Alpen Verständigung geht durch den Magen

ALPEN · Nach den guten Erfahrungen bei der Premiere vor einem Jahr hatte Alpens Frauen Union wieder Flüchtlingsfrauen zum Kochen eingeladen. Am Ende standen ein „Buffet international“ und ein Rezeptheftchen zum Nachkochen.

 Völkerverständigung am Herd (v.l.): Koordinatorin Astrid Kummer, Asha aus Indien, FU-Vorsitzende Angelika Sura und Khadija aus Somalia

Völkerverständigung am Herd (v.l.): Koordinatorin Astrid Kummer, Asha aus Indien, FU-Vorsitzende Angelika Sura und Khadija aus Somalia

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Fröhliche Stimmen und ein verlockender Duft dringen aus den Küchenfenstern der Sekundarschule. In den Kochkojen wird gearbeitet, gelacht und erzählt. Namensschildchen helfen den zwölf Frauen beim Kennenlernen. Nach gelungener Premiere im vorigen Jahr gibt es eine Neuauflage des Kochevents, das die Frauen Union für Flüchtlingsfrauen organisiert hat. „Schon damals war uns klar, dass es eine Wiederholung geben muss“, sagt CDU-Ratsfrau Angelika Sura.

Das Miteinander von Frauen mit Migrationshintergrund, die alle aus ganz verschiedenen Ländern dieser Erde nach Alpen gekommen sind, hatte nachhaltig Eindruck hinterlassen. „Wir haben uns alle gut verstanden“, sagt Astrid Kummer, Koordinatorin der Flüchtlingshilfe im Rathaus. Vor allem das Ergebnis hat überzeugt. Auf den Tisch kamen viele leckere Gerichte aus aller Herren Länder.

Auch bei der zweiten Auflage des Treffens am Herd stand das kulinarisch Unbekannte Pate. Landestypisches aus Ländern wie Somalia, Indien, Iran, Syrien, Venezuela und Tadschikistan wurde zubereitet. „Die Zutaten und Gewürze haben wir in Kamp-Lintfort und Duisburg kaufen können“, erläutert Kummer. Die Frauen Union hat den Einkauf finanziell unterstützt. Unverzichtbar ist die exotische Gewürzmischung mit dem Namen Xawaash, die in Somalia für die Zubereitung von „Hilib iyo bariis“ – Reis mit Gewürzen und Fleisch – verwendet wird. Hinzu kommen Zutaten wie Zimtstange, Nelke und Kardamonkapsel, die Fleisch und Reis würzen.

Indische Linsensuppe mit roten oder gelben Linsen wird hingegen mit Ingwer, Koriander, Kurkuma, Curry und Kreuzkümmel abgeschmeckt. Über Arepa, das typische Fladenbrot in Venezuela, erfuhren die Köchinnen ebenfalls Neues. Die handgroßen, flachen Brote aus Maismehl werden gebraten oder frittiert und zu jeder Mahlzeit gegessen. Die Teigtaschen aus Tadschikistan werden hingegen im Dampftopf gegart. Von deutscher Seite gab es fürs Buffet der Völker unter anderem Gurkencremesuppe und Zucchini- und Auberginenröllchen. Unter der Bezeichnung „typisch deutsch“ kamen Reibekuchen auf den Tisch.

Ein Stück kulinarische Heimat verbreitete sich rasch. „Ich finde es toll, in solch einem Rahmen zu kochen. Dabei lernen wir neue Gerichte und Gewürze kennen. Wir profitieren doch alle von der Vielfalt“, freute sich Annelen Verhülsdonk. Exotisch war auch manch mitgebrachtes Kochutensil, dessen Gebrauch in Alpener Haushalten eher unüblich ist, wie die leichten beim Kochen ineinander gestapelten Topf-Elemente. Oder das aus dunklem Holz selbst gefertigte einfache Nudelholz mit dem dazugehörigen Brettchen.

Für Aufmerksamkeit sorgten auch Handgriffe und Zubereitungsarten. „Beim ersten Koch-Event haben wir viel voneinander gelernt. Das Kochen hat mit dazu beigetragen, uns noch besser kennenzulernen“, sagte Angelika Sura. Als sich die Frauen nach dem Koch-Treffen auf der Straße begegneten, kamen sie umgehend miteinander ins Gespräch. Kochen verbindet und öffnet Wege zu einer besseren Verständigung. Völkerverständigung geht durch den Magen.

Der dekorierte Esstisch sollte sich auch diesmal am Ende biegen. Angelika Sura: „Wir können nicht alles probieren. Deshalb werden wir die Reste mit nach Hause nehmen.“ Erneut haben Astrid Kummer und ihr Team ein kleines Rezeptheftchen hergestellt für Leute, die die Gerichte auszuprobieren möchten.

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