Six Bridges Rally im Brückenpark Oldtimer und Bobby Cars wurden gefeiert

Solingen/Remscheid · Auch wenn es bis zur Entscheidung über die Auszeichung als Weltkulturerbe noch ein paar Jahre dauert, gab es auch so genug zu feiern: Die Teilnehmer der Six Bridges Rally wurden mit einem kleinen Volksfest empfangen.

 Team Raumschiff Orion mit Armin Konrad aus Remscheid „flog“ ins Ziel und freut sich über die herzliche Begrüßung nach 16 Tagen.

Team Raumschiff Orion mit Armin Konrad aus Remscheid „flog“ ins Ziel und freut sich über die herzliche Begrüßung nach 16 Tagen.

Foto: Peter Meuter

  Blasmusik, applaudierende Zuschauer und ein ausdauernd Hut-ziehender Bürgermeister Thilo Schnor empfingen die Fahrer unter dem blauen Torbogen mit der Aufschrift „Finish“ eingangs des Brückenparks: Es ist vollbracht für die Teams der „Six Bridges Rally“. Nach 6000 Kilometern Strecke – und mit Umwegen waren es oft nochmal einige Hundert mehr – endete am Sonntagnachmittag die große Europa-Rundfahrt.

Drei der Fahrzeuge – die jüngsten waren 20 Jahre alt, das älteste gar schon 71 – konnten letztlich nicht über die Ziellinie rollen: Das betraf ein Motorrad, dessen Fahrer bei einem Sturz in Spanien mit einer Bänderdehnung die Rundfahrt abbrechen musste, und zwei Autos, die mit Defekten liegenblieben. Eines davon war der 1972 gebaute Opel Manta der „Blade City Rollers“. Bei ihm streikte am vorletzten Tourtag in Colmar die Zündung. So ging es für das Auto im Elsass in die Werkstatt – und für das Team im Leihwagen nach Müngsten. Die Fahrer nahmen es mit Humor – und ließen sich viel umjubelt in Bobbycars auf den Parkplatz ziehen. Der Manta der Solinger wird entweder in die Heimat überführt – oder das Team holt ihn ab. „Das wäre dann eben nochmal ein schöner Trip“, sagte Fahrer Andreas Kopf, der sich gemeinsam mit Michael Groß ins Abenteuer gestürzt hatte.

Den Blick auf die nächste Reise richteten auch die Ältesten im Starterfeld: Klaus Grah (87) und Ehefrau Milli, die während der Rallye ihren 82. Geburtstag feierte, schlossen in Müngsten strahlend ihre Verwandten in die Arme – und berichteten: „Unser Sohn arbeitet in England. Dort werden wir ihn bald besuchen.“ Genau wie die anderen Starter hatten die Beiden ihren Lieben im Brückenpark eine Menge zu erzählen.

Volksfest-Stimmung herrschte unter der Müngstener Brücke. Neben vielen Teams aus dem ganzen Bundesgebiet waren auch Starter aus Etappenorten dabei: Die „Wacky Racers“ aus der Lombardei machten sich nach der feierlichen Ankunft in Müngsten noch am selben Abend auf die Heimreise. Einen kürzeren Rückweg hat das Ehepaar Helmut und Elke Haubert aus Dormagen. Sie waren im Mercedes Benz R 129, Baujahr 1929, auf Tour gegangen – und erreichten ohne Pannen wieder den Startpunkt.

 6000 Kilometer durch neun Länder und das alles in 16 Tagen liegen hinter den Teilnehmern.

6000 Kilometer durch neun Länder und das alles in 16 Tagen liegen hinter den Teilnehmern.

Foto: Peter Meuter

„Wie hat es Euch gefallen?“ fragte Mit-Organisator Marc Baehr am Ziel: „Es war sehr interessant“, lautete die verschmitzte Antwort von Helmut Haubert, der selbst Ausfahrten ausrichtet. „Ein großen Dank“ zollte er den Organisatoren. Besonders beeindruckt habe ihn die Ingenieurleistung der sechs Brücken entlang der Route, die sich gemeinsam als UNSESCO-Weltkulturerbe bewerben. Die Entscheidung in dieser Frage ist ein langwieriger Prozess: Im Herbst 2023 trifft die Kultusministerkonferenz die Entscheidung, ob das Brücken-Projekt in die bundesdeutsche „Tentativliste“ aufgenommen wird. Erst 2024 wird die wiederum bei der UNESCO eingereicht.

Eine Anmeldung zum Weltkulturerbe erfolgt danach – genug Zeit also für weitere Rallyes zugunsten der Bewerbung: Die nächste steigt vom 27. August bis 11. September 2022. Und die ersten Starter der diesjährigen Ausfahrt hätten schon Interesse hinterlegt, wieder dabei zu sein, berichtete Mit-Organisator Timm Kronenberg. Gemeinsam mit Marc Baehr nahm er im Biergarten des Haus Müngsten die Siegerehrung vor. Sie vergaben zunächst einen Sonderpreis für die fleißigsten Helfer auf der Strecke: Andreas Herlinghaus und Frank Schmidt vom „Team 112“ nahmen kleine „Schatztruhen“ mit Schokolade in Werkzeugform entgegen. Die pensionierten Feuerwehrmänner hatten bei mehreren Pannen anderer Fahrer ihr handwerkliches Geschick in die Waagschale geworfen. Sichtlich gerührt dankten die Beiden aber auch den anderen Teams für den Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung.

 Die Solinger Em Brass Band begrüßte die Teams aus Deutschland und anderen Etappenorten mit Livemusik.

Die Solinger Em Brass Band begrüßte die Teams aus Deutschland und anderen Etappenorten mit Livemusik.

Foto: Peter Meuter

Lang anhaltenden Applaus gab es schließlich auch für Uli Preuss und Jürgen Beu vom „Team Friedensdorf“: Sie belegten den ersten Platz der Rallye nach Punkten, die sich aus dem Alter des Autos und den gesammelten Spendengeldern für einen wohltätigen Zweck zusammensetzten: Für das Friedensdorf International, das Kinder aus Krisengebieten medizinisch versorgt, brachte das Team im Zuge der Rallye den Spitzenwert von rund 21.600 Euro zusammen. Insgesamt sammelten die Teilnehmer 92.000 Euro.

 Gute Stimmung herrschte im Brückenpark bei der Ankunft der Teilnehmer, die mit einer Zielfahne stilecht abgewunken wurden.

Gute Stimmung herrschte im Brückenpark bei der Ankunft der Teilnehmer, die mit einer Zielfahne stilecht abgewunken wurden.

Foto: Peter Meuter

Auch wenn es Preise für die besten drei Teams in Form von Lenkrädern für die heimische Vitrine und Güde-Messern gab, rief Timm Kronenberg in die Runde: „Gewonnen habt Ihr eigentlich alle.“ Ein Wiedersehen soll es schon bald geben: Am Sonntag, 31. Oktober, sind alle Fahrer anlässlich des Brückenfestes zum Treffen auf dem Ohligser Markt eingeladen.

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