Club für junge Menschen Imkern lernen in Tönisvorst

Tönisvorst · Der Imkerverein Tönisvorst setzt wegen des Erfolgs weiterhin auf die Betreuung des Nachwuchses. Darum geht es im kommenden Jahr mit dem Club der Jungimker weiter. Insgesamt 320 Bienenvölker hat der Verein.

 Leon und Lotta bringen mit Waltraud Althoff-Pegels Mäusegitter vor den Einfluglöchern der Bienenkästen an.

Leon und Lotta bringen mit Waltraud Althoff-Pegels Mäusegitter vor den Einfluglöchern der Bienenkästen an.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Die langen schmalen Gittermetallstreifen in der Hand von Waltraud Althoff-Pegels lassen Leon und Lotta neugierig schauen. „Das sind Mäusegitter. Die befestigen wir jetzt mit Heftzwecken vor den Einfluglöchern der Bienenkästen, damit Mäuse in den Wintermonaten keine Möglichkeit mehr haben hineinzuklettern“, erklärt die Vorsitzende des Imkervereins Tönisvorst und schreitet, unterstützt von der 14- und dem 15-Jährigen, zur Tat.

Kurze Zeit später sind die beiden Lehrvölker vom Imkerverein mit Gitter bestückt. Danach ist die Behandlung mit Oxalsäure ein Thema. Althoff-Pegels möchte wissen, ob Lotta, die bereits zwei Bienenvölker ihr Eigen nennt, schon mit der Behandlung gegen die Varroamilbe gestartet hat. Lotta nickt. „Mein Vater und ich haben das Dach bei unseren beiden Völkern geöffnet und etwas Oxalsäure auf die Bienentraube gegeben“, berichtet sie. Für Lotta und Leon geht das erste Bienenjahr zu Ende. Die beiden haben in diesem Jahr mit dem Imkern gestartet und werden vom Club der Jung­imker des Imkervereins Tönisvorst betreut.

„Ich habe mich schon immer für Bienen interessiert. Als ich von dem Angebot des Imkervereins erfuhr, habe ich mich sofort angemeldet“, erzählt Leon. Lotta hat hingegen zusammen mit ihrem Vater das Imkern angefangen. Ihr Vater ist zwar auch Jungimker, aber vom Alter her nicht mehr ganz so jung. „Und das war auch genau der Grund, warum wir ein spezielles Angebot für die jungen Jungimker ins Leben gerufen haben“, berichtet Althoff-Pegels.

Die regulären Jungimker, die neu mit der Arbeit mit den Bienen anfangen, sind in der Regel keine jungen Menschen mehr. Bei den meisten geht es erst mit der Rente los, weil dann einfach mehr Zeit für dieses Hobby da ist. „Die Jugend hat indes eine andere Sprache. Sie möchte anders angesprochen werden, und mit dem neuen Angebot, das Anfang des Jahres startete, kommen wir dem nach“, sagt die Fachfrau.

Mit fünf jungen Neulingen ging es im Frühjahr los. Der Verein stellte zwei Übungsvölker zur Verfügung, richtete einen Lehrpfad mit Informationstafeln ein und bot praktischen wie theoretischen Unterricht rund um die Arbeit mit Bienen an. Dass sie viel gelernt haben, darin sind sich Leon und Lotta einig. Das erste Bienenjahr hat sie beide beeindruckt. Denn neben dem Wissen um die Imkerei an sich gab es im theoretischen Teil weiteres Wissen um die Biologie der Bienen. Dass sie ein Drittel ihres Körpergewichtes an Nektar oder Pollen im Flug transportieren können, 30 Stundenkilometer schnell sind, bis zu 250 Flügelschläge pro Sekunde leisten können und eine Königin am Tag bis zu 2000 Eier ablegen kann, war den Bienenanfängern nicht bekannt. Einige wenige Bienenstiche gab es auch mal, aber das konnte die Begeisterung der beiden nicht mindern.

Die erste Honigernte in Form eines Lindenblütenhonigs mit dem Namen „Honig vom Gottesacker“ schmeckte Lotta und Leon hervorragend, berichten sie. Wobei Lotta und ihr Vater zwei Bienenvölker im eigenen Garten stehen haben. „Mein erstes eigenes Volk steht noch bei Frau Althoff-Pegels. Ich suche derzeit einen Garten, in den ich mein Volk stellen könnte“, sagt Leon.

Auch im kommenden Jahr soll es mit der Betreuung von jungen Jung­imkern weitergehen. Neben Althoff-Pegel gehören Heike Link und Dieter Wieland, die auch Kindergärten und Schulen informieren, zu den Betreuern. Sie treffen sich zweimal im Monat für ein bis drei Stunden mit den Jugendlichen, je nachdem, welche praktische Arbeit gerade anliegt. Treffpunkt ist der eigene Lehrgarten mit den beiden Bienenvölkern.

Der theoretische Teil findet im Winter im Haus des Sports der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft statt, das der Imkerverein nutzen darf. „Zudem empfehlen wir pro Bienenjahr die Teilnahme an durchschnittlich sechs Tageslehrgängen der Imkerschulen in Anrath und Rumeln“, sagt Althoff-Pegels.

Aber nicht nur die jungen Interessierten werden an die Hand genommen. Jungimker älteren Baujahres erhalten einen Paten an die Hand, der sie durch das Bienenjahr führt. Wer nach einem Jahr Imkern dabeibleiben und sich eine eigene Grundausrüstung anschaffen möchte, der muss mit Kosten von 200 bis 250 Euro rechnen. Der Imkerverein zählt derzeit 55 Mitglieder und insgesamt 320 Bienenvölker.

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