Diskussion an Remscheider Gymnasium kurz nach Einmarsch in die Ukraine Putins Krieg Thema bei Leibniz-Schülern

Remscheid · Lebhafte Debatte am Remscheider Leibniz-Gymnasium mit einer Vertreterin der Bundeswehr nur wenige Stunden nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine.

 Kapitänleutnant und Jugendoffizierin Sarah Ruh stellte den Konflikt zwischen Rußland und der Ukraine ins Zentrum ihres Vortrags über Sicherheitspolitik im Leibniz-Gymnasium. Es folgte eine lebhafte Debatte, an der knapp 20 Schüler der Jahrgangsstufe 12 aus Grund- und Leistungskursen der Sozialwissenschaften teilnahmen.

Kapitänleutnant und Jugendoffizierin Sarah Ruh stellte den Konflikt zwischen Rußland und der Ukraine ins Zentrum ihres Vortrags über Sicherheitspolitik im Leibniz-Gymnasium. Es folgte eine lebhafte Debatte, an der knapp 20 Schüler der Jahrgangsstufe 12 aus Grund- und Leistungskursen der Sozialwissenschaften teilnahmen.

Foto: Melanie Aprin

Mara Schwitters und Luise Welke, beide 17 Jahre alt, hätten nicht gedacht, dass dieser Vortrag so brandaktuell werden würde: Nur wenige Stunden, nachdem Russland die Ukraine angegriffen hatte, saßen die beiden Schülerinnen des Leibniz-Gymnasiums vor einer Vertreterin der Bundeswehr aus Köln, die gekommen war, um über internationale Sicherheitspolitik zu referieren. „Wir hatten einen eher allgemeinen Vortrag erwartet. Dass wir jetzt so konkret über Putins Krieg sprechen würden, hat uns überrascht.“

Geplant hatte das niemand. Auch nicht Fachlehrer Cornelius Franke, der an dem Lüttringhausener Gymnasium Sozialwissenschaften in der Oberstufe unterrichtet. Er hatte schon vor einem Monat, in Absprache mit Schulleiter Thomas Giebisch, die Bundeswehr darum gebeten, einen Jugendoffizier an die Lockfinker Straße zu schicken, um vor angehenden Abiturienten aus dem Grund- und Leistungskurs Sozialwissenschaften über bündnisorientierte Sicherheitspolitik mit möglichst aktuellem Bezug zum Ukraine-Konflikt zu sprechen. Denn zum Zeitpunkt seiner Einladung habe sich eine Zuspitzung der Lage zumindest an der Ostflanke schon abgezeichnet, sagt Franke. Mit einem Angriff durch Russland auf die gesamte Ukraine hätte jedoch auch er nicht gerechnet, „sondern ihn allenfalls befürchtet“.

Dass es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag dann so kam, zwang Kapitänleutnant und Jugendoffizierin Sarah Ruh (32), die der Einladung nach Remscheid gefolgt war, dazu, ihren Vortrag blitzschnell anzupassen. Der Soldatin, die unter anderem bei der Mittelmeer-Operation „Sophia“ im Einsatz war, gelang dies auf Anhieb, indem sie die knapp 20 Schülerinnen und Schüler gleich zu Beginn des circa einstündigen Referats mit der wohl brisantesten Frage konfrontierte: „Wird es einen III. Weltkrieg im Russland-Ukraine-Konflikt geben?“

Die Meinung der Leibniz-Gymnasiasten hierzu war Ruh offenkundig wichtig. Daher beschränkte sich die Offizierin, die in Hamburg Betriebswirtschaftslehre studiert und nach ihren Marine-Einsätzen drei Jahre in einem Assessment-Center der Bundeswehr für Führungskräfte als Prüferin tätig war, auch nicht darauf, mit Schaubildern die Wurzeln des alten Konflikts zwischen Russland und der Ukraine sowie die Rolle von UN und NATO darzustellen. Vielmehr nutzte sie die vorhandene Zeit, um die Schüler nach dem Referat in vier Arbeitsgruppen einzuteilen, in denen die jungen Leute untereinander zehn Minuten lang verschiedene Aspekte diskutieren sollten. Dazu zählten die Fragen, was Putin will, welche Optionen die Ukraine hat und was sich die Schüler von der NATO und den Vereinten Nationen wünschen würden. Zur Debatte stand zudem, was Deutschland zu tun habe.

Die Antworten fasste Ruh in Grafiken zusammen und ließ dann mittels Smartphone und QR-Code darüber abstimmen, welche Schritte aus Sicht der Schülerschaft zu favorisieren seien. Dabei zeigte sich unter anderem, dass die Mehrheit der Anwesenden es zwar begrüßt, die Ukraine weiter zu unterstützen, etwa durch die Aufnahme von Flüchtlingen oder durch die zusätzliche Stationierung auch deutscher Soldaten an der NATO-Ostflanke, um Putin abzuschrecken.

Deutlich wurde aber auch, dass die Aufnahme der Ukraine in die NATO aus Sicht der Schüler ein Fehler wäre. Denn das berge das Risiko einer weiteren Provokation Russlands und beschwöre damit die Gefahr eines 3. Weltkriegs herauf, den es auch nach Ansicht der Leibniz-Gymnasiasten auf jeden Fall zu verhindern gilt.

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