Kirchen in Remscheid Gemeinden zögern bei Gottesdiensten

Remscheid · Von Gottesdiensten, wie sie noch vor gut sechs Wochen üblich waren, sind die Religionsgemeinschaften in Remscheid weit entfernt. Stattdessen setzen viele Gemeinden weiter aufs Internet.

 St. Suitbertus gehört zu den größten Kirchen Remscheids. In Corona-Zeiten hat aber nur eine kleine Gruppe Platz, um dort einem Gottesdienst beizuwohnen.

St. Suitbertus gehört zu den größten Kirchen Remscheids. In Corona-Zeiten hat aber nur eine kleine Gruppe Platz, um dort einem Gottesdienst beizuwohnen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Gemeinschaft der Gläubigen trägt einen Gottesdienst. Aber unter den strengen Abstandsregelungen sehen viele Geistliche kaum eine Chance, so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen. So lautet der Tenor aus den Kirchengemeinden. Aber den Gottesdienst im Internet haben viele als Möglichkeit entdeckt, mit den Gemeindemitglieder in Kontakt zu bleiben und neue zu erreichen.

„Unter diesen Bedingungen halte ich einen Gottesdienst nicht für sinnvoll“, sagt Annette Cersovsky, Pfarrerin an der evangelischen Kirche Hasten. Zu den Gottesdiensten in der Pauluskirche komme meist eine feste Gruppe. Man kennt sich, umarmt sich und sitzt nachher noch im Gemeindehaus zusammen. Und es kämen mehr Besucher als unter den Corona-Vorschriften zulässig wären. „Soll ich da welche nach Hause schicken?“, fragt die Pfarrerin. Ihre Gemeinde werde im Mai die Kirche nicht öffnen. Der erste Gottesdienst ist für das Pfingstwochenende geplant. Unter freiem Himmel.

Jede Gemeinde des Evangelischen Kirchenkreises kann selbst entscheiden, wie sie mit der neuen Möglichkeit umgeht. Superintendent Hartmut Demski sagt zur Situation: „Wir haben uns nicht danach gedrängt, schnell zu öffnen.“ Es sei überall eine große Zurückhaltung zu spüren. Neben der begrenzten Platzauswahl sei auch die große Organisation unter den verschärften Bedingungen notwendig. Es gibt Platzkarten, es werden Voranmeldungen verlangt, der Einlass und der Ausgang vollzieht sich nach einen strikten Reglement, und vor und nach dem Gottesdienst müssen die Kirchenbänke desinfiziert werden.

Auf all diese Vorschriften haben noch mal Ordnungsdezernentin Barbara Reul-Nocke und Jürgen Beckmann, Chef des Ordnungsamtes, bei einem Gespräch mit Kirchenvertretern aufmerksam gemacht. „Ich habe den Eindruck, dass alle mit dem Thema sehr verantwortlich umgehen“, sagte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz. Die muslimischen Gemeinden verzichten auf das Freitagsgebet am 1. Mai. An ein geselliges Fastenbrechen im Ramadan sei ebenfalls nicht zu denken.

Wer einen Gottesdienst dennoch feiern will, sollte das Ordnungsamt informieren. Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes werden zwar nicht in den Gottesdienst platzen und kontrollieren, ob alle eine Masken tragen. „Es ist aber gut, wenn wir Bescheid wissen, wenn sich Menschen versammeln“, sagt der OB.

Zum Gottesdienst in St. Suibertus werden sich wahrscheinlich ein paar Gläubige am Sonntag versammlen. Nach vorheriger Anmeldung. Stadtdechant Thomas Kaster will es vorsichtig wagen, wieder vor Menschen zu predigen. „Es wird aber nicht das sein, was wir unter Gottesdienst verstehen“, sagt Kaster. Seine Predigt wird wieder im Netz übertragen. Genauso wie in vielen anderen Gemeinden. „Wir haben das Internet entdeckt, um auch Menschen zu erreichen, mit denen wir sonst nicht in Kontakt sind“, sagt Pfarrerin Cersovsky. Sie schreibt täglich einen Blog und erfährt viel Resonanz darauf.

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