Rheienberg Firma Bache fehlt Platz für Wachstum

RHEINBERG · Rheinberg sind die Gewerbeflächen ausgegangen. Wirtschaftsförderer Bajorat setzt auf Kooperation mit den Nachbarn.

 Thorsten Bache bedauert, dass er von der Stadt keine passendes Grundstück angeboten bekommt. Eine Erweiterung am Standort nicht möglich.

Thorsten Bache bedauert, dass er von der Stadt keine passendes Grundstück angeboten bekommt. Eine Erweiterung am Standort nicht möglich.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Thorsten Bache ist mittlerweile Spezialist in Sachen effiziente Flächennutzung. Im Gebäude seines Strickwarenunternehmens „Bache innovative“ findet sich kaum mehr ein freies Plätzchen. Jeder Winkel ist bis unters Dach ausgefüllt. „Wir haben unsere Kapazitätsgrenzen einfach erreicht und können nicht weiter wachsen“, sagt der Unternehmer. Die Räume des Gebäudes an der Bahnhofstraße sind in die Jahre gekommen und entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Ein repräsentativer Raum für Besprechungen auch mit Kunden oder gar einen Showroom für die Produktpräsentation? „Gibt es nicht“, so der Textil-Ingenieur. Die Maschinen für die technische Strickerei hat er bereits vor einigen Jahren in einen kleinen Anbau ausgelagert.

Seit zwei Jahren schon ist der 48-jährige auf der Suche nach einem geeigneten Gewerbegrundstück in Rheinberg, auf dem er seine Vorstellungen von einem neuen Firmengebäude realisieren kann. „Rund 3000 Quadratmeter Areal wären prima“, so Bache. Doch das Problem: Es gibt schlicht keine Gewerbegrundstücke mehr in Rheinberg. Ein Dilemma, in dem viele kleinere Mittelständler stecken, bestätigt Thomas Bajorat, Wirtschaftsförderer der Stadt.

Wenn Gewerbeflächen fehlen, warum weist die Stadt nicht einfach neue aus? So einfach ist das allerdings nicht. Denn: „Dafür ist der Regionalverband Ruhr (RVR) verantwortlich, das liegt nicht in Händen der Städte und Gemeinden“, erläutert Bajorat. Der RVR plane anhand einer Prognoseentwicklung und eines Berechnungsmodells die Gewerbeflächenkontingente für die jeweiligen Kommunen. „Wir bekommen also vorgeschrieben, ob und wie viel Hektar wir ausweisen dürfen“, so Bajorat. Konkret heißt das: Es gibt derzeit keine Flächen, die die Stadt Unternehmern wie Bache anbieten kann.

Für Bajorat ist das ein schmerzhafter Spagat: Man will den Mittelstand fördern, gräbt sich aber das Wasser ab, weil die Nachfrage nicht bedient werden kann. Jetzt setzt der Rheinberger Wirtschaftsförderer auf die „Wir4“-Kooperation, um die Betriebe zumindest in der Region zu halten. Vielleicht gebe es in Moers, Kamp-Lintfort, Moers oder Neukirchen-Vluyn noch entsprechende Areale.

Mit dem Gedanken, sich in einer anderen Stadt anzusiedeln, mag sich Strickwarenproduzent Bache allerdings nicht anfreunden. „Meine Mitarbeiter kommen aus Rheinberg. Daher möchte ich schon hier bleiben“, so der Unternehmer, der selbst in Rheinberg wohnt. Auch die Übernahme von Bestandsimmobilien gestalte sich schwierig. Die Investition, um eine bestehende Immobilie den individuellen Anforderungen entsprechend umzubauen, sei so hoch wie für einen Neubau. „Zumindest für das, was mir bisher angeboten wurde“, betont Bache. Mit einer gewissen Portion Unmut schaut er jeden Tag auf den nagelneuen Amazon-Parkplatz und fragt sich: „Der Parkplatz ist meist leer, warum hat die Stadt dieses Areal nicht genutzt, um den hiesigen Mittelstand zu fördern?“

Diese Fläche befand sich aber in Privatbesitz und wurde über einen Grundstücksentwickler vermarktet. „Solange es zum Planungsrecht passt, hat die Stadt keine Möglichkeit, dagegen zu votieren“, betont Wirtschaftsförderer Bajorat.

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