Bienenzucht in Alpen „Honigbienen brauchen den Imker“

Der Bienenzuchtverein Alpen-Rheinberg-Sonsbeck hält den Vorschlag, Honigbienen auszuwildern, für nicht umsetzbar. Wegen der in den 70er Jahren aus China eingeschleppten Varroamilbe könnten sie in der freien Natur nicht überleben.

 Treffen der Bienenzüchter in Menzelen (von links): Gunter Fuß, Peter Langer, Marion Krüger-Fuß und Gasrgeber Ernst Berns mit ihren Utensilien.

Treffen der Bienenzüchter in Menzelen (von links): Gunter Fuß, Peter Langer, Marion Krüger-Fuß und Gasrgeber Ernst Berns mit ihren Utensilien.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

André Deckers, Imker vom Veener Schanzenhof, möchte bei der Bienenhaltung zurück zu den Wurzeln. Daher hat er eine Baumhöhle auf Pfählen kreiert, die als natürliche Nistmöglichkeit für Wildbienen dienen soll (wir berichteten). Aber: Das kann so nicht funktionieren, meinen die Mitglieder des Bienenzuchtvereins Alpen-Rheinberg-Sonsbeck. „Wildbienen sind Solitair-Bienen, Einsiedler, die ihre Nester bauen und die Brut ohne Mithilfe von Artgenossen versorgen“, sagt Marion Krüger-Fuß vom Imkerverein.

Und der Ansatz, Honigbienen auszuwildern, sei von vorne herein zum Scheitern verurteilt, erklärt Wolfgang Gessner: „Sie würden das nicht lange überleben. Honigbienen brauchen Imker. In der freien Natur gibt es sie schon lange nicht mehr.“ Grund dafür sei die in den 70er Jahren aus China eingeschleppte Varroamilbe.

Die rund eineinhalb Millimeter kleine Milbe entwickelt und vermehrt sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock. Sie gilt als der bedeutsamste Bienenschädling weltweit. Der Befall eines Bienenvolkes ist in vielen Ländern anzeigepflichtig. „Wir müssen alle Bienenvölker im Spätsommer behandeln, um das Wachstum der Milben wenigstens einzudämmen. Das würde in der freien Natur natürlich nicht geschehen“, erläutert der Millinger Udo Gerritz.

Wildbienen verfügen als Einzelgänger nicht über so große Brutflächen und werden daher von einem Befall weitgehend verschont, erläutern die Bienenfreunde. Ein besonderer Artenschutz für die Honigbiene sei, so meint Marion Krüger-Fuß, auch überhaupt nicht notwendig: „Diese Bienen werden von uns so betüddelt. Die sind nicht gefährdet.“ Auch extreme Trocken- und Hitzephasen wie in den vergangenen beiden Sommern würden den Honigspendern wenig ausmachen, solange genug Trinkwasser in der Nähe sei.

Allenfalls beim Ertrag mache sich der Klimawandel bemerkbar, erläutert Krüger-Fuß: „Bei längerer Trockenheit ist einfach zu wenig Feuchtigkeit in den Bäumen. Sie bilden dann weniger Nektar. Dementsprechend geht der Honig-Ertrag zurück.“

Damit die Insekten auch künftig noch ausreichend Nahrung finden, wünschen sich die Imker, dass noch mehr Menschen ihre Vorgärten in blühende Blumenwiesen umgestalten. Dafür geben sie Tipps, wo man an regionales Saatgut kommt. „Wer jetzt etwas tun möchte, sollte Christrosen-Beete anlegen. Diese Pflanzen blühen auch im Winter“, erzählt Ernst Berns. Daneben raten die Imker dazu, in der Nähe von Blühstreifen Insektenhotels als zusätzliche Nistmöglichkeiten zu schaffen.

Der Imker-Verein würde sich ebenso darüber freuen, wenn jemand einen Platz in seinem Garten zur Verfügung stellt, um dort eine Linde zu pflanzen. „Linden sind ideal für Bienen, weil sie bis weit in den September hinein blühen“, erläutert Wolfgang Gessner. Das wiederum sei ein herbstliches Paradies für Bienen. Die danken’s mit süßem Honig.

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