300.000 Herzinfarkte jedes Jahr Verzögerungen vermeiden

300.000 Herzinfarkte jedes Jahr · Dr. Hans-Ulrich Klose staunte nicht schlecht: "Man mag es kaum glauben", so der stellvertretende Landrat bei einer Experten-Diskussion anlässlich des Herztags im Kreishaus in Neuss. Was den Politiker so verwunderte, war die Tatsache, dass durchschnittlich rund 200 Minuten vergehen, bis ein Herzinfarkt-Patient im Krankenhaus von Fachleuten behandelt wird.

Klose hatte sich kundig gemacht: "60 Prozent der Verzögerung werden vom Betroffenen selbst verursacht." Dann nämlich, wenn nicht gleich die Notruf-Nummer 112 gewählt wird. Kloses Aufruf an die zahlreichen Zuhörer im voll besetzten Sitzungssaal: "Bei Beschwerden, die auf einen Infarkt hindeuten könnten, sofort den zuständigen Notarzt anrufen und nicht erst warten, ob sich der Zustand bessert!"

Klose hatte das von NGZ-Redakteurin Ruth Wiedner moderierte Gespräch mit Medizinern aus dem Rhein-Kreis Neuss eröffnet. Im Beisein von Kreisgesundheitsamtsleiter Dr. Michael Dörr referierten Dr. Carsten Stoepel und Dr. Manfred Wüllenweber, Oberärzte im Lukaskrankenhaus beziehungsweise im Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss, über die Versorgung eines Herzinfarkts in der Klinik und Reha-Maßnahmen im Ernstfall.

Dr. Johannes Wagner, Oberarzt im Grevenbroicher Kreiskrankenhaus, beschäftigte sich mit dem Thema "Vorbeugung"; Dr. Ellen Czygan, Neusser Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie, informierte schließlich über Erkennung und Behandlung von Herzgefäß-Erkrankungen. Dr. Klaus Reinartz, Sprecher der Notärzte im Rhein-Kreis Neuss, bezeichnete den Notruf und damit die schnelle Hilfe als "Schlüssel zur Rettung".

Der Leitende Arzt der Zentralen Notaufnahme im Neusser Lukaskrankenhaus, berichtete unter anderem über die Arbeit in der Kreisleitstelle im Hammfeld nach dem Eingang eines Notrufs: Der Disponent fragt den Anrufer nach den Symptomen und alarmiert bei Bedarf den nächsten Notarzt und einen Rettungswagen. Sind Mediziner und Rettungsassistenten eingetroffen, beginnt die EKG-Überwachung des Patienten, der je nach Schwere des Falls mit Defibrillator, Medikamenten oder Schrittmacher behandelt wird.

Wie wichtig das Thema ist, verdeutlichten Vorträge, Fragen und Antworten mit nackten Zahlen. Jedes Jahr erleiden rund 300 000 Menschen im Jahr in Deutschland einen Herzinfarkt. Trotz guter Therapie-Möglichkeiten sterben über 170 000 Betroffene, davon 750 im Rhein-Kreis Neuss. 30 Prozent von ihnen werden noch vor dem Eintreffen in die Klinik Opfer des Infarkts.

Info Deutsche Herzstiftung, Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt/Main, Telefon 069/ 95 51 280, Internet www.herzstiftung.de. (-tz.-)

(NGZ)
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