Streit um Hybrid-Unterricht Schule testet „Solinger Weg“ trotz Verbot

Solingen · Weil die Vorbereitungen für den geteilten Unterricht schon zu weit fortgeschritten waren, hat die Alexander-Coppel-Schule einen Tag lang nach dem „Solinger Weg“ unterrichtet. Ab sofort ist damit aber wieder Schluss.

 Die Alexander-Coppel-Gesamtschule an der Wupperstraße ist hart von der Corona-Krise getroffen. In der Sekundarstufe II sind 95 Schüler und 17 Lehrer in Quarantäne.

Die Alexander-Coppel-Gesamtschule an der Wupperstraße ist hart von der Corona-Krise getroffen. In der Sekundarstufe II sind 95 Schüler und 17 Lehrer in Quarantäne.

Foto: Stephan Köhlen

Der heftige Streit zwischen der Stadt Solingen und der NRW-Landesregierung um die zumindest teilweise Wiedereinführung von Homeschooling während der Corona-Krise schlägt weiter hohe Wellen. So hat die Alexander-Coppel-Gesamtschule am Mittwoch trotz Verbot zunächst einmal nach dem „Solinger Weg“ unterrichtet und einen Teil der Schüler in einer Art „Testlauf“ von zu Hause aus lernen lassen.

Doch dieses Modell wird nicht von langer Dauer sein. Denn wie die Schule an der Wupperstraße in Mitte später auf ihrer Homepage mitteilte, wird ab dem heutigen Donnerstag wieder normaler „Regel-Unterricht ohne Klassenteilungen“ stattfinden. Wobei die Verantwortlichen nicht mit Kritik am Land sparten. So habe die Landesregierung mit der Anweisung aus dem Gesundheitsministerium eine „Chance zum Gegensteuern verpasst“, hatte es schon zuvor geheißen.

Tatsächlich ist die Situation an der Alexander-Coppel-Schule ausgesprochen angespannt. Augenblicklich befinden sich nach Angaben der Stadt allein in der Sekundarstufe II insgesamt 95 Schüler sowie 17 Lehrer in Quarantäne – weswegen man sowohl in der Schule, als auch im Rathaus davon ausgeht, dass es nur eine Frage der Zeit ist, ehe der „Solinger Weg“ erneut diskutiert werden muss.

Für Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) und Rechtsdezernent Jan Welzel (CDU) ist die Geschichte des Modells mit „dem Ukas aus Düsseldorf“ nach eigener Angabe jedenfalls noch nicht zu Ende. Die Stadt hat darum am Mittwoch formell und schriftlich „remonstriert“, also eine Einwendung gegen die Weisung gemacht. Jan Welzel: „Wir haben dem Land unsere abweichende Rechtsauffassung dargelegt. Und sollten die Infektionszahlen steigen, werden wir dem Schulministerium das Modell erneut zur Genehmigung vorlegen.“

Dabei treibt die Stadt die Sorge um, dass die Corona-Fallzahlen an den Schulen in der Klingenstadt weiter steigen und Schließungen von Schulen bald unumgänglich werden. „Dafür trägt dann aber die Bildungsministerin die Verantwortung. Wir in Solingen haben unser Bestes im Team mit Eltern, Schülern, Lehren und den Schulleitungen gegeben“, sagte Oberbürgermeister Kurzbach.

Unterstützung erhielt die Stadt derweil aus der Politik. So nannten die Solinger Grünen die Entscheidung von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) „verantwortungslos und schwer nachvollziehbar“. Die Bürgergemeinschaft für Solingen wiederum sprach von einem „Skandal“. Und selbst die FDP in der Klingenstadt plädierte dafür, „mit dem Schulministerium im Gespräch“ zu bleiben. Priorität hätten aber auch Lüftungssysteme. Dafür habe das Land Geld bereit gestellt, das die Stadt nutzen solle.

An der Alexander-Coppel-Schule herrscht hingegen Enttäuschung darüber, dass der „Testlauf“ schon nach einem Tag wieder beendet ist. „Wir fahren zum Beispiel Teile des Ganztages zurück, um Durchmischungen zu vemeiden, wo wir können“, wurde Schulleiter Andreas Tempel auf der Homepage der Schule zitiert. Umsonst sei der Versuch mit geteilten Klassen am Mittwoch indes nicht gewesen. „Der Testtag war außerordentlich sinnvoll, um zu erfahren, an welchen Stellen nachgesteuert werden muss“, hieß es vonseiten der Alexander-Coppel-Schule.

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