt Waltraud Althoff-Pegels, die Vorsitzende des Tönisvorster Imkervereins. „Wir hoffen, in dieser Behausung, die einem hohlen Baumstamm nachempfunden ist, eine vitale Biene zu finden, die sich die Selbsthilfemöglichkeiten, die Bienen seit vielen Millionen Jahren haben, erhalten hat“, erklärt die Vorsitzende. Besonders gegen die Varoa-Milbe, die den Völkern der Imker zu schaffen macht, soll der Schwarm im „Schiffer Tree“ eine Überlebensstrategie entwickeln.

„Wir können nicht eingreifen“, erklärt Althoff-Pegels, „die Röhre ist geschlossen und lässt sich nicht öffnen.“ Auch eine Honiggewinnung sei nicht vorgesehen. Der Bienenscharm im „Schiffer Tree“ wird quasi ausgewildert. Er behält seinen Honig als Winterfutter und ist sich auch sonst komplett selber überlassen. „Wenn das Experiment gelingt und wir dadurch einen vitalen Bienenschwarm gewinnen, kann das zur Stärkung des Genpools der anderen Bienen beitragen“, sagt die Vorsitzende.

Entwickelt hat den „Schiffer Tree“ der Biologe und Imker Torben Schiffer, der seit vielen Jahren das Leben der Bienen erforscht. Irgendwann verschrieb sich Schiffer der artgerechten Bienenhaltung und siedelte seine Völker in nachgebauten hohlen Baumstämmen an. So haben Bienen, die eigentlich Waldtiere sind, Millionen Jahre lang gelebt, bevor der Mensch sie zunächst in Körbe und später in Kästen mit beweglichen Waben zwang, die es dem Imker erleichtern, den Honig und den Bienenwachs zu entnehmen.

„Das Wesen der Bienen möchte offenbar nicht in kalten, feuchten, flachen und großvolumigen Kisten wohnen“, schreibt Torben Schiffer auf seiner Internetseite. Er habe den „Schiffer Tree“ gebaut, um „das natürliche Verhalten der Bienen und ihre Biologie gegen manipulative Eingriffe der Menschen“ zu schützen und so letztendlich die Bienen zu stärken und ihr Überleben zu sichern. In Zeiten, in denen manche Länder ihre Obstbäume von Hand bestäuben müssen, weil es nicht mehr genug Bienen gibt, die diese Arbeit erledigen, ist dies eine längst überfällige Idee.

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