Jugendrat in Remscheid Corona-Krise verhindert Vereidigung

Remscheid · Der Remscheider Jugendrat ist längst gewählt. Seitdem haben sich die Abgeordneten aber nur über Videokonferenzen austauschen können. Ein gewöhnungsbedürftiger Zustand – vor allem für Geschäftsführer Gerd Dietrich-Wingender.

 Jugendrat-Geschäftsführer Gerhard Dietrich-Wingender (rechts) mit Belinda Tillmanns und Jeanne-Sophie Mortazawi, die erneut in den Jugendrat gewählt wurden, sowie Francesco Lo Pinto (von links).

Jugendrat-Geschäftsführer Gerhard Dietrich-Wingender (rechts) mit Belinda Tillmanns und Jeanne-Sophie Mortazawi, die erneut in den Jugendrat gewählt wurden, sowie Francesco Lo Pinto (von links).

Foto: Eirik Sedlmair

Vor bald acht Wochen wurde in Remscheid der neunte Jugendrat gewählt. Am 13. März wurde das Wahlergebnis erstmalig und aufgrund der Corona-Pandemie über Video-Stream verkündet. Ausgetauscht haben sich die neuen Vertreter der Remscheider Jugend seitdem lediglich über Videokonferenz. Für Jugendratsgeschäftsführer Gerd Dietrich-Wingender, der den Jugendrat seit inzwischen 16 Jahren begleitet, eine ganz neue Form der Arbeit.

Alle zwei Jahre wird der Jugendrat in Remscheid neu gewählt: Nach großer Kandidatensuche und Wahlpartys finden sich die Kandidaten nach der einwöchigen Wahl in den Schulen in der Regel in der Gelben Villa ein, um das Ergebnis zu erfahren. Diesmal war es anders, erzählt Gerd Dietrich-Wingender: „Die Wahl konnte noch ganz normal stattfinden, die Jugendlichen konnten an der Urne ihre Stimme abgeben.“ Doch als das Wahlergebnis an jenem 13. März verkündet werden sollte, traten die ersten Corona-Maßnahmen ein, Versammlungsverbote wurden eingeführt, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. „Vom Büro des Oberbürgermeisters haben wir zu zweit dann per Live-Video über Youtube das Ergebnis verkündet“, erinnert sich Dietrich-Wingender. Publikum und Kandidaten schauten von zu Hause aus zu.

Seitdem hatte der Geschäftsführer nur per Videokonferenz oder Whatsapp Kontakt zu den neuen Mitgliedern. „Normalerweise fahre ich mit dem neugewählten Jugendrat vier Wochen nach der Wahl für ein Wochenende zu einem Einführungsseminar, um uns besser kennenzulernen und Themen zu besprechen. Das ist jetzt ausgefallen.“ Stattdessen haben eine Handvoll Videotreffs stattgefunden. Ein Ersatz für das Seminar sei das zwar nicht, zumal nicht immer alle an den Videokonferenzen teilnehmen konnten, aber ein guter Anfang, urteilt der Geschäftsführer. So konnten sich die neuen Mitglieder zumindest schon auf fünf Themen einigen, die sie in den kommenden Wochen und Monaten vorantreiben wollen.

So will sich der neunte Jugendrat stärker gegen Diskriminierung und Rassismus und für Toleranz und Diversität einsetzen und plant eine Online-Foto-Aktion für den Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie (17. Mai). Aufgreifen will das Gremium die von ihren Vorgängern ins Leben gerufene Arbeitsgruppe „Pimp the City“ um die Alleestraße mit Kunst zu beleben. Auch die Idee der Jobbörse, bei der Schüler und Studenten über eine App Jobs mit fairer Bezahlung finden können, will der neue Jugendrat vom alten aufgreifen, berichtet Dietrich-Wingender.

Stärker einbinden will sich das junge Gremium in die Fridays-for-Future-Bewegung, „außerdem wollen sie Informationen darüber zusammentragen, was man alles wissen muss, wenn man auf eigene Beine stehen will.“ Ob am Ende eine gebündelte Broschüre daraus entsteht, die man Schulabgängern mitgeben kann oder eine übersichtliche Link-Liste, müsse noch überlegt werden.

Vereidigt wurden die neuen Jugendratsmitglieder in ihrem Amt noch nicht. Das hätte diese Woche passieren sollen. Eine Vereidigung über Videokonferenz schließt der Geschäftsführer derweil aus. Nach jetzigem Stand soll die konstituierende Sitzung am 26. Mai in kleinem Format (also ohne offizielle Verabschiedung der alten Jugendratsmitglieder) im großen Sitzungssaal des Rathauses stattfinden. Wie künftig Sitzungen abgehalten werden können und ob Abstimmungen über Videokonferenz demnächst zum Alltag gehören könnten, werde derzeit noch geprüft.

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