Chorjubiläum in Rheinberg Männerstimmen erklingen seit 100 Jahren

Rheinberg · Der Männergesangverein Froh und Ernst Millingen wollte sein Jubiläum mit einem großen Konzert am Samstag, 31. Oktober, in der Rheinberger Stadthalle feiern. Doch das wurde wegen Corona-Pandemie abgesagt.

 Der Männergesangverein Froh und Ernst Millingen im Dezember 2018.

Der Männergesangverein Froh und Ernst Millingen im Dezember 2018.

Foto: MGV

Der Männergesangverein (MGV) Froh und Ernst Millingen feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Das sollte am Samstag, 31. Oktober, mit einem großen Jubiläumskonzert in der Stadthalle gefeiert werden. Aber daraus wird nun nichts. Schweren Herzens hat der Chor das Konzert, an dem auch Gastchöre teilnehmen sollten, abgesagt – wegen Corona. Dennoch freuen sich die Sänger ganz besonders über eine Auszeichnung. Vom Bundesmusikverband Chor und Orchester wird ihnen in diesem Jahr die „Zelter“-Plakette verliehen.

„Menschenherzen zu erfreuen“ war das Anliegen, mit dem 22 Herren den MGV Froh und Ernst Millingen im Februar 1920 gegründet wurde. Damals noch als Theater- und Gesangsverein. „Das Theaterspielen wurde allerdings mit der letzten Aufführung am zweiten Weihnachtstag 1961 aufgegeben, da das Fernsehen Einzug in die meisten Haushalte gehalten hatte“, informiert Wolfgang Pitas, 1. Schriftführer des MGV Froh und Ernst Millingen. Auf diese Weise wollte man beim Wiederaufbau des schwer geprüften Vaterlandes beitragen. Daher auch der Name. So steht es im Gründungsprotokoll, das die 100 Jahre überdauert hat. Wie fast alle Protokolle. Auf 140 Seiten wurde von 1920 bis 1947 alles detailliert dokumentiert – Sitzungen, Hauptversammlungen, Wahlen, Veranstaltungen. Bis auf die Kriegsjahre ist die Vereinsgeschichte nahezu lückenlos dokumentiert, hier lässt sich schmökern.

 Protokollbücher des Männergesangvereins Froh und Ernst Millingen von der Gründung 1920 bis heute.

Protokollbücher des Männergesangvereins Froh und Ernst Millingen von der Gründung 1920 bis heute.

Foto: Wolfgang Pitas

Doch das Original ist für die meisten nur schwer zu lesen, da es handschriftlich in Sütterlin geschrieben wurde. „Ich habe Sütterlin noch in der Schule gelernt und versucht, mich einzulesen“, berichtet Wolfgang Pitas. Doch selbst für ihn sei es schwierig gewesen. Deshalb habe er sich mit dem Dokument an den Alpsrayer Mundart-Experten Theo Horster gewandt, der vom Protokollbuch völlig begeistert gewesen sei. „Etwa vier Wochen später war die ‚Übersetzung’ fertig“, so Pitas. Horster hatte die Seiten 1:1 transkribiert, so dass man Sütterlin-Original und das neue Dokument quasi parallel lesen kann.

Die Vergangenheit des Chores ist gut dokumentiert. Was die Zukunft bringt, ist schwer zu sagen. „Es ist für alle Chöre schwer, junge Mitstreiter zu finden“, so Pitas. Diese Entwicklung zeichnete sich jedoch nicht erst in den vergangenen Jahren ab. Bereits 1979 hatten sich der MGV Millingen und der MGV Eintracht Alpsray zur einer Gemeinschaft mit zwei organisatorisch eigenständigen Chören zusammengeschlossen. 2013 löste sich Eintracht Alpsray schließlich nach 160 Jahren Vereinsgeschichte endgültig auf und ging in den MGV Millingen über. Bereits 2011 war der Zusammenschluss mit dem MGV Borth erfolgt. Ende 2012 schlossen sich die Chöre MGV Millingen, MGV Borth und MGV Orsoy zusammen. Nachdem Anfang 2013 auch der MGV Liedertafel Orphea 1863 Xanten vor der Auflösung stand, beschloss man zu fusionieren. Unter Chorleitung von Dennis Kittner probte die rund 45-köpfige Sängerschar abwechselnd in Millingen und Borth beziehungsweise in Wallach.

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