Die Zahl der Kinder in der Notbetreuung in Remscheid steigt „Kitas erfinden sich jeden Tag neu“

Remscheid · Die Notfallversorgung in den Kindertagesstätten funktioniert. Aber der Alltag ist durch die Sorge um die Gesundheit bei den Erzieherinnen belastet. Und durch den spärlichen Kontakt zur Mehrheit der Kinder, die nicht ihre vertraute Spielstätte aufsuchen dürfen.

 Hinweis auf das Abstandsgebot an der Kita Hagedornweg.

Hinweis auf das Abstandsgebot an der Kita Hagedornweg.

Foto: Christian Peiseler

Die Zahl der Kinder, die einen Anspruch auf Notbetreuung haben, ist in den vergangen zwei Wochen kontinuierlich gestiegen, von anfänglich 100 auf aktuell 302. Grund dafür ist die Erweiterung der Gruppen mit sogenannten systemrelevanten Berufen. In Remscheid haben 49 von 60 Kindertagesstätten geöffnet. Viele Erzieherinnen arbeiten im Home-Office oder unterstützen den Telefondienst im Gesundheitsamt.

Peter Nowack, Abteilungsleiter des Jugendamtes, erreichen häufig Anrufe, ob Eltern, die von zu Hause aus arbeiten, auch ihre Kinder schicken dürfen. „Wer im Home-Office an Video-Konferenzen teilnehmen oder Gesprächszeiten garantieren muss, der kann keine Kinder betreuen“, sagt Nowack. Jeder Fall werde besprochen und nach einer guten Lösung gesucht. Viele Eltern hätten sich gut organisiert, sagt Nowack.

Das bestätigt auch Heike Schmidt. Sie ist Leiterin der Kindertagesstätte in Vieringhausen. „Wer Hilfe braucht, bekommt Hilfe. Aus den Gesprächen mit Eltern habe ich den Eindruck, dass die große Mehrheit sehr vernünftig mit der Situation umgeht“, sagt Schmidt. Ihr wäre es lieb, wenn die Rückkehr zu einem Normalbetrieb nicht überstürzt werde. „Ich spüre eigentlich den größten Druck von der Politik, es müsse alles schneller gehen“, sagt Schmidt. Das verstärke die Sorge für die Gesundheit ihrer Kolleginnen.

„Wir erfinden uns eigentlich täglich neu“, erklärt Nowack. Inzwischen landete die 16. Fachverordnung auf seinem Schreibtisch, in dem das Familienministerium seine Beschlüsse weiterreicht. In der nächsten Woche werden weitere folgen. Wann kommen die Schulanfänger-Kinder zurück? Gibt es bald eine Betreuung am Vormittag und am Nachmittag. Oder wird es einen Wechsel von einer Woche auf die andere geben? 4000 Kinder besuchen in normalen Zeiten die städtischen Einrichtungen und die der freien Trägern. Zurzeit werden unter zehn Prozent betreut.

Die Anzahl der Kinder, die die Kita Honsberg zurzeit besuchen, ist überschaubar. Es sind zehn von 92. Leiterin Jennifer Schmitz und ihre Kolleginnen tragen keine Schutzmasken. „Das verträgt sich nicht mit unserer Arbeit“, sagt sie. Kinder brauchen die unverstellte Ansprache. Und wenn ein Kind getröstet werden muss, nimmt die Erzieherin es in den Arm. „Wir machen das Beste draus“, sagt sie. Auch die anderen 82 Kinder werden nicht vergessen. „Wir schreiben ihnen Briefe und rufen an“, sagt Schmitz.

Schutzmasken aus Plexiglas hat Nowack zum Testen in einigen Kindergärten verteilt. In der nächsten Woche bekommt er Rückmeldung, ob das eine Alternative zu Stoffmasken sein könnte. „Wichtig ist, dass wir Kinder nicht wie Aussätzige behandeln“, sagt Nowack. Außerdem muss er sich einen Überblick verschaffen, wie viele Erzieherinnen und Erzieher eingesetzt werden können. Alle Personen, die älter als 60 Jahre sind sowie Personen mit chronischen Erkrankungen stehen nicht zur Verfügung. Nowack rechnet damit, dass etwa ein Drittel an Personal nicht einsetzbar sei. Entsprechend geringer werde das Angebot ausfallen.

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