Projekt Wallhöfe-Projekt: Nun droht eine Klage

Eine Einigung zwischen Stadt, Investor und Anwohnern ist nicht in Sicht. Der Rat entscheidet über den Bebauungsplan.

 Die Baustelle, auf der die neuen Wallhöfe entstehen sollen. Über den Bebauungsplan entscheidet der Rat am 11. Februar.

Die Baustelle, auf der die neuen Wallhöfe entstehen sollen. Über den Bebauungsplan entscheidet der Rat am 11. Februar.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Hinter den Kulissen rumort es gewaltig. In den vergangenen Tagen haben noch einmal intensive Gespräche zwischen Stadtverwaltung, Investor Tecklenburg, den Anwohnern und dem City-Kauf-Vorsitzenden Bernd Schultz zum Thema Wallhöfe stattgefunden. Dabei wurde aus seiner Sicht klar: Zum Bebauungsplan (B-Plan) muss ein Plan B her.

Eine Einigung zwischen der Stadtverwaltung, Investor und den Anwohnern vom Düsseldorfer Platz sei nicht in Sicht. Der Bürgermeister halte am bisherigen B-Plan fest, und die 16 Eigentürmer, die zum größten Teil ihre Wohnungen selber nutzen, hätten daher einstimmig beschlossen, nach einer Verabschiedung des offengelegten Bebauungsplanes M 405 durch den Rat gegen diesen Bebauungsplan eine Normenkontrollklage einzulegen.

Ein mehrjähriger Stillstand sei damit abzusehen, und der neue Wall-See werde sich als Mahnmal städtischer Fehlplanung entwickeln. Der City-Kauf fordert eine städtebaulich verträgliche und bürgernahe Lösung für das Projekt Wallhöfe mit Augenmaß, die auch die berechtigen Interessen der Anwohner berücksichtigt, die sich nun gegen die überzogene Planung mit einer Klage zur Wehr setzen wollen. Schon als klar wurde, dass die ursprünglich beabsichtigte Ansiedlung eines Elektronikfachmarktes nicht realisiert werden wird, hätte die Stadtverwaltung mit einer alternativen Planung beginnen müssen, betont Schultz.

„Wir begrüßen die Ansiedlung von Edeka und Aldi auf dem bisherigen Hertie-Gelände“, erklärte er. Diese Großflächen könnten ohne baurechtliche Einschränkungen im Erdgeschoss umgesetzt und die hierfür benötigen Stellplätze auf zwei Tiefgaragenebenen darunter geschaffen werden. Den Elektrofachmarkt werde es nicht geben, also werde auch die hierfür geplante Fläche nicht benötigt. „Angesichts der wachsenden Leerstände in der Innenstadt brauchen wir auch keine weiteren kleinen und mittleren Einzelhandelsflächen am Rande der Innenstadt“, meinte er, „der Boulevard mit den 15 Stufen in Richtung Busbahnhof kann damit entfallen, eine optimale Verbindung zur Innenstadt über die neu gestaltete Düsseldorfer Straße haben Rat und Verwaltung mit dem Millionenprojekt Düsseldorfer Platz bereits erfolgreich umgesetzt.“

Das Wohngebäude hätte energetisch und lärmtechnisch Vorteile gegenüber der jetzigen Planung. Weitere Wohnhäuser und entsprechende Stellplätze könnten entlang der Wallstraße entstehen, der ursprünglich geplante historische Grüngürtel wäre realisierbar, und die Anwohner am Düsseldorfer Platz blieben bei dieser Lösung mit im Boot.

„Eine schnelle Korrektur der bisherigen Pläne ist für unsere Stadt der bessere Weg, als den Gerichten die Entscheidung über die Zulässigkeit der bisherigen Planungen zu übertragen“, betonte Schultz in einem Schreiben, das der RP vorliegt.

Es ist ein wichtiger Termin: Am 11. Februar geht es in der ersten Ratssitzung des Jahres um den Bebauungsplan, der die Rahmenbedingungen zum Bau der neuen Wallhöfe absteckt. Dieser Schritt war bereits für Ende dieses Jahres vorgesehen, doch es gab Verzögerungen – aus unterschiedlichen Gründen (die RP berichtete bereits).

Unlängst tagte der Arbeitskreis in nicht-öffentlicher Sitzung. Und es ging wieder kontrovers her. Die Verwaltung, so berichteten Beobachter, präsentierte ein neues Gutachten der Stadtplaner und Standortspezialisten von „Stadt und Handel“ mit Sitz in Dortmund.

In dieser Expertise wurde noch einmal die Botschaft herausgearbeitet, dass dieses millionenschwere Projekt eine Bereicherung für die Innenstadt werden kann.

Rückblende: Im Bezirksausschuss Mitte wurde ein Antrag von Bürger Union und SPD diskutiert, der ziemlich hart in die bisherigen Planungen eingreift. So sollte die Einzelhandelsfläche um rund 1600 Quadratmeter reduziert werden, auf eine Verkaufsfläche im Erdgeschoss will man ganz verzichten.

Der City-Kauf begrüßte den Vorstoß von BU und SPD in einem Brief. Der Antrag auf eine Beschränkung von Verkaufsflächen schaffe die Chance für eine zum Stadtbild passende Wohnbebauung. Eine Apotheke und ein Ärztehaus wollen SPD und BU an diesem Standort ausschließen. Und dazu wird es auch nicht kommen, hieß es im Arbeitskreis.

SPD und BU haben eine mangelnde Akzeptanz und ein Prozessrisiko bei Anwohnern ausgemacht und rückten massive Leerstände in der Innenstadt (Wallpassage) in den Blickpunkt der aktuellen Diskussion. Jochen Kral, der Technische Beigeordnete, betonte immer wieder: „Wir brauchen bei dem wichtigen Projekt Wallhöfe ein neues Stück Stadt und kein Einkaufszentrum. Die geplante Architektur ist hervorragend.“

Der City-Kauf hatte ein Bild veröffentlicht, das die Wallstraße in drangvoller Enge zeigte, sozusagen in die Ecke gedrückt von einem neuen Koloss aus Beton. Doch dem ist nicht so, versicherte die Stadt und bekam Rückendeckung von Gerhard Wittfeld vom Architekturbüro „kadawittfeld“, das auch die neue Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt bauen wird.

Der Architekt zeigte damals eine aktualisierte Animation, auf der eine aufgelockerte Bebauung zu sehen ist, die zum Teil auch Backsteinelemente enthält. Dieses Material ist in der Stadt häufiger zu finden, man will diese Steine auch für das Neubauprojekt des Investors verwenden. Wittfeld erklärte, dass die Breite der Wallstraße unverändert bleibt. Er sprach von einem engen Zusammenspiel zwischen Stadt, Investor und Architekten.

 Modellcharakter: Blick auf die Wallstraße Richtung Düsseldorfer Straße. Der City-Kauf kritisiert, dass das Projekt zu groß dimensioniert sei.

Modellcharakter: Blick auf die Wallstraße Richtung Düsseldorfer Straße. Der City-Kauf kritisiert, dass das Projekt zu groß dimensioniert sei.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die Stadt verteidigte ihr Vorgehen, auf einen Projekt-Wettbewerb verzichtet zu haben. Man hätte mindestens ein Jahr Zeit verloren, und die Pläne, die Investor und die Architekten präsentierten, hätten dem Vorgaben-Katalog der Stadt überzeugend entsprochen.

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