Palliativ-Pflege in Remscheid Halt geben im letzten Lebensabschnitt

Lennep · In Lennep hat an der Kölner Straße am Samstag die spezialisierte ambulante Palliativversorgung Bergisch Land eröffnet. „Unsere Hauptaufgabe ist es, die Begleiterscheinungen der Krankheiten zu lindern“, sagt Mitgründer Nils Görs.

 Das Team des neuen Palliativpflegedienstes SAPV Team Bergisches Land. V.l. Gudrun Meibaum, Susanne von Dreusche, Kerstin Kamphaus, Nils Görs, Fanny Ebbinghaus, Mandy Ebbinghaus,Simone Reichert.

Das Team des neuen Palliativpflegedienstes SAPV Team Bergisches Land. V.l. Gudrun Meibaum, Susanne von Dreusche, Kerstin Kamphaus, Nils Görs, Fanny Ebbinghaus, Mandy Ebbinghaus,Simone Reichert.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Der Tod gehört zu jedem Leben dazu. Wie man stirbt, ist aber in aller Regel nicht festgeschrieben. Zu den größten Ängsten der Menschen gehört es, alleine im Krankenhaus oder einem Pflegeheim gehen zu müssen. „Dennoch haben viele Menschen genau dieses Schicksal“, sagt Nils Görs. Der Palliativfachpfleger hat sich mit seinen Kolleginnen Fanny Ebbinghaus und Kerstin Kamphausen zusammengetan und am Samstag nach einer etwa halbjährigen Planungsphase das Unternehmen SAPV Team Bergisch Land eröffnet. SAPV steht für spezialisierte, ambulante Palliativversorgung. „Im Rahmen unserer langjährigen Berufstätigkeit haben wir mitbekommen, dass hierfür ein großer Bedarf besteht“, sagt Fanny Ebbinghaus. Erste Überlegungen hätten bereits zwei Jahre zurückgereicht. „Im Januar haben wir zu planen begonnen, wegen Corona hat sich die Eröffnung ein wenig verzögert“, ergänzt Kerstin Kamphausen.

„Palliativ“ kommt aus dem Lateinischen und leitet sich vom Wort „palliare“ ab. Es bedeutet so viel wie „ummanteln, mit dem Mantel umhüllen“. Entsprechend ist Ganzheitlichkeit dem dreiköpfigen Leitungsteam von SAPV Team Bergisch Land besonders wichtig. „Wir arbeiten mit Menschen, die unheilbar erkrankt sind. Das bedeutet im Zweifel aber nicht, dass sie heute oder morgen sterben werden. Unheilbare Krankheiten können sich auch über Wochen und Monate hinziehen“, sagt Nils Görs. Dabei können sich betroffene Menschen selbst genauso an das Team wenden, wie Krankenhäuser, Hausärzte oder Pflegeeinrichtungen. „Wir kümmern uns um die medizinische Versorgung der Sterbenden im eigenen Haus oder der Wohnung. Gleichzeitig sind wir aber auch Ansprechpartner für die oftmals überforderten Angehörigen“, sagt Kerstin Kamphausen.

Damit das Team aktiv werden kann, ist letztlich nur eine Verordnung des Hausarztes oder des Rettungsarztes nötig. „Wir gehen als erstes zu den Kunden nach Hause, um uns mit den Gegebenheiten und Anforderungen vertraut zu machen“, sagt Nils Görs. Das sei wichtig, um einschätzen zu können, was der jeweilige Mensch benötige. „Manchmal merken wir auch direkt, dass hier etwa ein Pflegegrad beantragt werden muss“, sagt der Palliativfachpfleger. Man würde zudem auch in Altenheime gehen. Denn man sehe sich ganz konkret nicht als Konkurrenz zu Heimen oder Pflegediensten. „Wir möchten deren Arbeit mit unserer Arbeit unterstützen – zum Wohle des Menschen“, betont Nils Görs.

Konkret gehe es oft darum, in der Arbeit mit den sterbenden Menschen deren Schmerzen und Leiden zu lindern. „Unsere Hauptaufgabe ist es, die Begleiterscheinungen der Krankheiten zu lindern – ganz oft sind das Atemnot und Übelkeit. Aber auch Angst ist hier ein Thema“, sagt Nils Görs. Man könne den Menschen aber auch mit Aromatherapie helfen – und den Kontakt zu Hospizvereinen oder dem Wünschemobil herstellen. „Das Angebot erfüllt sterbenden Menschen letzte Wünsche – ich war beispielsweise einmal mit einem Mann aus Radevormwald noch einmal am Meer“, sagt Nils Görs. Wichtig sei ihm, dass er sich im Gegensatz zum Pflegedienst oder dem Mitarbeiter im Altenheim und Krankenhaus mehr Zeit für den Patienten nehmen könne. „Das ist im eng getakteten Arbeitsumfeld dieser Einrichtungen oft nicht möglich, bei uns aber schon“, sagt er.

Neben den Betroffenen seien auch Angehörige im Blick. „Sie würden es dem Sterbenden ja gerne ermöglichen, bis zum Lebensende zu Hause zu bleiben, sind aber oft überfordert“, sagt Kerstin Kamphausen. So seien alle Mitarbeiter auch in Gesprächsführung geschult. Insgesamt würden im SAPV Team Bergisch Land zwölf Kollegen arbeiten. „Neben uns dreien sind noch drei weitere Palliativfachkräfte, fünf Palliativärzte und eine Bürokraft im Team“, sagt Fanny Ebbinghaus. Ab dem heutigen Montag sind die zwölf Mitarbeiter offiziell im Einsatz. Die Freude ist groß. „Ja, jetzt kann es nach einem halben Jahr Planung endlich losgehen“, sagt Nils Görs.

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