Insekten in Grevenbroich Imker kämpfen um das Überleben der Bienen

Grevenbroich · In der kalten Jahreszeit haben Bienenzüchter viel zu tun. Im Winter müssen sie ihr Volk vor zahlreichen Gefahren schützen.

 Ein großes Durcheinander: Im Winter reihen sich Bienen eng aneinander, um Wärme zu erzeugen.

Ein großes Durcheinander: Im Winter reihen sich Bienen eng aneinander, um Wärme zu erzeugen.

Foto: Dieter Staniek

Bienen faszinieren viele Menschen. Die in großen Völkern lebenden Insekten produzieren nicht nur süßen Honig, sondern sie leisten durch das Bestäuben von Blüten auch einen wichtigen Beitrag für unser Ökosystem. Deshalb ist in den letzten Jahren ein regelrechter Trend um die Imkerei entstanden. Imkervereine erfreuen sich einem enormen Mitgliederzuwachs. So gewann der Grevenbroicher Bienenzuchtverein innerhalb der letzten zehn Jahre über 150 Mitglieder hinzu. „Man merkt, dass es einen Trend gibt. Aber die Leute müssen auch wissen worauf sie sich einlassen“, betont Thomas Krauß, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Grevenbroich. Für den 58-jährigen Neuenhausener ist ein solides Wissen über das Verhalten der Tiere für dieses Hobby unabdingbar.

So sieht beispielsweise das Verhalten der Insekten während der kalten Jahreszeit deutlich anders aus als im Sommer. „Die Bienen befinden sich jetzt in der sogenannten Wintertraube. Das ist im Prinzip eine vor Kälte schützende Kugel, die die Tiere bilden“, erklärt Thomas Krauß. In der Mitte der Kugel-Formation befindet sich die Königin, die es zu schützen gilt. Schließlich ist sie die einzige im gesamten Bienenvolk, die Nachwuchs erzeugen kann. „Die Insekten reihen sich dann eng aneinander rund um die Königin und lassen ihre Brustmuskeln zittern“, weiß der Imker. So wird während der kalten Jahreszeit die für die Tiere überlebenswichtige Wärme im Bienenstock erzeugt.

Biene ist aber nicht gleich Biene. „Wenn die Temperaturen sinken, wird eine Generation von Winterbienen erzeugt“, erzählt der Bienenzüchter. Im Vergleich zu einer Sommerbiene, die lediglich eine Lebenserwartung von zwei bis vier Wochen hat, überlebt eine Winterbiene mehrere Monate – solange, bis der Frühling anbricht. Woran das liegt, weiß der Bienenexperte: „Die Winterbienen müssen weder arbeiten noch Nachwuchs zeugen. Durch diese zusätzliche Energie leben die Tiere deutlich länger“.

Auch auf die Imker kommen in der Wintersaison völlig andere Aufgaben zu als im Sommer. Während sich die Bienen in ihrer schützenden Kugel befinden, muss der Bienenzüchter die kommende Saison vorbereiten. Das heißt: Material reinigen, Honig verkaufen und die Bienen vor Schäden durch Stürme oder Fressfeinde schützen. Eine besondere Herausforderung erwartet den Imker, wenn es im Winter zu Temperaturschwankungen kommt. „Solange es kalt ist und die Bienen in ihrer Traube sind, passiert den Bienen nichts. Wenn auf frühe warme Temperaturen jedoch ein Kälteeinbruch folgt, muss man aufpassen. Denn dann haben die Tiere bereits angefangen zu brüten“, sagt Krauß.

Die Temperaturschwankungen sind ein kleines Problem für den Imker, verglichen mit einem anderen Bienen-Feind, der sogenannten Varroa-Milbe. Vor allem im Winter ist dieser Schädling die größte Bedrohung für die Tiere in unserer Region. „Das ist ein aus Asien eingeschleppter Parasit, der sich extrem schnell vermehrt“, sagt der Imker. „Die Milbe setzt sich auf die Biene oder auf die Bienenbrut und lebt von dessen Körperflüssigkeit. Dabei übertragen die Milben gefährliche Krankheiten und schädigen die Gesundheit der Tiere“. Deshalb bekämpfen Imker die Varroa-Milbe ganz gezielt. „Mehrmals im Jahr muss eine Behandlung mit organischen Säuren vorgenommen werden. Tut man das nicht, kann der Milben-Befall zu groß werden und das Volk geht ein“, erklärt der Bienenzüchter.

Trotz der vielen Arbeit ist die Beschäftigung mit der Imkerei ein immer beliebter werdendes Hobby. „Nicht nur wir, sondern auch Imkervereine in Jüchen oder Korschenbroich haben massive Zuwächse“, sagt der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins Grevenbroich. „Auch die Zahl der Imker in ganz NRW hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen“. Trotz des Aufschwungs in der Bienenzucht weist Thomas Krauß auch auf die Verantwortung hin, die mit dem Hobby einhergeht. „Bienenhaltung ist Tierhaltung und dies erfordert viel Zeit und Zuwendung“. Aus diesem Grund gibt es demnächst einen Anfängerkurs für alle, die mit dem Gedanken spielen, selbst Imker zu werden. „Am Samstag, den 1. Februar findet im Auerbachhaus auf der Stadtparkinsel eine Art Schnellseminar statt. Danach können sich die Leute entscheiden, ob sie mit der Bienenhaltung beginnen wollen“, erzählt Thomas Krauß.

Nicht nur der Schutz von Bienen, auch die Unterstützung anderer Insekten ist in Anbetracht des Insektensterbens in Deutschland äußerst wichtig. Deswegen ist es ideal, wenn Menschen etwas für den Erhalt der Insektenvielfalt tun. Jedoch muss nicht jeder gleich Imker werden. Wer nicht genügend Zeit hat oder sich noch nicht sicher ist, kann auch mit wesentlich einfacheren Mitteln etwas Gutes für die Natur tun. Sogenannte „Insektenhotels“ sind eine einfache Alternative. Dabei handelt es sich um Nisthilfen für verschiedene Insekten, die man sich in den Garten stellen kann. „Das Problem ist, dass es zu wenig hohle Bäume oder natürliche Höhlen für die Insekten und vor allem auch die Bienen gibt“, erklärt Imker Thomas Krauß. Deshalb seien die Insektenhotels eine wunderbare Alternative und eine gute Einstiegsmöglichkeit für Naturverbundene.

Aber es gibt auch noch einfachere Methoden, um den Insekten zu helfen. Jeder kann in seinem eigenen Garten anfangen und diesen vielfältig bepflanzen. Das dies eine wahre Hilfe für Insekten ist, weiß der Bienenexperte: „Eine vielfältige Fauna benötigt eine vielfältige Flora“, sagt Thomas Krauß.

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