Handball „Deddy Cool“ geht in den Ruhestand

Dormagen · Das Heimspiel gegen Rostock am Mittwoch wird das letzte für Detlev Zenk in offizieller Funktion als Berichterstatter und Pressesprecher der TSV-Handballer sein.

Der Mann am Mikrofon sagt leise ade: Detlev Zenk.

Der Mann am Mikrofon sagt leise ade: Detlev Zenk.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Es gibt Beziehungen, die enden, bevor sie richtig begonnen haben. Und es gibt solche, die für die Ewigkeit zu sein scheinen. Die von Detlev Zenk und dem (Dormagener) Handball gehört eindeutig in die zweite Kategorie. Denn mit dem letzten (Heim-) Spiel dieser Zweitliga-Saison am Mittwoch (19 Uhr) gegen den HCE Rostock geht das zu Ende, was man ohne jeden Hang zur Übertreibung eine „Ära“ nennen darf: Mehr als fünfzig Jahre war der Mann mit dem markanten Schnauzbart und dem ebenso markanten rheinischen Humor dem TSV Bayer in offizieller Funktion verbunden – zunächst als Spieler, dann als Berichterstatter und schließlich in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten als Pressesprecher war Detlev Zenk die vielleicht einzige verlässliche Konstante in zumeist turbulenten Zeiten.

Fünf Aufstiege in die Zweite Liga, drei in die „stärkste Liga der Welt“, die genau dreißig Jahre zurückliegenden Finalspiele im Europa- und DHB-Pokal – über all das hat er ebenso berichtet wie über die eher dunkleren Seiten mit finanziell bedingten Rückzügen, Insolvenzen und sportlichen Abstiegen. Es waren Dramen dabei, mit (wie die beiden „Wunder von Emsdetten“) und ohne Happy-End (wie der in letzter Sekunde verlorene Relegations-Krimi gegen den Wilhelmshavener HV). Es gab Zeiten, als es überhaupt nicht mehr weiter zu gehen schien am Höhenberg, es gab aber auch rauschende Aufstiegspartys, die wohl am nachhaltigsten in Erinnerung bleiben – die erste 1987 im (bezeichnenderweise) „Old Daddy’s“, die letzte zwei Jahrzehnte später, als Peter Sieberger, Ingo Meckes und Co. im Bayer-Sportcenter auf der Theke tanzten.

Detlev Zenk hat das alles zu Papier gebracht, voller Objektivität, aber nie leidenschaftslos, mit einem großen Fachwissen, das den Deutschen Handball-Bund (DHB) veranlasste, ihn für einige Zeit als Pressesprecher „auszuleihen“. Mehr noch als das geschriebene wird das gesprochene Wort haften bleiben, denn von Detlev Zenk geleitete Pressekonferenzen und Trainer-Talks waren nie reine Abfragerunden, sondern besaßen stets hohen Unterhaltungswert. Nachfolger Knut Kleinsorge, der auch sein Vorgänger war, weiß, dass er da große Fußstapfen zum Ausfüllen vorfindet.

Jetzt ist Schluss. Die Partie gegen Rostock wird sein offizielles „Abschiedsspiel“. Vielleicht, weil Detlev Zenk in wenigen Wochen eine „Sieben“ vor sein Alter schreiben darf/muss, vielleicht auch, weil es in der heutigen Medienwelt mehr auf Schnelligkeit denn auf Recherche, persönliche Gespräche und daraus resultierend sorgfältiges Abwägen ankommt. Die Spieler, von denen manche rein altersmäßig seine Enkel sein könnten, stehen in der Pflicht, denn mit einer Niederlage möchte sich „Deddy Cool“ bestimmt nicht verabschieden am Mittwochabend.

Aber was heißt schon verabschieden? Schwer vorstellbar, dass das „offizielle“ auch das „endgültige“ Ende bedeutet – schließlich gibt es Beziehungen, die halten ein Leben lang.

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