Hockey England ist das Maß aller Hockey-Dinge

Hockey · Senioren-EM in Neuss: Deutsche Ü60-Auswahl verliert Halbfinale mit 0:3 und spielt heute um Platz drei

 Im Halbfinal-Duell: Gerd Bachmann, Kapitän der deutschen Ü60-Nationalmannschaft (r.) und der Engländer Richard Slator.

Im Halbfinal-Duell: Gerd Bachmann, Kapitän der deutschen Ü60-Nationalmannschaft (r.) und der Engländer Richard Slator.

Foto: A. Woitschützke

Eine einzige Strafecke erspielte sich das deutsche Team im gestrigen Halbfinale gegen England. "Wenn die rein gegangen wäre", meinte Butz Paul mit Blick auf die Szene 25 Minuten vor dem Schlusspfiff beim Stande von 0:0, "wäre die Partie anders ausgegangen."

Doch weil die Briten die Plastikkugel noch von der Linie kratzten, mussten sich der laufstarke Linksverteidiger des HTC Schwarz-Weiß Neuss und seine Kollegen der deutschen Ü60-Nationalmannschaft mit 0:3 geschlagen geben bei den Senioren-Europameisterschaften auf eigenem Kunstrasen und stehen heute um 15.20 Uhr nur im Spiel um Rang drei. Zwanzig Minuten später beginnt auf dem anderen Platz das Finale zwischen England und den Niederlanden, die sich gestern Mittag im Benelux-Duell mit 2:1 gegen Belgien durchsetzten.

Richtig überraschen konnte der Ausgang des Halbfinales den Neusser Patentanwalt, der neben seiner aktiven Rolle auch noch Chef des Organisationskomitees ist, nicht: "Die Engländer haben ganz andere Voraussetzungen als wir", sagt Paul. Schließlich gibt es auf der Insel einen regulären Punktspielbetrieb in Sachen Seniorenhockey.

"Die können aus einem Reservoir von 200 Spielern ihre Auswahl zusammenstellen", sagt Paul. Beim Endspielgegner Niederlande sind es sogar 600 Senioren, die dem Umgang mit der kleinen Plastikkugel frönen, auch sie im regulären Punktspielbetrieb. In Deutschland sieht das anders aus: Da trifft sich die Nationalmannschaft höchstens zu Lehrgängen und Länderspielen.

"Wir können gerade mal auf 18 Spieler zurückgreifen", sagt Paul, "und wenn dann noch fünf, davon drei unserer Besten, wegen Verletzung ausfallen, dann läuft das Spiel eben so wie heute." Paul, der in einem Monat 65 Jahre alt wird, musste mangels Auswechselspieler 70 Minuten durchspielen, was ihm als passioniertem Marathonläufer allerdings nicht so schwer fiel wie einigen seiner Mannschaftskollegen. "Wenn wir mal mehr als Bronze gewinnen wollen, müssen wir dringend etwas an unserer Fitness tun", steht für den Neusser fest.

Paradox: England, das die erste Halbzeit eindeutig bestimmt hatte, geriet nach der Pause immer mehr ins Schwimmen. Am Ende konnten sich die Deutschen dann allerdings bei Torhüter Theodor Zalder (63) bedanken, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel. "Als wir angefangen haben, gut zu spielen, haben die die Tore gemacht", ärgerte sich Butz Paul, den an den drei Treffern keine Schuld traf.

Im Endspiel gegen die Niederlande haben die Engländer die Chance, die EM in Neuss zum totalen Triumph zu machen: Der Titel in der Ü 70 ist ihnen bereits sicher, in der Ü 65 haben sie die besten Chancen. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie sich ihr Bier immer in Zweiliter-"Pitcher" zapfen lassen.

(NGZ/rl)
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