Kernsprüche sind inzwischen doch verschwunden „Knupp“-Bier zum Pfingstfest

Von Carsten Greiwe Nachdem das "altrenomierte Bier- und Speiserestaurant" mit Namen "Im Kessel" an der Krefelder Straße im Juli 1970 renoviert worden war, war in der NGZ zu lesen, dass auf Betreiben des damaligen Wirtes wesentliche Teile der Inneneinrichtung erhalten wurden: "Auch die von dem Neusser Künstler Josef Wasen gemalten Glasfenster mit Bleifassungen und altdeutschen Kernsprüchen sind geblieben."

Von Carsten Greiwe Nachdem das "altrenomierte Bier- und Speiserestaurant" mit Namen "Im Kessel" an der Krefelder Straße im Juli 1970 renoviert worden war, war in der NGZ zu lesen, dass auf Betreiben des damaligen Wirtes wesentliche Teile der Inneneinrichtung erhalten wurden: "Auch die von dem Neusser Künstler Josef Wasen gemalten Glasfenster mit Bleifassungen und altdeutschen Kernsprüchen sind geblieben."

An diese "altdeutschen Kernsprüche", die inzwischen doch verschwunden sind, kann sich Heinz Bongartz noch gut entsinnen. Der pensionierte Bauingenieur nennt sie eher "deftig" und führt ein Beispiel an: "Jedem riechen seine eigenen Winde wohl." Seit Jahrzehnten wohnt Bongartz schon in der Nachbarschaft des Traditionslokals im Marienkirchviertel, wird jetzt eine erneute Renovierung erleben - die übrigens auch eine neue Entlüftung vorsieht. Seit Oktober gehört das Haus dem Neusser Bauverein, der es sehr zu Freude von Wirtin Nicole Braese revitalisieren will - mitsamt den nicht genutzten Gesellschaftsräumen in der ersten Etage, zu denen eine alte Treppe mit kunstvollem Schnitzwerk führt.

Begeistert lenkt Braese den Blick auf zwei Löwen als Wappenhalter, einen Brau-Kessel, das Neusser Stadtwappen und die neun Kugeln des Heiligen Quirinus als Stadtpatron. "Da gab es mal eine Schwemme", erinnert sich Nachbar Bongartz, "noch nach dem Krieg brauten die Wirtsleute dort eigenes Bier". So sei es Tradition gewesen, sich zu Pfingsten im "Kessel" zu treffen: "Da gab es das ,Knupp'." Ein sehr starkes Bier, "ähnlich wie das Doppelbock in Bayern", erläutert der 73-Jährige. Wer das nicht gewusst habe, konnte sein blaues Wunder erleben. "Damit habe ich auch meine Frau, die aus Ostdeutschland nach Neuss kam, auf den Arm genommen", erzählt er; sie sei nach dem Genuss sehr schnell "hinüber" gewesen.

Schon seit 1898 gibt es für das Haus an der Krefelder Straße eine unbeschränkte Konzession als Gastwirtschaft. Damals befanden sich an jener Stelle noch Stallungen für Rennpferde und das für den Viehmarkt (heute Neumarkt) bestimmte Vieh. Erst unter Braumeister Johann Fromm bekam das Haus 1910 seinen heutigen Namen "Im Kessel"; mehr als 60 Jahre lang blieb es in den Händen der Familie Fromm. Nach dem Tod von Johann 1918 übernahmen mit dessen Witwe die beiden Söhne Reiner und Josef das Lokal. Noch nach der Renovierung von 1970 führte mit Hans Fromm ein weiterer Spross der Wirtsfamilie den "Kessel".

(NGZ)
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