Hoppetosse in St. Tönis Eltern nehmen Kita-Notbetreuung an

Tönisvorst · Mit der Ausweitung der Berechtigungsliste steigen auch die Betreuungszahlen im Zuständigkeitsgebiet des Kreisjugendamtes Viersen. Ein Besuch in der DRK-Kita Hoppetosse in St. Tönis.

 Kita-Leiterin Hülya Becker-Özkaya (mit Maske) und zwei Erzieherinnen mit den vier Kindern, die diese Woche in der Einrichtung betreut wurden.

Kita-Leiterin Hülya Becker-Özkaya (mit Maske) und zwei Erzieherinnen mit den vier Kindern, die diese Woche in der Einrichtung betreut wurden.

Foto: Emily Senf

Die Nachfrage nach Plätzen in der Notbetreuung steigt. Ende vergangener Woche wurden in den Kindertageseinrichtungen, die in der Zuständigkeit des Jugendamtes des Kreises Viersen liegen, 222 Kinder betreut, 18 weitere in der Kindertagespflege; in dieser Woche waren es 295 und 38 Kinder. Auch in der Kita Hoppetosse in St. Tönis kümmern sich die Mitarbeiter um immer mehr Kinder. Am Donnerstag waren es noch vier, für kommenden Montag sind zehn Kinder angekündigt, davon drei, deren Elternteil alleinerziehend ist. „Tendenz steigend“, wie Einrichtungsleiterin Hülya Becker-Özkaya berichtet. Nicht alle Eltern, die die Notfallbetreuung in Anspruch nehmen könnten, wollen allerdings.

In der Hoppetosse – eine von elf Kitas des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Kreis Viersen – sitzen die vier Kinder, die dort an diesem Vormittag betreut werden, am Tisch und essen. Ein Mädchen löffelt Reis, der Junge gegenüber schiebt sich ein Stück rote Paprika in den Mund. „Wir vermissen unsere Freunde“, sagt Elisa zwischen zwei Bissen. Die Fünfjährige und die anderen finden es gut, in die Kita gehen zu können, nur die anderen fehlen dabei eben doch. Auch Erzieherin Christine Heetfeld sagt: „Die Situation ist ungewohnt, es fühlt sich alles nicht richtig an.“ Außer den vier Kindern und ihren zwei Erzieherinnen darf an diesem Tag niemand anderes den Raum der „Langstrumpfgruppe“ betreten. Der Besuch der Rheinischen Post ist nur mit einer Ausnahmegenehmigung des DRK und unter Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygieneregeln möglich. In der Corona-Krise gilt für Kitas ein Betretungsverbot.

Auch die Eltern dürfen ihre Kinder nur bis zur Eingangstür bringen. Dort empfangen sie die Mitarbeiter mit Mundschutz, ein kurzer Plausch auf Abstand ist möglich. Denn die Eltern müssen warten, während den Kindern Fieber gemessen wird. Liegt ihre Temperatur höher als 37,9 Grad, werden sie wieder nach Hause geschickt. Auch die Erzieher messen bei sich jeden Tag die Temperatur. Alles wird schriftlich festgehalten. Auf dem Schreibtisch von Kita-Leiterin Hülya Becker-Özkaya türmen sich die Unterlagen. „Manchmal fühle ich mich nach einer der täglichen Telefonkonferenzen wie nach einem ganzen Arbeitstag“, sagt sie. Auch wenn deutlich weniger Kinder als sonst da sind, haben die Kita-Leiterin und ihre Mitarbeiter nicht weniger zu tun. Wer nicht gerade eine Gruppe betreut, arbeitet im Homeoffice. Erledigt wird alles, was anfällt und liegen geblieben ist, Planungen, Konzepte, Angebote für die Kinder.

Die DRK-Kita an der Anton-Beusch-Straße hat 103 Plätze in fünf Gruppen sowie 15 Mitarbeiter. Die jüngsten Kinder sind zwei Jahre alt. Am 13. März haben sich alle wie üblich ins Wochenende verabschiedet, am Montag wurde die Kita wie andere Corona-bedingt nicht mehr aufgemacht. Zunächst nutzte in der Hoppetosse niemand die Notfallbetreuung, ab dem 1. April kam ein zweijähriges Kind zur Eingewöhnung. Eigentlich war es erst für einen Monat später angemeldet, berichtet Becker-Özkaya, aber weil beide Eltern systemrelevante Berufe haben und kein anderes Kind da war, wurde es schon früher aufgenommen. Danach wurden es mehr. Insgesamt kamen in der Stadt Tönisvorst in der vergangenen Woche 73 Kinder in der Notbetreuung unter, zuletzt waren es 95.

Manche Eltern, deren Berufe auf der Liste der NRW-Landesregierung zur Berechtigung für einen Platz in der Notbetreuung stehen, haben ihre Kinder dennoch zu Hause gelassen. Aus Angst vor einer Ansteckung hätten sie den Kita-Besuch so lange wie möglich hinausgezögert. „Sie kommen jetzt, weil es nicht mehr anders geht“, sagt Becker-Özkaya. Eine Mutter versucht an diesem Tag, ihr Kind ebenfalls unterzubringen. „Sie hatte aber nicht die nötigen Unterlagen und auch vorher nicht angerufen“, sagt Becker-Özkaya, nachdem sie die Frau zunächst vertrösten musste. „Wir haben Verständnis für jede Not“, sagt die Kita-Leiterin. Aber es gebe nun einmal Vorgaben, Ausnahmen seien nicht drin. „Da spielen persönliche Befindlichkeiten keine Rolle“, sagt sie.

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