Großprojekt Rat entscheidet über die Wallhöfe

Das Bebauungsplanverfahren zu diesem wichtigen Innenstadt-Projekt befindet sich auf der Zielgeraden.

 Im Dezember des vergangenen Jahres stellten das zuständige Architekturbüro und die Stadt das Projekt noch einmal vor.

Im Dezember des vergangenen Jahres stellten das zuständige Architekturbüro und die Stadt das Projekt noch einmal vor.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Am Dienstag, 31. März, muss der Rat entscheiden. Es geht um eines der wichtigsten Innenstadt-Projekte: Das Bebauungsplanverfahren zu den neuen Wallhöfen befindet sich auf der Zielgeraden. Nachdem die Verwaltung die Anregungen anlässlich der umfangreichen Öffentlichkeitsbeteiligung abgewogen und die Planung an einigen Stellen angepasst hat, steht ab nächster Woche die abschließende Beratung in den politischen Gremien bevor. Die entsprechende Beschlussvorlage wurde jetzt veröffentlicht.

„Die Wallhöfe sind ein Schlüsselprojekt für eine nachhaltige Stadtentwicklung in der Ratinger Innenstadt“, sagt Planungsdezernent Jochen Kral. „Zum Einen stärken wir den Einzelhandel und erhöhen damit die Attraktivität der City. Zum Zweiten werten wir diesen zentralen Bereich gegenüber der alten Hertiehaus-Bebauung städtebaulich enorm auf. Zum Dritten schaffen und sichern wir auf lange Sicht urbanes Grün in der Innenstadt. Und last but not least schaffen wir attraktiven und zumindest zum Teil preisgedämpften Wohnraum in dieser bevorzugten Lage.“

Zwischen Düsseldorfer Platz und Wallstraße soll ein attraktives Wohn-/Geschäftsquartier mit einem direkten Durchgang vom zentralen Omnibusbahnhof Ratingen Mitte in die Fußgängerzone entstehen. Der Bereich südlich der Wallstraße zwischen Garten der Sinne und Beamtengässchen, der bis vor wenigen Jahren komplett bebaut war, wird zum Park für Jung und Alt. Die Planung dazu, erarbeitet unter großer Beteiligung der Ratinger Bürger, steckt in der abschließenden Phase. Unter einem Teil des Parks entsteht eine öffentliche Tiefgarage, die so geplant wird, dass die Relikte der ehemaligen Stadtbefestigung und der Baumbestand des bereits bestehenden kleinen Parks bewahrt werden. Um die im Volksmund „Schnullerbaum“ genannte, 14 Meter hohe Rotbuche zu erhalten, wird auf sechs Stellplätze verzichtet. In Abstimmung mit der Rheinischen Denkmalbehörde war die Lage des Baukörpers gegenüber der ursprünglichen Planung leicht verschoben worden und kam so den Wurzeln der Buche bedenklich nah. „Mir war aber wichtig, dass wir da auf Nummer sicher gehen und bei der Buche keinerlei Risiko eingehen“, sagt Bürgermeister Klaus Pesch. Auch der beliebte Kletterbaum im Park, ein Eisenholzbaum, wird durch die Baumaßnahme nicht gefährdet. An der Wallstraße und im geplanten Mehrgenerationenpark soll die einstige Stadtbefestigung anschaulich inszeniert werden.

Das Grundstück an der Wallstraße/Düsseldorfer Platz ist das einzige im Kernbereich der Innenstadt, in dem größerflächiger Einzelhandel angesiedelt werden kann. 4.900 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sind in den Wallhöfen geplant. Als Ankermieter sind ein Lebensmitteldiscounter (Aldi) im Untergeschoss und ein Vollsortimenter (Edeka) im Erdgeschoss vorgesehen. Das Fachgutachterbüro Stadt + Handel kam in seiner Untersuchung zu dem eindeutigen Urteil, dass die Wallhöfe den Einzelhandel in der gesamten Innenstadt stärken, weil viele Kunden, die durch die Magnetbetriebe Aldi und Edeka angezogen werden, auch noch woanders einkaufen werden.

Um jegliche negative Auswirkungen auszuschließen, wurden einige Sortimente, die das Gutachterbüro als potenziell problematisch eingestuft hat (Orthopädieartikel, Sport) ausgeschlossen. Eine Nutzung als Ärztehaus war von vornherein ausgeschlossen worden. In den Obergeschossen sollen ausschließlich Wohnungen entstehen, nach den aktuellen Planungen 67 an der Zahl. Eine besondere Qualität der Planung ist die städtebauliche Funktion der Wallhöfe als Tor zur Fußgängerzone. Wo früher das Hertiehaus einen Riegel zwischen der zentralen Bahn- und Busstation und dem Herz der Stadt bildete, setzen die Planer der Wallhöfe auf Durchlässigkeit. Ohne Umweg sollen Fußgänger das Quartier durchqueren können. Diese Planung funktioniert aber nur, wenn Aldi und Edeka auf verschiedenen Geschossen untergebracht werden. „Wenn beide ins Erdgeschoss müssen, entsteht unweigerlich wieder ein Riegel“, urteilt Kral.

Eine gegliederte, aufgelockerte Fassadenstruktur sorgt außerdem für eine ansprechende Gestaltung aus jeder Perspektive. Das renommierte Architekturbüro kadawittfeld hat auf Wunsch der Verwaltung seine Entwürfe noch einmal angepasst.

Die Öffentlichkeit ist an dem Planverfahren umfassend beteiligt worden. Es gab mehrere Bürgerinformationsveranstaltungen, und im Sommer/Herbst 2019 waren die Pläne insgesamt zwei Monate lang öffentlich ausgelegt worden. Darüber hinaus seien auch unter Beteiligung des Investors Tecklenburg intensive Gespräche mit den unmittelbar betroffenen Nachbarn geführt worden, so die Stadt. Mit den Anwohnern von zwei Gebäuden wurden verbindliche Vereinbarungen getroffen. Noch keine Einigung gibt es mit der Eigentümergemeinschaft Düsseldorfer Platz 2/Gartenstraße 3. Baudezernent Kral weist jedoch darauf hin, dass die Lärmbelastung und die Verschattung gegenüber der Situation mit dem ehemaligen Hertiehaus deutlich geringer ausfallen. Wie die RP bereits berichtete, sind die Anwohner unter anderem mit der Größe des Projektes nicht einverstanden.

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